Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 07

Galaxis Science Fiction Bd. 07

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
fuhr sie träumerisch fort. »Grün wie Smaragde, grün wie Blätter, über die die Strahlen der Sonne tanzen, grün wie Gras, in dessen tauiger Frische man wie in einem Meer versinken kann.«
    Sie konnte es sich nicht verbeißen, diese Worte auszusprechen. Sie waren ihr Geschenk an das Gesicht, auch wenn es sie jetzt nicht mehr hören konnte.
    »Effie!«
    Sie wußte, was dieser Ton bedeutete. Mit müden Händen schloß sie die dicken bleiernen Läden und schob die schweren Riegel vor.
    »Du weißt, daß diese Läden nicht berührt werden dürfen. Nicht für mindestens die nächsten fünf Jahre.«
    »Ich wollte mir doch nur den Mond ansehen«, sagte sie und wandte ihm ihr Antlitz zu. Und dann war alles wie ausgelöscht – das Gesicht, die Nacht, der Mond, der Zauber – und sie war wieder in der schmutzigen, muffigen, kleinen Kammer – von Angesicht zu Angesicht mit einem ärgerlichen, muffigen, kleinen Mann. Plötzlich war wieder das nie endende Rauschen der Ventilatoren in ihren Ohren und das Knistern der elektrostatischen Luftreiniger, die den einsickernden Staub ausfällten. Die verschiedenen Geräusche bohrten sich schmerzhaft in ihren Schädel.
     
    »Wollte mir nur den Mond ansehen«, äffte er ihr mit fistelnder Stimme nach. »Wollte nur sterben wie eine kleine Idiotin«
     
    – seine Stimme wurde wieder rauh und nüchtern – »damit ich mich deiner noch mehr schämen muß. Los, zähle dich!«
     
    Schweigend nahm sie den Geigerzähler, den er ihr mit ausgestrecktem Arm entgegenhielt. Sie wartete, bis das Ticken des Gerätes sich beruhigt hatte und endlich langsamer kam als das Ticken einer Uhr. Es registrierte jetzt nur die kosmische Strahlung. Dann begann sie, das Instrument an ihrem Körper entlangzuführen. Erst Kopf und Schultern, dann die Arme herunter und auf ihrer Unterseite wieder hoch. Ihre Bewegungen hatten etwas seltsam Wollüstiges an sich, obwohl ihre Gesichtszüge grau und verfallen waren.
    Das Tempo des Tickens blieb unverändert, bis sie zu ihrer Hüfte gelangte. Dann wurde es plötzlich schneller und schneller. Ihr Ehemann stieß ein aufgeregtes Knurren aus, machte einen hastigen Schritt auf sie zu, blieb dann wieder stehen. Einen Augenblick lang starrte sie ihn mit furchterfüllten Augen an, dann grinste sie verlegen, griff in die Tasche ihrer schmuddeligen Schürze und zog eine Armbanduhr hervor.
    Ärgerlich riß er sie ihr aus der Hand, als sie ihm die Uhr entgegenhielt.
    Er fluchte und machte eine Bewegung, als wolle er die Uhr auf den Boden schleudern. Dann besann er sich aber und legte sie statt dessen auf den Tisch.
    »Du kleine Idiotin, Idiotin, Idiotin«, summte er leise durch zusammengebissene Zähne. Seine Augen hielt er dabei halb geschlossen.
    Sie zuckte kaum merklich mit den Schultern, stellte den Geigerzähler auf den Tisch zurück und stand da mit hängenden Schultern.
    Er wartete ab, bis sein eintöniger Singsang seinen Ärger etwas beschwichtigt hatte, bevor er von neuem sprach. Leise sagte er: »Ich nehme doch an, daß du dir darüber klar bist, in was für einer Welt wir leben?«
    SIE nickte langsam. Ihre Augen starrten dabei ins Leere. O ja, sie war sich darüber klar, zu klar. Es war eine Welt, deren Möglichkeit sich vorher kein Mensch klargemacht hatte. Die Menschen hatten mehr und immer mehr Wasserstoffbomben angehäuft. Sie hatten diese Bomben dann in Kobaltschalen gebettet, obwohl sie versprochen hatten, das nicht zu tun. Aber das Kobalt kostete nicht viel mehr und machte die Bomben viel, viel schrecklicher. Und schließlich hatten sie diese Bomben geworfen und sich dabei immer von neuem gesagt, sie hätten noch nicht genug geworfen, um die Luft mit dem radioaktiven Kobaltstaub wirklich zu verseuchen. Und sie hatten noch mehr Bomben geworfen und noch mehr, bis schließlich der Gefahrenpunkt, nach dessen Überschreitung Erde und Luft für alles menschliche Leben todbringend sein würde, erreicht worden war.
    Dann – ungefähr einen Monat lang – hatten die beiden großen feindlichen Lager gezögert und gewartet. Endlich hatten sich beide unabhängig voneinander gesagt, sie könnten noch einen letzten gigantischen und. entscheidenden Angriff wagen, ohne diesen Gefahrenpunkt allzuweit zu überschreiten. Man hatte geplant, vorher die Kobalthüllen von den Bomben abzunehmen, aber jemand hatte vergessen, den dazugehörigen Befehl zu geben, und dann war dafür keine Zeit mehr.
    Außerdem vertrauten beide Lager darauf, daß das Land des Gegners bis jetzt den meisten

Weitere Kostenlose Bücher