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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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sicher zuerst gesucht werden. Die regner i sche Nacht würde aber ihre Spuren verdecken, selbst die Hunde würden ihre Spur nicht mehr aufnehmen können. Wenn die Wolkendecke ein wenig aufbrach, orientierte sie sich an den u m liegenden Hügeln, die sie zugenüge kannte. Sie erreichte einen Bauernhof, der ihr aus ihrer Jugendzeit vertraut war. Sollte sie das Risiko eingehen und in dem Hof um Hilfe und Schutz nachfragen? Vielleicht war es zu gefährlich. Wer weiß, wer jetzt hier das Sagen hatte. Sie hatte das Leben auf diesem Hof lange nicht mehr verfolgt, wusste nicht, was inzwischen geschehen war. Was, wenn man sie gleich ausliefern würde, sie dem Militär in Volterra überbringen wü r de. Sie hockte im Gestrüpp nicht weit von dem Hof. Sie brauchte bloß loszurennen, dann wäre sie in wenigen Minuten in Sicherheit. Oder auch nicht. Vielleicht wäre sie in wenigen Minuten wieder eine Gefangene. Ihre Füße schmerzten. Sie riss ein Stück Stoff von dem Unterkleid ab und ve r band sich damit die Füße. Blut sickerte zwischen dem feuchten Lehm, der an den Be i nen hing, durch. Einzelne Dornen versuchte sie herauszuziehen. Unter dem linken Fuß hatte sie einen langen Schnitt.
    In dem Bauernhof schien das Leben völlig zur Ruhe gekommen zu sein. Nur ein leichter Ke r zenschein erleuchtete ein kleines Fenster. Vielleicht aber war es auch nur der Mondschein, der ab und zu zwischen den dunklen Wolken hervorlugte und sich im Fenster spiegelte.
    Die verzweifelte Frau sprang unvermittelt auf. Es hatte jetzt zu geschehen. Nirgendwo würde sie die absolute Sicherheit haben. Sie rannte über die kleine Wiese und erreichte die Tür. Ein Hund begann zu kläffen. Sie fasste allen Mut der Verzweiflung zusammen und pochte laut gegen die Tür: "Macht auf“, rief sie, „bitte macht auf!"
    Schweigen war die einzige Antwort und der kläffende Hund. Das fahle Kerzenlicht hinter dem Fenster erlosch.
    "Macht auf, macht auf, ich bin es, Caterina", rief die Frau verzweifelt, dabei polterte sie heftig gegen die Tür.
    Niemand öffnete, niemand rührte sich.
    Die Flüchtende wusste , wie ängstlich die Bauern auf dem Lande waren. Es gab zu viele Stro l che und Diebe. Zu oft schon hatten die Schergen der Landgrafen willkürlich auf die Landb e völkerung übergegriffen, hatten sie beraubt und ausgeplündert. Recht gab es nur für denjenigen der die Macht hatte, sein individuelles Recht zu verteidigen. Die Inquisition besorgte den Rest. Sie rief die Bauern erneut an.
    „Ich bin es, Caterina Picchena, ihr kennt mich. Macht auf, ich bin in Not, schnell öffnet die Türe.“
    Von innen hörte sie endlich eine unsichere Stimme.
    "Wer ist da? Was wollt ihr?"
    "Bitte macht auf, ich, Caterina, bin es. Eure Jugendfreundin, eure Spielgefährtin."
    Die Tür öffnete sich vorsichtig. Caterina hatte sich fest gegen sie gestemmt. Sie fiel dem Öffnenden in die Arme.
    Der Mann fing sie auf und zog sie in das Bauernhaus. Erschöpft von der Angst und der Flucht durch den Wald sank Caterina zu Boden.
    "Mein Gott, Caterina, Caterina Picchena. Ihr seid es. Was ist passiert?" rief der Bauer laut.
    "Frau, komm, hilf mir, wir legen sie auf die Bank."
    Seine Frau kam ihm zu Hilfe, und sie trugen Caterina auf die Bank. Sie hatte das Kleid noch nicht angezogen und befand sich in dem zerrissenen Unterkleid. Die Frau holte warmes Wasser aus dem Bottich, der über dem Kamin hing und wischte ihr vorsichtig das Gesicht ab. Dann begann sie, der Markgräfin die Beine und die Füße zu waschen. Sie holte einige Dornen aus den Fußsohlen und reinigte die Füße von Blut und Schmutz. Der Bauer goss ein wenig warmen Tee in einen Becher, hob ihren Kopf an und flößte ihr den Tee ein. Die erschöpfte Frau sank danach auf die Bank zurück.
    Die beiden Bauersleute schauten sich ratlos an. Was sollten sie nun tun? Konnte es sein, das die Picchena wirklich in Lebensgefahr war? Wäre es dann nicht notwendig, sie schnell in S i cherheit und Schutz zu bringen. In den Keller? Oder vielleicht sogar gleich mit dem Pferd weit weg von hier. Was wäre, wenn die Schergen des Großherzogs schon unterwegs hierher wären, sie die einfachen Leute schänden, verjagen oder sogar töten würden? Ist es nicht viel zu gefäh r lich, einer flüchtenden Picchena hier in diesem Hof Zuflucht zu gewähren?
    Die Gräfin war vor Übermüdung und Schmerz ohnmächtig. Sie öffnete nur ab und zu ihre A u gen. Langsam kam sie wieder zu sich. Sie erkannte in dem Bauern einen Spielgefährten aus früheren Tagen.

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