Galaxis Science Fiction Bd. 15
glaube, das könnte man.«
»Bist du darüber nicht besorgt?«
»Natürlich bin ich besorgt, daß manche Leute mich hassen werden. Aber keiner kann lange leben, ohne sich irgendwelche Feindschaften zuzuziehen. Julie ist dir feindselig gesinnt. Reynolds mir. Man kann es nicht jedem recht machen, weil jeder andere Dinge von uns wünscht. Gefalle dem einen, und du mißfällst dem andern. In diesem Leben muß man sich entscheiden, wem man gefallen will. Und ich ziehe vor, Fairchild zu gefallen.«
»Er sollte darüber froh sein.«
»Wenn er überhaupt weiß, was los ist. Fairchild ist ein überarbeiteter Beamter. Vielleicht kommt er zu dem Schluß, daß ich meine Befugnisse überschritten habe, als ich mir den Antrag deines Vaters heraussuchte und einfach handelte. Vielleicht will er, daß ich sie wieder zu den Akten lege und dich zurück nach Prox IV schicke. Vielleicht wird er mich sogar für meine Eigenmächtigkeit bestrafen wollen.«
SIE verließen das Schulgebäude und fuhren die Straße zum Ozean hinunter. Tim jauchzte voller Freude, während er über den verlassenen Strand der Brandung entgegenlief, in deren unaufhörlichem Tosen seine Schreie bald untergingen. Der rotgefärbte Himmel über ihnen erwärmte sich schnell. Die drei Menschen waren völlig allein in der Schale aus Himmel, Strand und Ozean. Niemand sonst war zu sehen, nur ein Schwarm Vögel, die auf der Suche nach Sandkrabben auf- und abstelzten.
»Es ist wundervoll«, sagte Pat atemlos. »Ich nehme an, genauso sind die Ozeane auf der Erde, groß und funkelnd und rot.«
»Blau«, verbesserte sie Curt. Er hatte sich auf dem warmen Sand lang ausgestreckt, rauchte seine Pfeife und starrte versunken dem Spiel der Wellen zu, die wenige Meter vor ihm den Strand hinaufliefen. Sie ließen Haufen von dampfenden Meerespflanzen hinter sich zurück.
Tim kam herbeigerannt und brachte Arme voll von diesen tropfnassen schleimigen Gewächsen. Er ließ sie vor seinem Vater und Pat auf den Boden fallen.
»Es scheint ihm hier zu gefallen«, sagte Pat.
»Keine Verstecke für die Anderen«, antwortete Curt. »Er kann kilometerweit sehen, sie haben keine Möglichkeit, sich ungesehen heranzuschleichen. Das weiß er.«
»Andere?« Ihre Neugierde war erweckt. »Er ist so ein seltsamer Junge. So voller Sorgen und so geschäftig.
Er nimmt seine zweite Welt so ernst. Keine angenehme Welt, fürchte ich. Zu viel Verantwortung.«
Der Himmel wurde heiß. Tim begann aus nassem Sand ein kompliziertes Bauwerk aufzubauen.
Pat zog ihre Schuhe aus und lief barfuß zu Tim hinüber, um ihm dabei zu helfen. Die beiden arbeiteten schwer, fügten Wälle und Nebengebäude und Türme hinzu, bis eine recht ausgedehnte Burg daraus geworden war. In der heißen Glut des Mittags bildeten sich kleine Schweißperlen auf Schultern und Rücken des Mädchens. Endlich richtete sie sich in sitzende Stellung auf, strich sich erschöpft das Haar aus der Stirn und stand dann auf.
»Es ist viel zu heiß«, keuchte sie und warf sich wieder neben Curt in den Sand. »Das Klima ist hier so ganz anders. Ich bin ganz erledigt.«
Tim fuhr fort, an seiner Sandburg herumzubauen. Die zwei schauten ihm träge zu. Pat ließ sich den Sand durch die Finger rieseln.
»Ich glaube«, sagte Pat nach einer Weile, »von eurer Ehe ist nicht viel übrig. Ich hab’ es für dich und Julie unmöglich gemacht, noch länger zusammenzuleben.«
»Das ist nicht deine Schuld. Wir haben einander nie völlig gehört. Das einzige, was wir gemeinsam hatten, war unser Talent, und das ist kein Teil der eigentlichen Persönlichkeit.«
Pat streifte ihren Rock ab und watete in dem seichten Wasser umher. Sie duckte sich in den wirbelnden rosa Schaum und begann, ihr Haar zu waschen.
»Komm her!« rief sie Curt zu. »Es ist so schön kühl!«
Curt klopfte die Asche aus seiner Pfeife. »Wir müssen wieder zurück. Früher oder später. Ich muß mich mit Fairchild aussprechen. Wir müssen zu einer Entscheidung kommen.«
Pat watete zurück zum Ufer. Sie hatte den Kopf in den Nakken geworfen, und kleine Bäche rannen aus ihrem nassen Haar zwischen ihren Schulterblättern herunter. Tim rief ihr etwas zu, und sie blieb stehen, um seine Sandburg zu bewundern.
»Du hast recht«, sagte sie dann zu Curt. »Wir haben Besseres zu tun, als in der Sonne herumzufaulenzen und Sandburgen zu bauen.«
WÄHREND sie sich mit Curts Mantel abtrocknete, erzählte sie ihm von Proxima IV.
»Es ist fast wie im Mittelalter auf Terra. Die meisten Leute bei
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