Ganz die Deine
dessen unmittelbarer Umgebung. Die Ermittler entnehmen in jedem Fall eine Bodenprobe, auch wenn diese an und für sich noch kein Beweismittel darstellt: Die heutige Kriminologie verfügt über äußerst exakte Methoden und Techniken, um festzustellen, ob an Kleidung oder Fahrzeug eines Verdächtigen befindliche Partikel demselben Erdreich zugehören wie die am Tatort entnommene Probe. Achtung: Sofort sämtliche Kleidung reinigen!
Auch der umgekehrte Prozess ermöglicht, zu verwertbaren Ergebnissen zu gelangen: Besteht nach Festnahme eines Tatverdächtigen Unklarheit hinsichtlich des Tatortes, lassen sich mittels minutiöser Untersuchung von Kleidung, Fahrzeug, Wohnung oder Arbeitsplatz des Verdächtigen eindeutige Rückschlüsse auf ein weiter oder enger eingrenzbares Gebiet ziehen, an dem das Tatopfer – sofern ein solches existiert – aufzufinden sein muss.
Unverzichtbar ist eine genaue Untersuchung des Fahrzeugs des Verdächtigen. Besonderes Augenmerk ist dabei auf den Unterboden sowie die Stoßstangen zu richten. Gelangt die Ermittlung zu dem Ergebnis, dass dort vorgefundene Erdpartikel in ihren Charakteristika mit der am Tatort genommenen Bodenprobe übereinstimmen, liegt automatisch ein aussagekräftiger Beweis vor. Beide Autos gründlich säubern!
Am Tatort vorgefundene größere Erdbrocken sind ebenfalls mitzunehmen: Sollten sie sich mit am Chassis des Autos des Tatverdächtigen vorhandenen Erdansammlungen ähnlich den Teilen eines Puzzles zusammenfügen lassen, wird der Fahrzeugführer eine vorausgegangene Anwesenheit am Tatort nicht abstreiten können.
Ein weiteres wichtiges Indiz stellen Reifen- und Fußabdrücke dar. Zum Zweck späterer genauer Untersuchung lassen sich hiervon mittels eines ähnlichen Verfahrens, wie es in der zahnärztlichen Praxis angewandt wird, Gipsabdrücke anfertigen.
Anhand eines hinreichend großen und charakteristischen Reifenabdrucks werden die Ermittler die Marke und das Modell des im untersuchten Fall zum Einsatz gekommenen Fahrzeugs bestimmen können. Noch exakter wird sich das Fahrzeug identifizieren lassen, sollten die Reifen abgefahren oder sonst wie beschädigt sein: Das Standardreifenmodell erhält je nach Grad der Abnutzung eine unverwechselbare individuelle Gestalt. Spielt bei dem Regen keine Rolle.
Ebenso zu untersuchen sind Schuhabdrücke. In jedem Falle wird sich mit ihrer Hilfe die Schuhgröße des Trägers bestimmen lassen. Darüber hinaus wird der Ermittler durch Vergleich der auf dem Markt zur Verfügung stehenden Sohlenarten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den von der/ den am Tatort anwesenden Person/Personen verwendeten Schuhtyp schließen können. Ebenso verfügen Kriminologen heutzutage über Methoden, um anhand eines Schuhabdrucks – bzw. der Rückschlüsse aus der Art der Abnutzung der Schuhsohle – Aussagen über die charakteristische Gehweise desjenigen zu treffen, der die Spuren hinterlassen hat. Interessant. Spielt hier aber ebenfalls keine Rolle.
7
Mit dem Glas Milch in der Hand ging ich ins Schlafzimmer hinauf. Ernesto war nicht da. Ich machte mich auf die Suche nach ihm. Lalis Zimmertür war angelehnt. Ich trat näher und spähte durch den Spalt. Ernesto saß neben Lalis Bett auf dem Boden und weinte. Dabei streichelte er Lali. Es gab tausend Dinge zu erledigen, aber er saß da und gab sich Gefühlsduseleien hin! Wer Milch verschüttet hat, hockt sich nicht hin und heult – er holt einen Lappen und wischt die Sauerei auf. Die Einzige, die mit dem Saubermachen wenigstens angefangen hatte, war ich. Um wirklich sauber machen zu können, musste ich jedoch schleunigst aus Ernestos Mund erfahren, wie es nach dem Park weitergegangen war. Ernesto dagegen schien momentan nichts wichtiger zu finden, als heulend über den Schlaf seines Töchterchens zu wachen. Unglaublich, wie er sie verwöhnt! Er denkt einfach immer noch, er sei ihr etwas schuldig. Dabei ist das jetzt siebzehn Jahre her. Ernesto konnte sich nicht dazu entschließen, zu heiraten, er fand, es sei noch zu früh. »Zu früh?«, sagte Mama. Wir waren schon drei Jahre zusammen, seit wir neunzehn waren. »Mach ihm Dampf, Mädchen, sonst entscheidet der sich nie.« Also setzte ich ihm zu. Was mir kein bisschen schwer fiel. Und prompt war es passiert. Gleich nach dem Test sagte ich ihm Bescheid. Und er fing an zu zweifeln, nicht an mir, sondern wegen des Kindes. Wir hatten nie darüber geredet, aber ich wusste, dass er unsicher war. Totenstille, von Ernesto kam kein Wort. Ich fürchtete
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