Ganz oder Kowalski
ihn niemals verlassen.“
„Sind die beiden verheiratet?“
Er stieß einen verächtlichen Laut aus. „Nein. Das Arschloch ist zu sehr Freigeist, um die Institution der Ehe für ihre Beziehung in Betracht zu ziehen.“
„Einer von denen, wie?“
„Ja. Irgendwann wird sie es leid sein. Hoffe ich jedenfalls.“
„Also ist keiner von euch Geschwistern verheiratet?“
„Nein. Liz vergeudet seit dreizehn Jahren ihre Zeit mit dem Versager. Ryan ist geschieden. Und Mitch, Josh und ich sind nicht so leicht festzunageln.“
„Du meinst, ihr habt noch keine Frauen gefunden, die bereit sind, sich auf euer Leben einzulassen.“
Er lachte. „Stimmt.“
Genau genommen hatte er nicht wirklich intensiv gesucht. Aber sobald die Zeit, eine Frau fürs Leben zu finden, gekommen war – irgendwann in ferner Zukunft –, würde er sich wahrscheinlich in jemanden wie Emma verlieben. Sie war klug, lustig und ihrer Familie treu ergeben. Und anders als andere Frauen ließ sie sich von ihm nicht alles gefallen.
Sicherlich hatte sie einige sehr lästige Angewohnheiten. Wie zum Beispiel dieses leise Stöhnen, das sie ab und zu ausstieß, wenn sie schlief. Und sie konnte manchmal eine Besserwisserin sein. Dann natürlich der Sauberkeitsfimmel. Sie hatte doch tatsächlich neulich seine Sneakers mit der Zahnbürste sauber gemacht, obwohl sie nicht einmal besonders schlimm ausgesehen hatten.
Doch falls er jemals den Drang verspüren sollte, sesshaft zu werden, würde es ihm im Großen und Ganzen nichts ausmachen, eine Frau wie Emma an seiner Seite zu haben.
„Es ist also alles nur vorgetäuscht?“ Russell lehnte am Verkaufstresen und schüttelte den Kopf. „Das Zusammenleben? Die Verlobung? Alles eine Lüge?“
„Ja.“ Cat seufzte. Es war ein bisschen peinlich, zuzugeben, dass Emma auf einen so ausgeklügelten Plan zurückgriff, um ihren Seelenfrieden zu sichern. Aber sie hatte ihm trotzdem alles erzählt – selbst ihre Unterhaltung mit Mary Kowalski. Hin und wieder hatte er leise gelacht.
„Sie muss dich wirklich lieben, wenn sie diese ganzen Mühen auf sich nimmt“, sagte er, als sie geendet hatte. Cat lächelte.
„Ich schätze, du hast recht. Sie ist ein gutes Mädchen, auch wenn sie glaubt, dass ich auf die Sache hereinfallen könnte.“ Doch sie hatte nicht ihren ganzen Mut zusammengenommen und war in den Ort gekommen, um über Emma zu sprechen. „Du schuldest mir einen Tanz, Russell Walker.“
Er lächelte verschmitzt. „Ich halte schon die ganze Zeit Ausschau nach einer netten Veranstaltung, auf die ich dich ausführen kann. Ich habe gehört, dass es am übernächsten Samstag in der Highschool für die älteren Semester einen Spendenball für die Aktion ‚Drogenfreier Abschluss‘ gibt. Es ist zwar nicht besonders schick, aber es ist in der Nähe und obendrein für einen guten Zweck.“
„Das wäre doch vielleicht ganz schön.“
„Also, haben wir ein Date?“
Ein Date? Was, zum Teufel, machte sie hier eigentlich? Ein Date? In ihrem Alter? „Wir haben ein Date.“
„Gut. Hast du mit den Kindern am vierten Juli was vor?“
„Wir verbringen den Tag mit den Kowalskis, und dann sehen wir uns alle zusammen am See das große Feuerwerk an.“
Er nickte. „Dani und ihr Ehemann Roger machen das auch immer.“
Cat nahm die Tüte mit den Gartengeräten aus dem Ausverkauf, die sie erstanden hatte, um eine Ausrede zu haben, im Geschäft vorbeizuschauen. „Wenn du sie begleitest, treffen wir uns ja vielleicht dort.“
„Vielleicht. Wohin fährst du jetzt?“
„Ich will nach Concord, um mich mit Mary Kowalski zum Mittagessen zu treffen.“
„Diese armen Kinder haben nicht die geringste Chance, oder?“
Sie lachte. „Nein.“
Mary wartete schon in dem schicken Café, das sie ausgesucht hatten, weil sich kein Familienmitglied je dorthin verirrte und sie ungestört ein leckeres Mittagessen genießen konnten. Cat war älter als Mary, allerdings nicht viel. Sie war früh Mutter von Johnny geworden, und auch Johnny und seine Frau waren noch jung gewesen, als sie Emma bekommen hatten.
Mary hatte ihnen einen Krug Wasser bestellt, aber sie nahmen beide noch Tee zu dem Salat, den sie zögerlich orderten. In der Grillsaison mussten sie vernünftig essen, sobald sich die Gelegenheit ergab. Cat hatte noch immer ein schlechtes Gewissen wegen des Omeletts mit Hackfleisch und Käse – und das war immerhin schon fast eine Woche her.
Bis die Salate serviert wurden, unterhielten sie sich über die Familie und das
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