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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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keine Männer.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann platzte ich laut heraus: »Und wie kommt ihr darauf, daß ihr keine Männer seid?«
    Wang Hsi schaute mich verwundert an, aber seine Antwort kam immer noch ruhig und leise. »Sie wissen, warum. Sie haben unsere Spezifikationen gesehen, Commander. Wir sind keine Männer, keine wirklichen Männer, weil wir uns nicht fortpflanzen können.«
    Ich zog mich zurück auf den Tisch und verschränkte meine zitternden Hände über den Knien.
    »Wir sind so steril«, hörte ich Jussuf Lamehd sagen, »wie kochendes Wasser.«
    »Es hat immer eine Menge Männer gegeben«, begann ich, »die…«
    »Hier geht es nicht um einzelne Männer«, unterbrach mich Weinstein. »Hier geht es um uns – alle von uns.«
    »Klops bist du«, murmelte Wang Hsi, »und zu Klops wirst du wieder werden. Wenigstens ein paar von uns hätten sie eine Chance geben können. Die Kinder wären vielleicht nicht so schlecht geworden.«
    Roger Grey schlug mit seiner riesigen Hand auf die Lehne seines Stuhls. »Das ist es ja gerade, Wang«, sagte er wild. »Die Kinder wären vielleicht gut geworden – zu gut. Unsere Kinder wären vielleicht besser geworden als ihre Kinder – und wo würde dann diese stolze und eingebildete, diese verdammte Realo-Menschheit sein?«
    Ich saß da und starrte sie an, aber diesmal sah ich ein anderes Bild. Ich sah nicht Fließbänder, die sich langsam weiterbewegten, bedeckt mit menschlichem Gewebe und Organen, an denen ernstblickende Biotechniker ihre Arbeiten verrichteten. Ich sah keinen Raum, in dem Dutzende von Menschenkörpern in Nährlösungen schwammen und jeder Körper mit einer Hypno-Maschine verbunden war, die Tag und Nacht dem Gehirn diejenigen Informationen einflößte, die notwendig waren, damit dieser Körper den Platz eines Mannes an dem blutigsten Teil der Front einnehmen könnte.
    DIESES Mal sah ich Kasernen voller Helden, manche von ihnen in doppelter und dreifacher Ausfertigung, die murrend und maulend herumsaßen, so wie Männer in jeder Kaserne und auf jedem Planeten es immer tun werden, ob sie nun wie Helden aussehen oder nicht. Aber ihre Unzufriedenheit betraf Demütigungen, die tiefer gingen als alle, die bisher ein Soldat gekannt hatte – Demütigungen, so fundamental wie die Struktur der menschlichen Persönlichkeit.
    »Ihr glaubt also«, und trotz des Schweißes auf meinem Gesicht klang meine Stimme sehr gefaßt, »daß die Zeugungsfähigkeit euch absichtlich vorenthalten wurde?«
    Weinstein schnitt eine Grimasse.
    »Aber, Commander, bitte keine Ammenmärchen.«
    »Habt ihr noch nie daran gedacht, daß unser Hauptproblem im Augenblicke das der Vermehrung der menschlichen Rasse ist? Glaubt mir, Männer, draußen wird über fast nichts anderes mehr gesprochen. Schon in der Volksschule wird darüber diskutiert. Jeden Monat kommen neue Bücher auf den Markt, in denen Archäologen oder Pilsforscher das Problem aus ihrer speziellen Sicht heraus beleuchten. Jedermann weiß, daß, wenn wir mit diesem Problem nicht fertig werden, die Eoti mit uns fertig werden. Glaubt ihr wirklich ernstlich, daß unter diesen Umständen die Zeugungsfähigkeit irgendeiner Person absichtlich geschmälert werden würde?«
    »Was machen denn schon ein paar männliche Klopse aus?« sagte Grey. »Nach der letzten Statistik ist der Stand der Vorräte der Samenbänke so hoch wie noch nie in den letzten fünf Jahren. Wozu also brauchen sie da uns?«
    »Commander!« Wang Hsi streckte mir sein dreieckiges Kinn entgegen, »Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen ein paar Fragen stelle. Erwarten sie wirklich, daß wir glauben sollen, daß eine Wissenschaft, die fähig ist, einen lebenden, leistungsfähigen Körper mit einem komplizierten Verdauungssystem und einem äußerst empfindlichen Nervensystem zu rekonstruieren, es nicht vermag, in wenigstens einem einzigen Fall auch das Keimplasma wiederherzustellen? «
    »Sie müssen es glauben«, antwortete ich, »weil es eben so ist.«
    Wang lehnte sich zurück, die anderen ebenfalls. Sie senkten ihre Augen.
    »Habt ihr denn noch nie gehört«, flehte ich, »daß das Keimplasma im eigentlichen Sinne mehr das Individuum ist als jeder andere Teil von ihm? Daß einige Biologen sogar der Meinung sind, daß unser Körper und überhaupt alle Körper nur Wirte oder Vermittler sind, mit deren Hilfe es sich fortpflanzen kann? Es ist das komplizierteste biotechnische Rätsel, das es gibt. Glaubt mir das, Leute«, fügte ich leidenschaftlich hinzu, »wenn

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