Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 07

Galaxis Science Fiction Bd. 07

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
ich sogar an zu glauben, daß ich es vielleicht wirklich wäre.
    »Mr. Langston«, schrillte er. »Fröhlich ungeheuer, Sie zu sehen. Wo gewesen? Vermissen wir kolossal.«
    Dann schlug er eine zierliche Hand gegen seine vorgewölbte Brust, hob seinen Blick zur Decke empor und quiekste: »Reines Leben und Sonnenstrahl.« Er blickte mich wieder an und lächelte noch breiter.
    »Wie?« sagte ich. »O ja, reines Leben und Sonnenstrahl und so weiter. Genau. Nehmen Sie Platz, Blek, alter Junge!«
    Was mich betrifft, so schaut ein Marsianer genauso aus wie der andere. Den Burschen da vor mir erkannte ich jetzt allerdings wieder. Es gab nur einen einzigen Marsianer in jener kleinen Gruppe verschrobener Gesundheitsapostel, mit denen ich während der letzten zwei Wochen oberflächlich bekannt geworden war – und das war er.
    Ich zog meine Füße ein, und Zan Matl Blekeke setzte sich, wobei er bemüht war, die ganze Bar mit seinem Sonnenschein und reinem Leben zu erfüllen. Wir bestellten Getränke. Er schien wegen irgend etwas in Hochstimmung zu sein, und da es den Anschein hatte, als müsse er seinem Herzen Luft machen oder zerplatzen, so ergab ich mich in mein Schicksal.
    Zan Blekeke machte nicht viel Umschweife und fing an, mir etwas vorzuflöten.
    »Ah, Mr. Langston! Falsche Zeit weg. Wo gewesen? Sollten Versammlung. Ich gefehlte Residenz, ja. War erwartet, jawohl.«
    Ich unterbrach: »Fangen wir noch einmal von vorn an. Es ist also etwas sehr Wichtiges passiert?« Er nickte.
    »Eine Versammlung der Mitglieder? Gestern?« Er nickte wieder und grinste. Ich überlegte einen Augenblick und versuchte dann einen Schuß ins Blaue. »Sie waren aber auch nicht da? Sie haben das Lokal nicht gefunden. Gefehlte Residenz?«
    Er schaute drein, als hätte ich ihm gerade auf sein Hühnerauge getreten. Er schrillte: »Nein, nein! Gegensatz! Gegensatz!«
    »Sie meinen also, Sie waren da? Was ist also passiert?«
    Er sackte in sich zusammen und betrachtete mich wie ein Lehrer, der an der Dummheit seines Schülers verzweifelt. Mit dem Pathos einer ungeölten Türangel sagte er: »Häuptling, Chef, Boß, Oberhaupt, ich, Zan Blekeke.«
    Und wenn ich es jetzt noch nicht verstand, dann war ich es nicht wert, die große Neuigkeit zu erfahren. Aber ich hatte begriffen.
    »Sie wurden also zum Präsidenten gewählt?«
    Zan Blekeke nickte dankbar. »Ja und so. Unverdienstlich furchtbar, aber – « Er hob resignierend seine mächtige Brust und seufzte tief auf.
    »Aber im Gegenteil!« protestierte ich. »Das ist ja großartig. Sie sind genau der richtige Mann. Darauf müssen wir einen heben.«
    WIR bestellten neue Martinis, und der Marsianer fuhr fort: »Mitglieder offenbar, daß wer immer ich eng vertraut zu Lieben Alten Doktor« – bei diesen Worten hob er seine Augen wieder zur Decke empor und klatschte seine Hand gegen die Brust – »ich soll treten in Fußtritte.«
    »Na klar«, stimmte ich ihm mit Nachdruck zu. »Ganz ohne Frage.«
    Aus verschiedenen Gesprächen mit einigen der Sonnenstrahl-Mitglieder hatte ich schon entnommen, daß Blekeke eine Art Diener des »Lieben Alten Doktors« gewesen war. Ich hatte weiterhin den Eindruck gewonnen, daß er auch weiterhin der Diener des neu zu wählenden Nachfolgers sein würde.
    Aber statt dessen hatten sie also den Marsianer selbst gewählt. Auf ihre schrullige Art nur logisch.
    Eigentlich war das jetzt die erste Gelegenheit, bei der ich mit Zan Blekeke näher ins Gespräch gekommen war. Ich hatte ihn zwar schon mehrere Male bei meinen Besuchen des Vereins gesehen, aber damals schien er mir ein stiller Bruder zu sein, der den anderen das Reden überließ. Seine Aufgabe war es gewesen, den einzelnen Mitgliedern die täglichen Höhensonnenbestrahlungen zu verabreichen. Übrigens hatte ich mich spaßeshalber auch ein- oder zweimal unter den Apparat gelegt. Aber bei all diesen Gelegenheiten war er zurückhaltend und unpersönlich gewesen.
     – Engster Vertrauter des Lieben Alten Doktors –
    Es war mir nie gelungen, etwas Entscheidendes über diesen Doktor herauszufinden. Den Mitgliedern war er so heilig, daß sie nicht einmal über ihn zu sprechen wagten. Allerdings hatte ich mir auch nicht besonders viel Mühe gegeben, ihnen die Würmer aus der Nase zu ziehen. Erstens war dieser Auftrag wirklich nichts Interessantes, und zweitens sollte das ja schließlich mein Urlaub sein.
    Jetzt, nachdem man also einen Nachfolger gewählt hatte, war ich neugierig, ob nun die Schau vorüber war und jeder wieder

Weitere Kostenlose Bücher