Galgentod
Recktenwald gehabt. Dieser Mann wirkte hilflos und schutzbedürftig. Aber auf keinen Fall wie ein Mörder.
Plötzlich ging die Tür auf.
Alle Augen schwenkten in diese Richtung.
Im Türrahmen stand Anke Deister.
»Ich glaube, wir müssen jetzt gehen«, befahl Schnur, der sofort erkannte, dass hier jeder überflüssig war, der nicht Anke Deister hieß.
An der Tür gab es einige Begrüßungen und Umarmungen, bevor die Tür zufiel und Anke allein mit Erik in dem Krankenzimmer zurückblieb.
Erik konnte sie nur anstarren, als habe er sie noch nie gesehen. Anke war so schön, dass es ihm den Atem verschlug. Ihre dunklen Haare glänzten, ihre Augen leuchteten. Ihre Gesichtsfarbe war gebräunt, was nach diesem Sommer kein Wunder war.
»Kaum lasse ich dich allein, gerätst du in Lebensgefahr«, meinte sie zur Begrüßung.
Erik schaute sie so schuldbewusst an, dass Anke laut loslachte.
Da stand sie vor ihm, lebendig, froh und frech, wie er sie kannte und liebte, und er war nicht in der Lage, ein Wort mit ihr zu sprechen. Obwohl er glücklich war, war er der Verzweiflung nahe. Er wollte ihr so viel sagen.
»Ich bin heilfroh, dass alles gut ausgegangen ist«, sprach sie weiter. »Als ich erfahren habe, was mit dir passiert ist, bin ich sofort zurückgekommen.«
Erik traute seinen Ohren nicht.
»Ich habe mir gedacht, dass ich hier gebraucht werde.« Ankes Augen funkelten. »Die Franzosen kommen auch ohne mich klar.«
Erik nickte zustimmend.
»Bei dir bin ich mir nicht so sicher.«
Der Seitenhieb musste sein. Aber Erik steckte ihn liebend gerne ein.
Er streckte die Hand nach ihr aus, die Anke ergriff.
— ENDE —
Nachbemerkung
Die Autorin Elke Schwab hat das Max-Planck Gymnasium als realen Handlungsort der Geschehnisse in ihrem Krimi ausgewählt, um einen engeren Lokalbezug zu schaffen. Zudem war sie selbst Schülerin auf dieser Saarlouiser Schule und verknüpft an ihre Zeit dort (1975–1980) durchweg positive Erinnerungen, die sie zur Auswahl eben jener Schule motiviert haben.
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