Galileis Freundin (German Edition)
, muss sein“, warf der zweite Soldat ein.
Der dritte, der sich in seiner Arbeit an Caterinas Mieder gestört fühlte, wollte die Sache schnell hinter sich bringen.
„Wenn du musst , sorgst du auch dafür, dass es geht, und nicht zwei Stunden oder mehr vorher. Also lass sie. Wir können ja aufpassen.“
„Gut", stimmte der Anführer zu. "Halten wir an. Wir werden euch dabei überwachen.“
„Wenn es euch Spaß macht“, lächelte sie, „dann tut das. Es soll ja Leute geben, die haben selbst beim Zuschauen ihre Freude.“
„ Lasst das“, wehrte der Anführer ärgerlich ab. Dann befahl er dem Kutscher zu halten.
„Halte an, wir müssen mal raus.“
Der Kutscher hielt am Wegesrand an. Der dritte Soldat öffnete die Tür und stieg als erster aus dem Wagen aus. Anschließend half er der Gefangenen aus der Kutsche. Der Kutscher blieb auf dem Kutschbock hocken.
Die Nacht in den unwirtlichen Bergen der Toskana war stürmisch geworden. Der Wind pfiff über die Höhenzüge. Dunkle Wolkenbänder schoben sich nacheinander über das Land. Der Weg war gesäumt von einem dichten Wald mit undurchdringlichem Unterholz.
„Das könnte für mein Vorhaben die optimale Umgebung sein. Hier könnte über Leben oder Tod entschieden werden“, wurde ihr in einer klaren Anwandlung bewusst . „Ich muss nur das Richtige tun. Was aber ist jetzt das Richtige?“
Sie fröstelte. Sie fühlte sich verlassen und hilflos, umgeben von den drei Wächtern mit ihren Musketen, in dieser stürmischen und regnerischen Herbstnacht, kurz vor den Toren der Fe s tung von Volterra. Ihr Vorhaben erschien ihr selbst als unsinnig. Sie setzte auf ein Verhalten der Gardisten, das unbedingt so eintreten müsse, wie sie es sich in ihrem Plan vorgestellt hatte. Wenn sich die Männer auch nur ein wenig anders verhalten würden, könnte ihr Plan misslingen . Dann wäre sie verloren.
Sie schaute jedem der drei Gardisten für den Bruchteil einer Sekunde in die dunklen Augen. Sie spürte eine unsichere Feindseligkeit. Sie ging auf den Waldrand zu. Ihre Schritte wurden langsamer. Sie spürte die Blicke der Soldaten in ihrem Rücken. Feste, starre Blicke, die Mi s strauen und Strenge ausdrückten. Blicke, die aber auch Unsicherheit und sogar Verständnis verrieten. Während dieser ersten Schritte richtete sich Caterina auf, zeigte ihre Größe und ihr Selbstbewusstsein . Sie stellte ihre Unschuld und die Schuld der Gegner klar. Sie demonstrierte Siegeswillen und machte die drei Knechte des Herzogs zu ihrem Instrument der Freiheit.
Während sie langsam, aufreizend langsam, vor den dreien herschritt, rief Caterina ihnen zu:
„Schaut schön zu, vielleicht seht ihr etwas Einmaliges. Lasst euch das nicht entgehen, viel Spaß."
Sie drehte sich dabei zu den Soldaten um.
Kurz vor dem Waldrand begann sie sich auszuziehen. Sie knüpfte umständlich die langen Schnüre ihres mit Gold-und Silberfäden durchsticktes, glockenförmiges Kleid auf und legte das Gewand auf den Boden. Unter diesem Kleid trug sie, der Mode entsprechend, ein kurzes, weißes viel enger anliegendes Unterkleid. Sie nestelte an den Schnüren des Unterkleides, b e gann sie provokativ aufzuschnüren und öffnete die Bänder. Dann griff sie zwischen ihr Unte r kleid und Hüfte und zog den Bund auseinander. Langsam begann sie ihr Unterkleid über den Bauch nach unten zu ziehen.
Die drei Soldaten betrachteten sie mit fiebrigen Gesichtern. Sie hatten dieses verwerfliche Weib, wie es in den Gesellschaftskreisen ausgedrückt wurde, verhaftet und sollten sie in die Festung bringen. Dennoch oder gerade deswegen war jeder von ihnen lüstern nach ihr. Jeder hätte sie am liebsten gepackt und genommen, zu seinem eigenen Vergnügen.
Nehmen oder abwenden, Recht oder Unrecht, Ja oder nein, sie standen vor einer grundlege n den Entscheidung. Die Vernunft siegte bei dem Offizier.
„Umdrehen“, brüllte er und war sich seines rechtmäßigen Tuns bewusst . Er hatte gesiegt über sich und die Lüsternheit der anderen.
Der Wind heulte, der Regen klatschte auf den Boden.
Alle drei drehten sich abrupt und verlegen um. Sie schauten auf die Kutsche. Der Kutscher machte sich am Geschirr der Pferde zu schaffen.
Das war der Moment, die Sekunde, der Bruchteil einer Sekunde für die Entscheidung. Jetzt hatte es zu geschehen. Sofort zog sie ihr Unterkleid wieder hoch, bewegte sich dabei langsam rückwärts in das Gebüsch, schlich zu einer kleinen Lichtung, die sie bereits beim Aussteigen ausgemacht hatte und lief
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