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Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Gesichtern, aber müde Schatten unter den Augen. Sie hatten etwas Nicht-Menschliches, das ihren Nachkommen fehlte.
    Urg winkte Garin zu der erhöhten Couch. Dort lagen ein Mann und eine Frau; der leicht geneigte Kopf der Frau ruhte auf der Schulter des Mannes.
    »Sieh her, Ausländer! Hier war einer, der aus deiner Welt gerufen wurde. Marena vom Hause des Lichts blickte mit Wohlgefallen auf ihn, und sie erlebten viele Tage des Glücks.«
    Der Mann auf der Couch hatte rotblondes Haar und einen schweren Goldreif am Oberarm. Es sprach etwas aus ihren Gesichtern, das Garin verlegen machte und ihn zwang, sich abzuwenden. Es war ihm, als wäre er in etwas eingedrungen, wohin diesen beiden zu folgen niemand das Recht hatte.
    »Hier liegt Thran, Sohn des Lichtes, erster Lord der Höhlen, und seine Lady Thrala, Bewohnerin des Lichts. So haben sie hier gelegen seit tausend Jahren und so werden sie weiter hier liegen, bis dieser Planet unter ihnen zu Staub wird. Sie waren es, die das Volk aus dem Schlamm führten und Tav schufen. Solche wie sie werden wir niemals mehr wiedersehen.«
    Stumm gingen sie durch die Reihen der Toten.
    Noch einmal blieb Urg stehen, bevor sie die Halle verließen. Auf der Couch vor ihm lag ein Mann, in eine lange Robe gehüllt, dessen Gesicht vom Todeskampf gezeichnet war.
    »Thran.«
    Dies war also der letzte Herr der Höhlen. Garin beugte sich über ihn, um das tote Gesicht näher zu betrachten, aber Urg wurde plötzlich ungeduldig. Er drängte seinen Schützling weiter zu einer getäfelten Tür.
    »Dies ist das Südportal der Höhlen«, erklärte er. »Vertraue der Ana, die dich führt, und hüte dich vor dem kochenden Schlamm! Sollten die Morgels dich wittern, töte rasch! Sie sind die Diener der Finsteren. Möge das Glück dir hold sein, Ausländer!«
    Die Tür war offen, und Garin blickte hinaus auf Tav. Das sanfte, blaue Licht war genauso, wie er es beim erstenmal gesehen hatte. Mit der Ana auf der Schulter, dem grünen Stab und dem Beutel mit Essen in der Hand verließ er die Höhle und trat hinaus auf das grüne Moos.
    Urg hob die Hand zum Gruß, dann schloß sich die Tür hinter ihm.
    Garin war mit Ana und der Aufgabe, die Tochter aus den Höhlen der Finsternis zu holen, allein.

 
3.
     
    In Tav gab es weder Nacht noch Tag, da das blaue Licht immer gleichbleibend leuchtete. Die Bewohner teilten ihre Zeit mit künstlichen Mitteln ein.
    Garin, der erst vor kurzem mit den heilenden Strahlen behandelt worden war, verspürte keine Müdigkeit. Als er ein wenig zögerte, plapperte seine Ana lebhaft und deutete aufmunternd geradeaus.
    Vor ihnen erhob sich ein dichter Wald aus Farnbäumen. Es war sehr still in diesem Wald, als Garin sich seinen Weg durch das Dämmerlicht suchte, und zum erstenmal bemerkte er eine neue Besonderheit von Tav: Hier gab es keine Vögel.
    Sie brauchten nur den Westzipfel des Waldes zu durchqueren, und nach einer Stunde Fußmarsch erreichten sie das Ufer eines träge dahinfließenden Flusses, dessen Wasser eine dunkle Saffranfarbe hatte. Garin entschied, daß dies der Goldene Fluß sein mußte, die Grenze des Landes der Finsteren.
    Er folgte dem Fluß um eine Biegung und kam zu einer Brücke. Jenseits der Brücke lag eine weite Ebene, auf der hohes und trockenes, gelbes Gras wuchs. Zur Linken sah er eine zischende, gurgelnde Masse, von der eine große Dampfwolke aufstieg. Der Wind trug den Gestank von giftigen Gasen herüber, so daß Garin husten mußte. Er roch und schmeckte die schweflige Luft den ganzen Weg über die Ebene.
    Garin war froh, als er zu einem kleinen Farnhain mit einer Quelle kam. Dort wusch er sich Kopf und Arme, während die Ana den Beutel mit dem Essen öffnete, den Sera ihnen mitgegeben hatte. Sie ruhten sich aus und aßen Getreidekuchen und getrocknete Früchte. Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, zupfte Ana an Garins Hand und deutete auf den Weg.
    Vorsichtig bahnte sich Garin einen Pfad durch das dichte Unterholz, bis er endlich auf eine Lichtung blickte und am Rande der Lichtung den Eingang zu den Höhlen der Finsteren sah. Zwei hohe Säulen, riesigen Ungeheuern nachgebildet, bewachten die große Öffnung, in der ein feiner, grünlicher Nebel wogte und wallte.
    Garin beobachtete den Eingang. Nirgendwo regte sich etwas. Er umfaßte den Vernichtungsstab fester und wagte sich vor. Am Eingang zögerte er kurz, dann ging er hinein.
    Der grüne Nebel umfing ihn. Er atmete heiße Luft mit einem leicht süßlichen, übelkeiterregenden Geruch ein.

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