Ganz oder Kowalski
beladen.“
Nachdem sie sich verabschiedet hatten und verschwunden waren, widmete sich Emma wieder ihrem Jasper-Burger, den sie genüsslich vertilgte. Sie hatte Lisa einmal gebeten, das Rezept für die Gewürzmischung herauszufinden, doch Kevin hatte sie nicht verraten wollen. Und außerdem hatte Lisa sie darauf hingewiesen, dass Emma das Rezept sowieso nichts nützen würde, da sie gar nicht kochen konnte.
„Um noch mal auf das Thema von vorhin zurückzukommen“, begann Sean, nachdem er seinen Burger verschlungen hatte. „Also, dass niemand wissen soll, dass wir miteinander schlafen … Es ist nicht so, dass ich es geheim halten will. Ich will nur …“
„Du willst nur nicht, dass sie es wissen.“
„Ja.“
„Das leuchtet natürlich ein.“
Seine Miene hellte sich auf. „Ja?“
„Nein.“
„Verflucht.“ Sein Bier hatte er schon ausgetrunken, also nahm er einen Schluck von dem Wasser, das sie sich bestellt hatte. „Unter normalen Umständen würde ich wollen, dass alle wissen, dass wir miteinander schlafen. Glaub mir. Ich würde ein Schild im Vorgarten aufstellen.“
„Aber das hier sind keine normalen Umstände.“
„Nicht einmal annähernd. Es gibt eine Wette zwischen mir und meinen Brüdern, dass ich den ganzen Monat durchhalte und nicht mit dir ins Bett gehe, und ich möchte mir nicht ihre hämische Schadenfreude anhören müssen.“
Natürlich gibt es eine Wette mit seinen Brüdern, dachte sie. Das ist so typisch Mann.
„Allerdings sind eher die Frauen Grund für meine Zurückhaltung, was dieses Thema betrifft“, fuhr er fort.
„Die Frauen?“
„In meiner Familie, meine ich. Vor allem Tante Mary. Sie könnten auf die Idee kommen, dass mehr dahintersteckt, als es in Wahrheit der Fall ist. Sie könnten unseretwegen auf falsche Gedanken kommen und sich Hoffnungen machen, wenn du verstehst, was ich meine.“
Emma aß die letzten Pommes frites und schob den Teller von sich. „Also müssen wir so tun, als wären wir verrückt nacheinander und verlobt … während wir vorgeben, nicht miteinander zu schlafen.“
„Ich habe dir ja gesagt, dass Sex alles nur noch komplizierter macht.“
„Ich werde eine farblich gekennzeichnete Grafik brauchen, um den Überblick darüber zu behalten, wer was glaubt.“
Er grinste und zog den Edding aus seiner Tasche. „Ich könnte Post-its verteilen.“
Der Mann stand auf Post-its. Er klebte sie überallhin. Auf der Mikrowelle hatte ein Zettel mit einer vorwurfsvollen Nachricht geklebt, in der er sich darüber beklagt hatte, dass die letzte Tüte der Chips mit Salz-und-Essig-Geschmack verschwunden sei. Und das lag daran, dass Emma während eines besonders schlimmen Anfalls von Selbstmitleid festgestellt hatte, dass jede Sorte Chips tröstlich war – selbst wenn sie auf der Zunge brannte. Eine Nachricht hatte auf dem Toilettendeckel geklebt. Auf dem Post-it hatte gestanden, dass sie „Klopapier für Mädchen“ benutzte – was auch immer das heißen sollte.
Er klebte die gelben Zettel auch gern auf den Spiegel im Badezimmer. Hör auf, meine Sneakers zu putzen. Ich versuche, sie einzulaufen . Ihre Lieblingsnachricht aber war: Wenn du wieder das billige Bier kaufst, nur weil es im Sonderangebot ist, werde ich in deinen Mulch pinkeln . Doch manchmal waren die Nachrichten auch nett: Danke, dass du meine Wäsche gewaschen hast . Und: Du machst richtig gute Käsetoasts . Bei dieser letzten Nachricht wäre sie fast in Tränen ausgebrochen.
„Ich will das Thema ja nicht wechseln“, sagte sie und hatte vor, genau das zu tun, „aber ich werde morgen einen Kostenvoranschlag für einen Gartengestaltungsjob machen. Der Hausbesitzer möchte die Veranda verlängern und Sitzgelegenheiten integrieren. Es ist ein dringlicher Auftrag, weil die Besitzer die letzte Juliwoche im Haus verbringen und es fertig werden muss. Ich dachte, du könntest vielleicht einen Kostenvoranschlag für den Umbau der Veranda machen und wir könnten einen Paketpreis anbieten. Falls du Interesse hast und denkst, dass du die Arbeit in der knappen Zeit erledigen kannst.“
„Stehst du denn hinter mir, siehst mir über die Schulter und überprüfst alle meine Abmessungsergebnisse und Schnitte?“
Sie spürte, dass sie rot wurde, und verdrehte die Augen. „Nein. Solche Umbauten sind dein Gebiet, nicht meins.“
„Dann hätte ich Interesse. Wir geben bestimmt ein gutes Team ab.“
Die Worte versetzten ihr einen Stich ins Herz, worüber sie allerdings nicht näher nachdenken wollte.
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