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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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angestrengt nach. Er war plötzlich hellwach. Hatte er am vergangenen Abend die Stereoanlage etwa angelassen? Nein, Chris und er waren auswärts essen gewesen und erst sehr spät zurückgekommen. Er hatte an dem Abend die Unterhaltungskonsole nicht angerührt.
     
    Dann muss es Armand sein, folgerte Cartier. »Teenager!«, brummte er. Er ging den Korridor langsam in die andere Richtung hinunter und blieb vor dem Zimmer seines Sohnes stehen. Er lauschte. Nichts. Die Musik kam nicht von dort. Cartier öffnete leise die Tür. Alles war dunkel und still, nur das leise Schnarchen seines Sohnes, der mit ein paar anderen Achtzehnjährigen am Abend den Schulabschluss gefeiert hatte und jetzt erst einmal ausschlief, war zu vernehmen. Aber keine Musik.
     
    Cartier schloss die Tür wieder sanft hinter sich und spitzte erneut die Ohren. Kein Zweifel, er hörte Musik – und sie schien doch von unten zu kommen. Hatte etwa Armand doch unten im Wohnzimmer gefeiert – entgegen der strikten Ermahnung seiner Eltern – und hinterher vergessen, die Musik auszumachen?
     
    »Teenager!«, grollte Cartier erneut und widerstand nur mühsam der Versuchung, seinen Sohn wach zu rütteln und zur Rede zu stellen. »Alles muss man selber machen.«
     
    Schwerfällig schlurfte er die Treppe hinunter, die zum geräumigen Wohntrakt der Villa führte, und mit jeder Treppenstufe vernahm er die Musik deutlicher. Sie kam tatsächlich aus dem Wohnzimmer, was Cartier in seinem Glauben bestärkte, sein Sohn sei der Übeltäter gewesen.
     
    Dann aber achtete Cartier zum ersten Mal wirklich auf die Musik – und blieb wie angewurzelt stehen.
     
    »I’ll see you again«, seufzte eine melodische Männerstimme, die von Knacken, Statik und Rauschen überlagert wurde, »whenever spring breaks through again …«
     
    Cartier stutzte. Dem Klang nach handelte es sich um eine antike Aufnahme; eventuell von einem altmodischen Tonträger aus den Anfängen der Musikaufzeichnungen … das Lied kam ihm auch irgendwie seltsam bekannt vor …
     
    »Time may lie heavy between, but what has been can leave me never …«
     
    Ein langsamer, melancholischer Walzer … von einem Sänger von der Erde. Cartier tippte auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts; definitiv keine Musik, die sich sein Sohn angehört hätte. Auch nicht unbedingt Christeens Geschmack.
     
    »Your dear memory across the years will come to me …«
     
    Cartier kratzte sich am Kopf. Eigentlich hörte niemand in seiner Familie solche Musik. Er war sich auch nicht sicher, überhaupt irgendwelche Stücke aus der besagten Epoche sein Eigen zu nennen. Aber wenn er diese Musik nicht im Haus gehabt hatte, konnte es nur bedeuten, dass jemand anderes sie mitgebracht hatte. Aber welcher nächtliche Besucher – welcher Einbrecher, korrigierte sich Cartier – brachte denn Musikaufnahmen mit, wenn er irgendwo einstieg?
     
    »Though my world may go awry …«
     
    Ein Musikliebhaber …
     
    »In my heart will ever lie …«
     
    In Cartiers Hinterkopf fügten sich zwei Puzzlestückchen ineinander. Wie war doch gleich der Name des irdischen Musical-Komponisten aus dem 20. Jahrhundert, dessen Lieder vor ein paar Jahren auf Symirus wieder in Mode gekommen waren? Cartier rieb sich nachdenklich das Kinn. Richtig, er und Christeen waren damals bei einer Reise nach Symirus bei einem Konzert gewesen, bei dem die Lieder von diesem Komponisten aufgeführt worden waren. Noël irgendwas.
     
    »Just the echo of a sigh …«
     
    Coward. Noël Coward. Richtig, das war der Name. Und damals hatte Cartier auch dieses Lied schon einmal gehört. Es war ihm in besonderer Erinnerung geblieben, weil …
     
    »Good-bye.«
     
    Jetzt fiel es ihm wieder ein. Er hatte das Lied schon vor dem Konzert gekannt, weil einer seiner früheren Angestellten – noch jemand, mit dem er seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte – Musikliebhaber gewesen war. Und dieser Jemand hatte seinerzeit ein Faible für klassische Komponisten des 20. Jahrhunderts irdischer Zeitrechnung gehabt.
     
    Und entsprechend war ihm jetzt auch klar, wer ihm da eine Serenade brachte.
     
    Grinsend betrat Cartier das Wohnzimmer. Dort im Dunkeln konnte er in seinem Lieblingssessel neben der Unterhaltungskonsole den Schatten einer menschlichen Gestalt erkennen. Die Digitalanzeige des Verstärkers warf ein schwaches grünliches Licht auf seinen Besucher.
     
    »Du hattest immer schon eine Schwäche fürs Theatralische«, sagte Cartier tadelnd in die Dunkelheit

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