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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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immer Wache stehen. Jedoch für außergewöhnliche Anlässe, wie es das Festessen für den Hixabrod war, bestand schon eine Möglichkeit, allen eine Teilnahme zu ermöglichen, indem wir erstens vorarbeiteten und außerdem jene vier Stunden in unserem Tagesplan wählten, während denen weder wichtige Meldungen noch Schiffe erwartet wurden.
    Deshalb waren wir an jenem Abend alle vollzählig im Tagesraum versammelt, aus dem wir vorher alles Unnötige ausgeräumt hatten und statt dessen eine lange Tafel aufgestellt hatten. Wir tranken unsere Cocktails aus und nahmen Platz, und der Schmaus begann.
    Wie zu erwarten war, wandte sich das Gespräch zwischen den einzelnen Gängen Themen zu, die außerhalb der engen Grenzen unseres augenblicklichen Lebens lagen. Erinnerungen an früher einmal aufgesuchte Orte wurden ausgetauscht, Vergleiche gezogen zwischen unseren Erfahrungen und Erlebnissen, Anekdoten aus unseren früheren Leben erzählt.
    Unbewußt versuchte jeder von uns, den Hixabrod auszuholen. Aber der saß ungerührt an seinem Platz zwischen Clay und mir – der Kleine saß ein paar Plätze weiter unten – und bewahrte das ganze Essen über ein frostiges Schweigen, bis das Gespräch auf Media kam.
    »Media«, sagte der Kleine. »Ich habe davon gehört. Es ist nur ein kleiner Planet, aber man soll dort in natürlicher Form einfach alles finden können, was man sich vorstellen kann, angefangen von Suppe bis Nüssen. Es gibt dort ein kleines Lebewesen, von dem man sagt, daß sein Körper etwas von Wert für jeden Metabolismus enthalten soll. Es heißt – laßt mich mal überlegen – es heißt…«
    »Es heißt Nygti«, half Dor Lassos plötzlich mit seiner metallischen Stimme aus. »Ein kleines vierbeiniges Lebewesen mit einem höchst komplizierten Nervensystem und ziemlich viel Fettgewebe. Ich habe den Planeten vor über achtzig Jahren einmal besucht, bevor er noch für den allgemeinen Reiseverkehr freigegeben wurde. Unsere Nahrungsvorräte waren verdorben, und wir hatten Gelegenheit, die Behauptung auszuprobieren, daß die Nygti für fast jede Art von intelligentem Leben einen Nährwert besitzen.«
    Er hielt inne.
    »UND weiter?«, fragte der Kleine. »Da Sie hier sind und es uns erzählen können, nehme ich an, die Behauptung entsprach der Wahrheit.«
    »Ich und die Menschen an Bord unseres Schiffes fanden die Nygti ausgesprochen nahrhaft«, sagte Dor Lassos. »Bedauerlicherweise befanden sich jedoch auch einige Mikruschi von Polaris an Bord.«
    »Und die?« fragte jemand.
    »Eine hochentwickelte, aber unelastische Lebensform«, sagte Dor Lassos und nippte an seinem Brandyglas. »Sie bekamen Krämpfe und starben.«
    Ich besaß einige Erfahrung mit dem Wesen der Hixabrod und wußte, daß nicht Sadismus, sondern völlige Ehrlichkeit für diese kleine Anekdote verantwortlich war. Aber ich sah, wie eine Welle des Abscheus um den Tisch lief. Keine Lebensform ist so allgemein beliebt wie die Mikruschi, eine zarte, farbenschillernde, quallenähnliche Rasse mit einer Vorliebe für Poesie und Philosophie.
    Die Männer um den Tisch zogen sich fast sichtbar von Dor Lassos zurück, aber das kümmerte ihn nicht mehr, als wenn sie ihm laut Beifall geklatscht hätten. Was andere Rassen betrifft, so sind die Hixabrods nur in engen Grenzen einer gewissen Emphase fähig.
    »Das ist zu schade«, sagte Clay langsam. »Ich habe die Mikruschi immer gern gehabt.« Er hatte ein wenig heftig getrunken, und der den Worten nach unschuldig klingende Satz kam aus seinem Munde wie eine Herausforderung.
    Dor Lassos kalte braune Augen wandten sich ihm zu und blieben auf ihm hängen. Was immer er sah, was für Schlüsse er zog, blieb jedoch hinter seinem ausdruckslosen Gesicht verborgen.
    »Im großen und ganzen eine wahrheitsliebende Rasse.«
    Diese lapidare Feststellung kam einem Lob so nahe, wie es bei einem Hixabrod nur möglich war, und ich erwartete, daß damit dieses Thema beendet wäre. Aber jetzt ließ der Kleine sich wieder hören.
    »Nicht wie wir Menschen«, sagte er, »wie, Dor Lassos?«
    Ich bedachte ihn hinter Dor Lassos Rücken mit einem wütenden Blick, aber er ließ sich nicht beirren.
    »Ich sagte, nicht wie wir Menschen, wie?« wiederholte er laut. Der Kleine hatte allem Anschein nach dem Alkohol ebenfalls fleißig zugesprochen, und seine Stimme klang mißtönend in der plötzlichen Stille im Raum.
    »Die Menschen sind in dieser Hinsicht sehr unterschiedlich«, antwortete ihm der Hixabrod ohne die leiseste Spur von Anteilnahme.

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