Galaxis Science Fiction Bd. 15
gekommen – von Terra, die keiner von uns anderen je gesehen hatte und die doch unser aller Urheimat war.
Die Nachsicht des Alters war ihm noch fremd. Er war stark und er hielt nichts von Gefühlen. Er sah sehr gut, daß Clays Hang, bei seinen Gesprächen immer wieder auf Lulungomeena zurückzukommen, der erste schwache Sprung in einem Manne war, der einmal aus fehlerlosem Stahl bestanden hatte. Es war das erste Anzeichen des Verfalls, des Alterns.
Aber ungleich uns anderen, die unsere Langeweile aus Sympathie heraus verbargen, sah der Kleine hier eine Chance, um Clay zu brechen und ihn in seinem Entschluß, nie mehr zu spielen, wankelmütig zu machen. Deshalb hämmerte er erbarmungslos immer wieder und wieder auf jene Stelle, die für Clay so lebenswichtig war, daß Selbstbeherrschung nur einen geringen Schutz bot.
Jetzt, bei diesem letzten Schlag, flackerten die kleinen Feuer des Zorns in den Augen des alten Mannes.
»Das reicht«, sagte er rauh. »Laß Lulungomeena aus dem Spiel.«
»Will ich ja gerne tun«, antwortete der Kleine. »Aber irgendwie muß ich immer wieder daran denken. Daran und daß du einmal ein Spieler gewesen sein sollst. Wenn du mir das eine nicht beweisen kannst, wie kannst du erwarten, daß ich dir glaube, was du über das andere sagst?«
Die Adern auf Clays Stirn traten in Strängen hervor, aber er zügelte seinen Zorn.
»Ich habe es dir schon tausendmal gesagt«, mahlte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »Geld, was man durchs Spiel gewonnen hat, bleibt nicht hängen. Eines schönen Tages wirst du es schon noch merken.«
»Worte«, sagte der Kleine aufreizend, »nichts als leere Worte.«
Eine Sekunde lang stand Clay regungslos da und starrte ihn mit weißem Gesicht an. Er atmete nicht. Ich kann nicht einmal sagen, ob der Kleine sich bewußt war, in welcher Gefahr er schwebte, und wenn ja, ob es ihm etwas ausmachte. Jedenfalls hielt ich den Atem an, bis endlich Clays Brust sich hob und er auf dem Absatz kehrtmachte und den Tagesraum verließ. Wir hörten, wie seine schweren Schritte im Korridor verklangen.
ETWAS später knöpfte ich mir den Kleinen vor. Er war auf Freiwache, während die meisten der anderen Männer Dienst hatten. Ich erwischte ihn in der Kombüse, wo er sich gerade ein Sandwich machte. Er schaute auf, als ich hereinkam – ein wenig erschrocken, fast schuldbewußt.
»Oh – hallo, Mort«, sagte er mit gespielter Gleichgültigkeit. »Um was dreht sich’s?«
»Um dich«, sagte ich. »Mußt du mit Clay unbedingt Streit suchen?«
»Nein«, mummelte er mit vollem Mund. »Ich würde es auch nicht gerade so ausdrücken.«
»Na, schön, aber darauf läuft es letzten Endes hinaus.«
»Hör’ mal, Mort«, sagte er und ließ mich ein paar Augenblikke warten, bis er seinen Bissen hinuntergeschluckt hatte, »glaubst du nicht, daß Clay alt genug ist, um auf sich selber aufpassen zu können?«
Ich spürte, wie mich zwischen den Schulterblättern ein leichtes und nicht unangenehmes Kribbeln überlief, und meine Augen wurden heiß. Es war mein Dorsai-Blut, das sich bemerkbar machte. Der Ausdruck in meinem Gesicht mußte es ihm verraten haben, denn der Kleine, der bis jetzt nachlässig auf der Kante des Tisches gehockt hatte, sprang eilig auf die Füße.
»Jetzt beruhige dich doch, Mort«, sagte er. »War ja nicht persönlich gemeint.«
Ich kämpfte gegen das altvertraute Gefühl an und sagte so gleichgültig, wie ich es fertigbringen konnte: »Ich bin nur vorbeigekommen, um dir etwas zu sagen. Clay hat schon viel mehr Jahre auf dem Buckel und auch viel mehr mitgemacht als du. Ich würde dir raten, ihn in Ruhe zu lassen.«
»Angst, daß ihm etwas passiert?«
»Nein«, sagte ich, »eher, daß dir was passiert.«
Der Kleine stieß die Luft durch die Nase und bekam einen Lachanfall. Er drohte, an seinem Sandwich fast zu ersticken.
Endlich sagte er: »Jetzt bekomme ich erst mit, was du willst. Du glaubst, ich wär’ noch zu jung, um mich aus Dummheiten raushalten zu können, was?«
»So ähnlich, wenn auch nicht ganz so, wie du denkst. Ich will dir mal etwas sagen – über dich selbst, und du brauchst mir nicht zu sagen, ob ich damit recht oder unrecht habe. Ich werde es auch so merken, auch ohne deine Bestätigung.«
»Jetzt halt’ die Luft an«, sagte er, und die Zornröte stieg ihm ins Gesicht. »Ich hab’ mich nicht auf die Station gemeldet, um psychoanalysiert zu werden.«
»Da wirst du nicht viel dagegen machen können, und ich tue es auch nicht
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