Ganz oder Kowalski
hier zu entfernen, wenn wir fertig sind?“, fragte er. Er achtete darauf, dass der Mulch, den er verstreute, so ordentlich verteilt war, dass der Kontrollzwang seiner Chefin, den sie bei der Arbeit an den Tag legte, befriedigt wurde.
„Das könnte durchaus sein. Aber sie bezahlt dafür, also tue ich es. Doch hier stehen größtenteils Einjährige, sodass sie den Rest des Sommers auch bleiben könnten, ohne das Gesamtkonzept des Gartens zu zerstören.“
Mrs Soundso wollte in der Woche darauf im Cottage eine Babyparty für ihre verwöhnte Prinzessin geben. Das mit Freude erwartete erste Enkelkind sollte ein Mädchen werden. Emmas Job – und damit auch der von Sean – war es, das Strandgrundstück in einen Traum in Rosa und Pink zu verwandeln.
Es gab große, schlanke pinkfarbene Blumen, es gab kurze, buschige pinkfarbene Blumen und überhaupt alle Arten von pinkfarbenen Blumen, von denen er zuvor noch nie etwas gehört hatte. Es gab sogar einige von diesen Gladiolen, von denen Emma am Morgen gesprochen hatte. Aber wahrscheinlich würde er nicht mehr darüber erfahren, denn sie traute ihm nicht. Also beschränkten sich seine Tätigkeiten darauf, ihr ab und an ein Gefäß zu bringen, auf das sie wies, oder Mulch zu verteilen, wenn sie es sagte.
Von so viel Rosa und Pink umgeben zu sein machte es ihm unmöglich, den Morgen zu vergessen. Bei jeder Blume wurde er unweigerlich an die zehnjährige Emma erinnert, die einen Mann heiraten wollte, der ein rosafarbenes Hemd trug.
Dieses Bild führte unausweichlich zu anderen Gedanken an eine sehr erwachsene Emma, die am Morgen unter die Bettdecke geschlüpft war, mit einem ihrer langen Beine seinen Schenkel berührt und ihn so auf die unanständigsten Ideen gebracht hatte. Er hatte ihren vom Schlaf noch immer warmen Körper an sich ziehen wollen. Glücklicherweise waren diese heißen Gedanken schlagartig verflogen, als ihre Großmutter ins Zimmer geplatzt war. Sein Verlangen war allerdings nicht gänzlich verschwunden. Nicht einmal, als sie über die Kiste gesprochen hatten, hatte seine Lust nachgelassen. Also war es gut gewesen, dass Emma aufgesprungen war, um den Wecker in ihrem Handy auszuschalten.
Je länger er darüber nachdachte, desto mehr beschlich ihn der Verdacht, dass an der Sache etwas nicht stimmte. Cat kam ihm nicht wie eine Frau vor, die so aufgeregt auf den Fund dieser Kiste reagierte, dass sie im Morgengrauen ins Zimmer der beiden stürmen musste. Ein bisschen Aufregung am Frühstückstisch – okay. Doch sie war immer viel zu höflich gewesen und hatte ihren vorgespielten Wunsch nach Ungestörtheit respektiert, um sich so zu verhalten wie an diesem Morgen.
„Ich glaube, Cat ist uns auf die Schliche gekommen.“
Emma hockte sich auf die Fersen und klopfte sich Erde von den Handschuhen. „Wie kommst du darauf?“
„Es ist nur so ein Gefühl.“ Er konnte es nicht wirklich erklären. „Die Art, wie sie uns manchmal beobachtet. Und um zwanzig nach sechs am Morgen in unser Zimmer zu platzen? Kommt dir das nicht verdächtig vor?“
„Sie war aufgeregt.“ Aber die Entschuldigung war nicht sehr überzeugend, und das war Emma auch bewusst. „Gram würde etwas sagen, wenn sie der Meinung wäre, ich würde sie anlügen.“
„Vielleicht auch nicht. Vielleicht will sie herausfinden, was wir im Schilde führen.“
Sie schien einen Moment lang über seine Bemerkung nachzudenken und schüttelte dann den Kopf. „Ich glaube nicht, dass sie darüber Stillschweigen bewahren könnte. Doch falls sie tatsächlich Verdacht geschöpft haben sollte, müssen wir eben ein bisschen mehr Gas geben.“
Ein bisschen mehr Gas geben? Wenn sie sich noch mehr ins Zeug legten, würde vermutlich seine Hose explodieren. „Was genau meinst du damit?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht … mehr Berührungen oder so?“
„Nein.“ Das hatte er nicht laut sagen wollen, aber er meinte es so. Noch mehr Berührungen würde er nicht verkraften. „Ich meine, ich glaube nicht, dass das das Problem ist.“
Tatsächlich waren genau diese Berührungen das Problem. Allerdings nicht so, wie sie es glaubte. Er war scharf auf sie, und das ständige Berühren, Anblicken und das andauernde Vortäuschen brachten ihn um. Langsam und qualvoll.
In den Nächten war es am schlimmsten. Emma hatte einen unruhigen, er hingegen einen leichten Schlaf – durch diese Mischung litten sie beide unter einem ständigen Schlafmangel. Der Anblick ihrer dunklen Locken, die auf dem Kissen ausgebreitet lagen,
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