Ganz oder Kowalski
für gewöhnlich schon. Doch zusammen mit dem Vater-Mutter-Kind-Spiel könnte Emma dadurch einen falschen Eindruck bekommen. Der Begriff „Dauerhaftigkeit“ gehörte im Augenblick nicht zu seinem Wortschatz. Nicht, dass es notwendigerweise zu ihrem gehört hätte, aber er wollte kein Risiko eingehen.
„Wann kommt deine zukünftige Schwiegergroßmutter?“, fragte Kevin, als er endlich begriffen hatte, dass Sean nicht vorhatte, über das gute Aussehen seiner falschen Verlobten zu sprechen.
„Am Samstag. Emma und ich wollen heute Abend zusammen essen und uns ein bisschen besser kennenlernen.“
„Meinst du, ihr könnt euch bei einem Abendessen gut genug kennenlernen, um ihre Großmutter hinters Licht zu führen?“
„Das glaubt sie jedenfalls.“
„Und was glaubst du? “
Sean zuckte die Achseln. „Ich habe ihr versprochen, dass ich ihr helfen werde, also werde ich mein Bestes tun, damit es auch funktioniert.“
„Weiß Ma schon darüber Bescheid?“
„Noch nicht“, entgegnete er und verzog das Gesicht. Er freute sich nicht unbedingt darauf, es ihr zu erklären – falls Beth nicht schon längst am Telefon hing und ihr die Neuigkeiten brühwarm erzählte.
Sean erhob sich und nahm sein Bier, um es mit nach oben in sein Apartment zu nehmen. Das leere Glas konnte er später zurückbringen. „Ich weiß, dass du sowieso sofort Joe und Mike anrufen wirst, sobald ich weg bin. Also überlasse ich es dir, es allen zu sagen.“
Kevin lachte. „Vergiss nicht Mitch. Und Ryan und Josh und Liz.“
Sean, der gerade einen Schluck von seinem Bier nehmen wollte, erstarrte mitten in der Bewegung. Mist. Er hatte keine Sekunde an seine Brüder und seine Schwester gedacht oder sich gefragt, was sie davon halten mochten. Ganz sicher wären sie der Meinung, dass er den Verstand verloren hätte. Doch falls einer von ihnen glaubte, er müsste vor sich selbst gerettet werden, und herkam, würde die ganze Sache unweigerlich auffliegen.
„Tu mir einen Gefallen“, bat er, „und überlasse es mir, ihnen Bescheid zu sagen. Und halte solange bitte deinen Teil der Familie in Schach.“
„Ich werde es versuchen. Aber lass dir mit dem Anruf bei deinen Geschwistern nicht zu lange Zeit. Sobald Ma davon hört …“
Ja, darüber machte er sich wirklich Sorgen. Er würde so schnell wie möglich mit Tante Mary sprechen müssen. Und auch wenn er es nicht wollte, würde er es von Angesicht zu Angesicht tun müssen. Er konnte nur hoffen, dass ihr Holzlöffel nicht in Reichweite war. Das verdammte Ding tat echt weh.
Er ging hinauf in seine Wohnung, die eigentlich sein vorübergehendes Zuhause hatte werden sollen, nun aber nur ein Zwischenstopp war. Seufzend ließ er sich auf die Couch sinken. Bis jetzt hatte er noch nicht viel ausgepackt – wobei er auch nicht viel auszupacken hatte. Es würde also keinen besonderen Aufwand darstellen, bei Emma einzuziehen.
Und er glaubte nicht, dass es ihm schwerfallen würde, so zu tun, als fände er sie anziehend. Vollkommen bekloppt hin oder her: Sie war groß, was er an Frauen mochte, und heiß, was ihm wirklich gut gefiel. Und ihr Haar … Sie hatte eine so wilde Mähne, dass man sein Gesicht oder seine Hände darin vergraben und die dichten dunklen Locken durch die Finger gleiten lassen konnte.
Unterdrückt fluchend rutschte Sean auf der Couch hin und her. Es war schon lange her, dass er sein Gesicht in den Haaren einer Frau vergraben hatte. Und nun wäre er gezwungen, mit einer Frau im selben Zimmer zu schlafen, die er besser nicht anrührte. Er wäre ihr nahe genug, um ihr Shampoo riechen zu können. Um ihren Atem hören und ihrem leisen Seufzen lauschen zu können, wenn sie sich nachts im Schlaf drehte. Doch er wäre zu weit entfernt, um ihren Rücken streicheln und sie dazu bringen zu können, seinen Namen zu flüstern.
Laut aufstöhnend griff er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Er brauchte etwas Ablenkung. Einen Film. Die Wiederholung eines Boxkampfes. Verdammt, sogar „Die drei Stooges“ wären ihm jetzt recht. Alles, um nur nicht mehr an Sex denken zu müssen. Er durfte diese Gedanken nicht zulassen.
Schließlich war er jetzt verlobt.
3. KAPITEL
Im Laufe des Tages änderte Emma mindestens ein Dutzend Mal ihre Meinung über Sean Kowalski. Sie spielte mit dem Gedanken, Lisa anzurufen, um sie nach seiner Handynummer zu fragen, die sie sich dummerweise nicht hatte geben lassen. Aber am Ende tat sie es doch nicht, denn gerade noch rechtzeitig fiel ihr wieder
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