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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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meiner Stimme nicht verbergen. »Wir haben uns benommen wie ein Schwachsinniger, der die Intelligenz eines Genies messen will…
    John, wir sind die Primitiven. Wir sind wie ein verwilderter Hund, der in die friedlichen Gefilde eines Garten Eden eindringt. Anstatt sich einfangen zu lassen und bis an sein Ende ein behagliches Leben zu führen, fletscht er weiter seine Zähne und wird mit einem Fußtritt zurück in den Wald getrieben. Mein Gott, was hätten wir von ihnen lernen können!«
    »Von ihnen? Von diesen Wilden?«
    »Sie waren Wilde, oh, sicher – vielleicht vor fünfzig Millionen Jahren. Denken Sie an ihren Tanz. Konnten Sie daraus irgend etwas ersehen?«
    »Nur ein primitiver Ritus.«
    »Es war ein vollständiger Bericht der Errungenschaften ihrer Rasse, weitergereicht von Generation zu Generation – eine zeremoniell verkleidete Huldigung an ein glorreiches Erbe.«
    »Erbe! Bei einer Rasse, die noch nicht einmal gelernt hat, wie man ein Feuer macht?«
    »Ihrer Entdeckung des Feuers«, erklärte ich geduldig, »wurde in der ersten Phase des Tanzes gedacht – schimmernde Arme und Beine, die wie Flammen aus einem formlosen Haufen züngeln. Sie symbolisiert den Beginn der Kultur. Die unregelmäßigen Bewegungen der zweiten Phase – ich konnte sich drehende Räder sehen, Kurbelwellen, auf und abstoßende Kolben… die Erinnerung an eine mechanische Zivilisation.
    Und Tänzer, die leuchtende Zentralfiguren umkreisen? Planeten auf ihren Bahnen um die Sonne. Eingeborene, die von einer Position – einer Umlaufbahn – zu einer anderen gleiten. Eine Erinnerung an die Eroberung des interplanetarischen Raums.«
    Ich sah an seinem Gesicht, wie er zu verstehen begann. »Und als sie sich über den ganzen Platz verteilten mit Körpern, deren Licht aus und anging…«
    »Funkelnde Sterne. Und Eingeborene, die von einem Tänzer zum anderen eilten, deuteten damit die galaktische Raumfahrt an.«
    »Aber wo ist ihre Zivilisation?«
    ICH wandte mich um und starrte düster über die Lichtung. Noch vor wenigen Minuten hatten sie dort getanzt. Die Einsamkeit, die ich fühlte, ließ die Zeit wie eine Ewigkeit erscheinen.
    »Was ist Zivilisation?« fragte ich. »Nur ein Stadium in der Evolution einer Rasse. Von unserem Gesichtspunkt aus – weil wir dieses Stadium gerade durchlaufen – scheint Zivilisation ein Endzweck in sich zu sein. Wir sind stolz auf die künstlichen Gegenstände, die wir vervollkommnet haben. Aber wenn wir uns bis zu einem Punkt entwickelt haben, wo wir unsere Körperhitze aus und einschalten können, warum noch Zeit verschwenden, um Kleider herzustellen oder Häuser zu bauen? Und wäre es nicht sinnlos, Heilmittel zu produzieren und Krankenhäuser beizubehalten, wenn wir spontane Regeneration entwickelt hätten?
    Würden wir uns die Mühe machen, unsere Nahrung herzustellen, wenn wir eine biologische Möglichkeit gefunden haben, unserem Körper Energie auf direktem Wege zuzuführen aus einer Quelle, die wir uns momentan noch nicht einmal vorstellen können? Und auch interplanetarische oder interstellare Schiffe – oder irgendeine andere Art von Fahrzeug – wären überflüssig, wenn wir an jeden Ort gelangen können, indem wir es einfach wollen. Selbst Sprache ist nicht mehr vonnöten, wenn wir die Fähigkeit besitzen, Begriffe auf direktem Wege von Gehirn zu Gehirn auszutauschen. Und jeder Planet, den sie sich erwählen, ist keine Welt, die erobert werden muß. Es ist ein Garten Eden.«
    Sharp brach sein nachdenkliches Schweigen. »Ron, wir müssen sie finden! Denken Sie doch nur, was ein Kontakt bedeuten würde für die Weiterentwicklung der galaktischen Zivilisation! Das kann nicht der einzige Planet sein, auf dem sie gelebt haben. Als sie ihre Zivilisation aufgaben, müssen sie sich über die ganze Milchstraße verteilt haben. Wir werden sie jagen, und wenn wir das ganze Universum durchsuchen müßten?«
    Und ihr werdet uns trotzdem nicht finden. Die Worte schienen meine eigenen zu sein, aber ich hatte sie nicht ausgesprochen.
    Sharp zog geräuschvoll seinen Atem ein, und ich wußte, daß er die gleiche stille Stimme gehört hatte. Er drehte sich um und blickte über die Lichtung.
    »Lola!« rief er.
    Sie stand vor ihm mit über der Brust verschränkten Armen, die Verkörperung von Würde und einer göttergleichen Anmut.
    »Ihr habt gut geraten«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Aber vergeudet nicht eure Zeit mit einer Suche nach etwas, das ihr niemals finden werdet. Das Leben eurer Rasse umspannt

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