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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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spielen? Was soll ich den Leuten erzählen, die sie sehen?« Julies Stimme wurde schrill. »Soll ich ihnen etwa sagen, daß sie meine Schwester ist?«
    Pat lächelte Curt über den Tisch hinweg zu und spielte mit einem Knopf an ihrem Hemd. Es war offenkundig, daß Julies Erbitterung sie in keiner Weise berührte. Vermutlich war das der Grund, warum das Korps ihre Gedanken nicht lesen konnte. Sie war völlig unvoreingenommen, sie stand über den Dingen und war über Haßgefühle und Gewalttätigkeiten erhaben.
    »Sie braucht kein Kindermädchen«, sagte Curt zu seiner Frau. »Laß sie in Ruhe.«
    Julie zündete sich mit fliegenden Fingern eine Zigarette an. »Ich werde sie nur zu gern in Ruhe lassen. Aber sie kann schließlich nicht in diesen Arbeitskleidern herumlaufen. Sie sieht aus wie ein entlaufener Sträfling.«
    »Such ihr ein paar Sachen von dir heraus«, schlug Curt vor.
    Julies Gesicht verzerrte sich. »Sie werden ihr nicht passen. Sie ist viel zu massiv.« Zu Pat sagte sie mit absichtlicher Grausamkeit: »Was für eine Größe haben. Sie, ungefähr 30? Mein Gott, was haben Sie die ganze Zeit gemacht, einen Pflug gezogen? Schau dir ihren Hals und die Schultern, an. Sie sieht aus wie ein Ackergaul.«
    Curt stand abrupt auf und schob seinen Stuhl zurück. »Komm!« sagte er zu Pat. Es war wichtig, ihr noch etwas anderes zu zeigen als Julies heimlichen Groll. »Ich zeig’ dir die Gegend.«
    Pat sprang auf. Ihre Wangen waren gerötet. »Ich möchte alles sehen. Es ist alles so neu für mich.« Sie beeilte sich, ihm zu folgen, während er seinen Mantel nahm und zur Haustür ging. »Können wir in der Schule vorbeischauen, wo ihr eure Psis trainiert? Ich mochte sehen, wie sie ihre Fähigkeiten ausbilden. Und kannst du mir zeigen, wie die Kolonialverwaltung arbeitet? Ich möchte gern wissen, wie Fairchild mit den Psis zusammenarbeitet.«
    Julie begleitete sie bis zu der vorderen Veranda. Die Morgenluft war noch kühl; um sie herum starteten Fahrzeuge zu ihrer täglichen Fahrt von der Wohnsiedlung in die Stadt. »In meinem Zimmer werden Sie Röcke und Blusen finden«, sagte sie zu Pat. »Suchen Sie sich etwas Leichtes heraus. Hier ist es wärmer als auf Proxima IV.«
    »Danke«, sagte Pat. Sie lief zurück ins Haus.
    »SIE ist wirklich ganz hübsch«, meinte Julie zu ihrem Mann. »Wenn sie erst einmal gebadet und neu eingekleidet ist, wird sie durchgehen. Und ihre Figur kann sich sehen lassen – ein bißchen stämmig vielleicht. Aber hat sie auch etwas im Kopf? Hat sie Persönlichkeit?«
    »Ganz gewiß«, antwortete Curt.
    Julie zuckte mit den Achseln. »Nun ja, sie ist jung. Viel jünger als ich.« Sie lächelte flüchtig. »Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung? Zehn Jahre ist das her… ich war so neugierig auf dich. Der einzige andere Seher außer mir. Ich hatte so viele Träume und Hoffnungen über uns beide. Ich war so alt wie sie damals, vielleicht ein bißchen jünger.«
    »Wir konnten nicht ahnen, was kommen würde«, sagte Curt. »Selbst wir nicht. Eine halbstündige Sehspanne ist nichts in einer solchen Sache.«
    »Wie lange geht es schon?«
    »Nicht lange.«
    »Hat es noch andere Mädchen gegeben?«
    »Nein. Nur Pat.«
    »Als mir klar wurde, daß es jemand anderes gab, da hoffte ich nur, sie würde für dich gut genug sein. Ich wollte Gewißheit haben, daß dieses Mädchen dir auch etwas bieten konnte. Ich nehme an, ihre Zugeknöpftheit ist daran schuld, daß man von ihr den Eindruck von Leere hat. Und du bist mehr auf sie eingespielt als ich. Vermutlich wirst du dir dieses Mangels gar nicht bewußt, falls es überhaupt ein Mangel ist. Vielleicht liegt es an ihrem Talent, ihrer Unlesbarkeit.«
    Curt knöpfte die Manschetten seines Mantels zu. »Ich glaube, es ist eine Art Unschuld. Sie ist bis jetzt von einer Menge Dinge verschont geblieben, all diesen Dingen, die uns unsere städtische industrialisierte Gesellschaft beschert hat. Als du über sie sprachst, schien sie das kaum zu hören.«
    Julie berührte sanft seinen Arm. »Dann paß gut auf sie auf. Sie wird es hier sehr nötig haben. Mich würde interessieren, wie Reynolds auf sie reagieren wird.«
    »Siehst du irgend etwas?«
    »Nichts, was sie betrifft. Du gehst… die nächste halbe Stunde, soweit ich sehen kann, werde ich hier im Haus allein sein. Ich habe mich entschlossen, in die Stadt zu fahren und ein paar Einkäufe zu machen. Ich werde ein paar neue Kleider kaufen, vielleicht auch etwas für sie.«
    »Die werde ich mit ihr selbst

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