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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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wir unsere Schuhe nicht gerade im modernsten Schuhsalon, sondern beim Trödler, und da kriegt man ein Paar für wenige Eier. Man könnte sagen, daß er die Sparsamkeit ein bißchen auf die Spitze trieb, aber das ist eines der wichtigsten der ungeschriebenen Gesetze der Landstraße: Was der andere tut, das geht dich einen feuchten Schmutz an. Wir nehmen uns in acht, daß wir dem andern Kumpel nicht auf die Hühneraugen treten, dafür tritt er uns nicht auf die unsern.
    Also raten Sie jetzt mal, warum wohl Schmutzfink Pete so genannt wurde. Jawohl, Mister! Seit 46, seit man ihn aus der Armee entlassen hatte, hatte der Bursche auch nicht ein einziges Bad mehr genommen, und er hatte auch nicht vor, jemals wieder eins zu nehmen. Er war aber ein verdammt guter Arbeiter, und niemand erlaubte sich irgendwelche dummen Scherzchen, wenn er in der Nähe war. Ein Kerl wie ein Schrank, aber ruhig.
    Hm, und jetzt wollen Sie sicher wissen, warum ich mich auf der Landstraße herumtreibe. Wenn Sie mich ansehen, werden Sie’s vielleicht schon erraten. Ich hab’ nämlich eine Schwäche für Bärte. Das Dumme daran ist nur, daß sie aus der Mode sind, es sei denn, Sie sind zufällig irgendso ein Künstler. Na, und das bin ich, weiß Gott, nicht. Sie wissen schon, wie das so ist. Die Nachbarn und die Kollegen schauen einen so komisch an, na, und schließlich hatte ich davon die Nase voll. Darum habe ich mich einfach dünne gemacht. Wenn Sie tippeln, dann fragt Sie keiner der anderen Brüder danach, woher Sie kommen und wohin Sie gehen und was Sie machen. Also war ich okay mit meinem langen Rauschebart.
    Ein Bart ist eine schöne Sache, Sie werden’s nicht glauben. Ein richtiger Genuß, wenn man ihn so streicht und fühlt, wie die weichen Haare einem so durch die Finger rinnen. Und außerdem, wenn Sie ihn kämmen und richtig pflegen, damit er nicht verfilzt, das hält sie in Ihrer Freizeit so beschäftigt, daß Sie auf keine dummen Gedanken kommen. Wenn Sie mich fragen, dann sage ich Ihnen, daß, meiner Meinung nach, es mit unserer Zivilisation immer mehr abwärts geht, seit der Rasierapparat erfunden wurde, und ich bin gern bereit, mit Ihnen zu wetten, daß ich nicht der einzige bin, der so denkt.
    Zeigen Sie mir einen Mann, der sich nicht hin und wieder mal einen Bart stehen läßt, und wenn auch nur für einen Tag, und Sie haben mir einen Mann gezeigt, der mehr Rücksicht auf seine gesellschaftliche Stellung nimmt als auf seine eigene Bequemlichkeit. Und wenn Sie mir einen Mann zeigen, der von sich behauptet, daß er sich gerne rasiert, dann hat er Ihnen entweder was vorgeflunkert oder er ist pervers.
    JA, das reicht wohl, damit Sie über uns Bescheid wissen. Also jetzt weiter mit der Geschichte. Glauben Sie mir, wenn wir den Professor nicht dabei gehabt hätten, dann hätte es wegen dieses Dinges vermutlich Mord und Totschlag gegeben, oder zumindest wäre unsere kleine Gruppe aufgeflogen, weil keiner von uns genügend Grips besessen hätte, um herauszubekommen, was mit dem Ding nun eigentlich los war.
    Schmutzfink Pete, das müssen Sie wissen, ist ein Experte, wenn’s ums Schnorren und Organisieren geht. Er hat scharfe Augen, und er hält sie auch immer offen auf der Suche nach irgendwelchen Sachen, die sich an den Mann bringen lassen, und wenn es ihm auch nur einen Nickel einbringt. Eines Abends saßen wir also in einem Dschungel in der Nähe von Sacramento und versuchten uns einig zu werden, ob wir nun nach Norden ziehen sollten zur Weintraubenernte oder nach Süden zur Weintraubenernte. Los ist um diese Zeit in ganz Kalifornien etwas, und es bringt gutes Geld. Übrigens, falls Sie nicht wissen, was ein Dschungel ist: so nennen wir die Lagerplätze, wo wir Hobos auf der Durchreise kampieren.
    Pete, wie gewöhnlich, stöbert so ein bißchen in der Gegend herum und kommt zurück ins Lager mit diesem Ding da in der Hand. Er trägt es so vorsichtig, als ob es ihn jeden Moment beißen könnte, aber man sieht ihm an, daß er sehr befriedigt ist, es gefunden zu haben, weil er vermutlich hofft, daß er es losschlagen kann. Na, und er kommt auf mich zu und sagt: »Heh, Eddie! Was gibst du mir dafür, hah?«
    Ich sage: »Hau ja schnell wieder ab, oder ich verpasse dir einen Tritt in den Hintern, daß du das Wiederkommen ganz bestimmt vergißt.«
    Er schaut mich an wie aus allen Wolken gefallen und sagt: »Wie? Na, ich dachte, du könntest es gebrauchen?«
    Ich stehe auf und sage ganz leise und vorsichtig, weil er vielleicht doch nur Spaß

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