Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
Speer des Protests, gegen die Götter geschleudert.
    Ein tiefer Schluchzer durchbrach meine Beherrschung. Der Kaiser legte einen Arm um meine Schultern.
    »Dort fliegt das Herz von Krand. War das den Preis nicht wert, mein Sohn?«
    Nein, pochte das Blut in meinen Adern.
    Ich sah ihm in die gütigen Augen, und »ja« formten meine Lippen, was mein Herz nicht fühlte.
    Der Flammenspeer entschwand hoch oben ins Nichts. Der Himmel war wieder dunkel und verhangen. Von unten tönten die Schreie einer Welt herauf, die wahnsinnig geworden war vor Angst und Haß.
    »Bis zuletzt, mein Sohn?«
    »Bis zuletzt.« Ich besiegelte den Pakt zwischen uns.
    Seite an Seite stiegen wir den Turm herab. Dann trennten wir uns, er, um seinen Pflichten und ich, um meinen nachzugehen.
    Es war ein Chaos. Manche begingen sinnlose Gewalttaten, und Straßenkämpfe und Plündereien nahmen überhand. Mit Stolz erkannte ich meine eigenen Soldaten, die buchstäblich darum kämpften, wenigstens etwas Ordnung zu bewahren. An jeder Straßenecke schienen jetzt Orakel aus dem Boden zu schießen. Manche dieser Wahrsager beteten, andere gaben laut den Gelehrten die Schuld an dem kommenden Untergang und hetzten ihre Zuhörer zu weiteren Gewalttaten auf.
    Es war schwer zu fassen, daß meine Lady Thrala fort war, auf dem Weg zu einer anderen Welt und zu einem anderen Leben, an dem ich keinen Anteil haben würde. Aber ich fand mich nicht mit dem Verlust ab. Hier und jetzt gelobte ich On, falls er mir irgendwann wieder ein Dasein gewähren würde, die Lebensessenz, die Thrala war, wiederzufinden. Und dann würde nichts und niemand uns mehr voneinander trennen.
    An dieses Gelübde klammerte ich mich wie ein schiffbrüchiger Seemann an ein Floß.
    Die nächsten Tage waren ein einziger Alptraum. Es gab weder Tag noch Nacht, nur die Pflicht und furchtbare Müdigkeit, sowohl körperliche als auch geistige.
    Die Vergnügungspaläste waren gefüllt mit jenen, die Vergessen suchten. Die Hälfte aller Gebäude von Yu-Lac hatte man geplündert und ausgebrannt. Wir nahmen niemanden fest – dazu war keine Zeit, und es gab auch keine Gefängnisse mehr. Das Urteil wurde jeweils am Schauplatz eines Verbrechens vollstreckt. Nur wenige führten weiterhin ein normales Leben und gingen ihren normalen Pflichten nach: meine eigenen Männer, zu meinem Stolz, die Polizei und die meisten der Gelehrten.
    Ich war in jenen letzten Tagen der Auflösung Krands so beschäftigt, daß ich wenig Zeit hatte, an Thrala zu denken oder Vermutungen anzustellen über das Schicksal des Raumschiffs.
    Am vierten Tag ohne Schlaf wußte ich, daß ich mich ausruhen mußte, um nicht einfach umzufallen. Außerdem hatte ich etwas im Palast zu erledigen. Müde stieg ich auf das Dach, wo mein Flugboot stand. Ich trat hinaus in die stürmische, blutrote Morgendämmerung. Über mir hing drohend der zerstörerische Planet, der bereits ein Viertel des Himmels bedeckte. Wenn unsere Gelehrten recht behielten, so war jetzt der Zeitpunkt sehr nahe, an dem Krand in unzählige Fragmente zerbrechen würde.
    Als ich mich über die verwüstete Stadt erhob, sah ich riesige Flutwellen die Ausläufer der Stadt erreichen und Mauern zerstören, die seit Generationen unverändert dagestanden hatten. Die Wasser verschlangen alles, was ihnen im Wege war.
    Einer plötzlichen Vorahnung folgend, nahm ich mit Spitzengeschwindigkeit direkten Kurs auf den Palast. Der Kaiser und ich hatten einen Pakt geschlossen. Ich war sicher, er würde sein Ende lieber in der frischen Luft Ons finden. Er und ich konnten nichts mehr für diese unsere Heimatwelt tun.
    Ich flog gegen den mächtigen Sog des Sturmes an und hatte Mühe, mein Boot zu steuern. Unter mir stürzten Gebäude ein. Ein ohrenbetäubendes Krachen und Bersten erfüllte die Luft. Mein Flugboot reagierte nicht mehr; welche Hebel ich auch betätigte, es wirbelte durch die Luft, und ich sah abwechselnd den Himmel und den Boden vor mir. Trümmerbrocken der einstürzenden Gebäude regneten herab auf kleine, rennende Geschöpfe. Riesenhafte Wellen rollten zurück und trugen die zerschmetterten Körper mit sich fort.
    Plötzlich wurde es finster; und mit der Finsternis überkam mich eine Panik, die mich wie ein körperlicher Schlag traf. Alles hatte ich erwartet, nur das nicht – diese Urangst des Menschen, die weit schrecklicher ist, als ich es mir je hätte vorstellen können. Es dauerte nur einen Augenblick, während etwas vorüberschoß, das zu groß war, als daß ich es in seinen

Weitere Kostenlose Bücher