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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Mal bewusst um. Was sie wahrnehmen konnte in diesem dämmrigen Licht, ließ sie erschauern. Sie befand sich in einem grausigen Verlies des Maschio, dem hohen Turm in der Mitte der neuen Festung. Sie kannte die Festung sehr wohl. Ihr Vater hatte sie ihr mehrfach bei ihren Ausflügen voller Stolz gezeigt und beschrieben. Welch dunkle Ironie des Schicksals. Jetzt war sie in diesem feuchten und grässlichen Loch selbst gefangen. Hier sollte sie ermordet werden, ermordet durch feiges Siechtum. Niemand hatte den Mut gehabt, sie direkt umzubringen. Feige, verlotterte Bande, dachte sie.
    Sie konnte nicht glauben, was in dem Urteil gestanden hatte. Sie sollte für immer und ewig in diesem Loch bleiben, nie wieder dieses Verlies verlassen und nie wieder ihren lieben Sohn s e hen, den Sprössling des verfluchten Frains d'Aix.
    'Frains d'Aix', rief sie sich in ihren Gedanken auf, 'du wahrer Kriegsheld mit dem Schwert, du Verräter in deinem Charakter, du feiger Betrüger. Auf dich hatte ich mich verlassen, du hast mir den letzten Glauben an die Menschen geraubt. Du gehörst zu der gleichen Mörderbande wie Don Allessandro de’Buondelmonti, der gierige Pfarrer, wie Giancarlo de'Medici, der geile Kardinal, wie Ferdinando II. de' Medici, Großherzog und schwächlicher Untertan seiner bigo t ten Gattin und seiner blindgläubigen Mutter. Wie der Abt, der seinen verdammten Schwanz als heilig erklärt hatte, wie der Abt, der meine Vergewaltigung als lüsterne Buße sah. Ihr Frauen vom Lande, die ihr eure Rücken gebeugt habt mit der Last der Wassertröge und den Säcken von Korn und Gras, erhebt euch gegen die höfischen Huren der Medici, diese frömmelnden Kirchenschönheiten, die sich nachts in den Betten der Staatssekretäre und Senatoren wälzen. Galileo Galilei, ich rufe auch dich aus dem Grabe auf. Mein Vater hat dich vor der tödlichen Macht der Inquisition in Schutz genommen. Galileo, wo bist du jetzt? Wo bleibt dein Mut. Du, wenn einer, dann weist du von meiner Unschuld. Du schützt dich, wie all die anderen, nur selbst. Ich bin dir gleichgültig. Du bist doch bei Hofe. Wo ist deine schützende Hand für mich? Vater, greif in das unrechte Geschehen ein. Mutter, oh Gott, Mutter“, schluchzte sie, ich hab dich noch nicht einmal richtig kennen gelernt. Jetzt hilf mir, Mutter. Das eine Mal.“
    Sie empfand sich wie eine verlorene Feder in stürmischer, wild tobender See, die von den schwarzen, Gischt sprühenden Kämmen der Wellenungetüme vernichtet zu werden drohte. Sie blickte auf. Durch das kleine Loch unter der Decke des Verlieses, wagte sich ein Sonnenstrahl in den feuchten, grässlichen Raum. Sie streckte ihre Hand aus und erhaschte das kleine, wä r mende Licht. Sie starrte auf den hellen Fleck in ihrer Hand und ließ den Hoffnungspunkt über ihre Finger tanzen. Sie spielte mit dem Lichtschein und behandelte den eingefangenen Wärm e strahl wie einen kostbaren Edelstein. Wohl, weil sich das Kerkerfenster mit der Erde von der Sonne fortdrehte, so wie es ihr der geschätzte Freund Galilei oft genug erklärt hatte, sprang der schwache Lichtstrahl von ihrer Hand, hinterließ noch einmal einen kleinen Punkt an der Mauer des Fensters und hüpfte dann nach draußen, um sich frei bewegen zu können.
    'Warum verlässt du mich, kleiner Sonnenstrahl', dachte Caterina und schaute der entschwinde n den Hoffnung mit leeren Augen nach. Um sie herum waren, raue , nässende Felssteine, die es ihr noch nicht einmal erlaubten, sich an die Wand anzulehnen. Der Boden bestand aus Lehm, dessen Feuchtigkeit in ihre Füße kroch, sich an ihren kalten Beinen hochzog und sich über R ü cken und Brust ihres ganzen Körpers bemächtigte. Caterina fühlte eine tödlich, schweigende Verlassenheit. Ihre einzigen Partner waren die stummen, vor Nässe triefenden Wände, der vermoderte Kot ihrer Vorgänger und der unter ihren Füßen stinkende Lehm. Die Einsamkeit war ihr Gesprächspartner, die Angst schwang sich zu ihrem verwahrlosten Freund auf und die Apathie bemächtigte sich ihrer Energie.
    Vor Entsetzen schloss sie die Augen und flüsterte.
    „Oh Gott, ist das deine Liebe, schenkst du so deine Barmherzigkeit? Du kannst mich für me i nen Freiheitswillen bestrafen, aber es kann doch nicht dein Wunsch sein, mich in Angst und Schrecken zu jagen und den eiskalten Schleier unendlicher Einsamkeit und Verlassenheit auf mich zu legen. Vergib mir, oh Herr, meine Sünden, aber entzünde nicht deinen Hass an mir. Dann erhob sich Caterina Picchena und stellte

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