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Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Raums befand sich ein langer Block aus Quarz. Die Bahre wurde auf diesen Block gestellt, und die Träger verschwanden. Die Männer in den langen Roben zerschnitten den Pelz und das Leder, um Garins zerschundenen Körper freizulegen. Dann hoben sie ihn auf den Quarztisch und schnallten ihn mit Metallbändern fest. Einer von ihnen ging zur Wand und zog an einem leuchtenden Stab. Ein unwirkliches, blaues Licht schoß aus der Kuppel des Daches auf den hilflosen Garin herab. Er spürte ein Brennen und Stechen in jedem Muskel, jedem Gelenk und überall auf der Haut ein Prickeln, und bald verschwanden seine Schmerzen, als wären sie nie dagewesen.
    Das Licht erlosch, und drei Echsenmänner traten zu ihm. Er wurde in ein weiches Gewand gehüllt und in einen anderen Raum getragen. Auch dieser Raum war rund. Der Boden fiel leicht zur Mitte hinab, wo sich eine mit Kissen gefüllte Vertiefung befand. Dort legten sie Garin hinein. Über ihm bildete sich eine rosafarbene Wolke, die er benommen beobachtete, bis er darüber einschlief.
    Etwas Warmes bewegte sich an seiner nackten Schulter. Garin öffnete die Augen, und sekundenlang war er nicht fähig, sich zu erinnern, wo er war. Dann zupfte etwas an der Robe, in die er eingehüllt war, und er blickte nach unten.
    Während das Echsenvolk ihn an Kobolde erinnerte, hatte dieser neue Besucher etwas Elfenhaftes an sich. Das kleine Geschöpf war keinen Meter groß, und sein affenähnlicher Körper war ganz und gar mit seidigem, weißem Haar bedeckt. Die kleinen Hände waren menschlich in ihrer Form und unbehaart, die Füße dagegen glichen den Pfoten einer Katze. An beiden Seiten des kleinen, runden Kopfes saßen große, fächerförmige Ohren. Das Gesicht war pelzig, und ein steifer Katzenschnurrbart zierte die Oberlippe.
    Diese Anas, wie Garin später erfuhr, waren glückliche kleine Geschöpfe, die sich unter dem Volk selbst ihre Herren oder Herrinnen wählten, so wie diese Ana zu ihm gekommen war. Sie waren es zufrieden, ihrem großen Beschützer zu folgen, und freuten sich närrisch über unbedeutende Geschenke. Loyal und unerschrocken, waren sie imstande, einfache Aufgaben zu übernehmen oder für ihren erwählten Freund schriftliche Botschaften auszutragen, und sie blieben bei ihm bis zum Tod. Die Anas waren weder Tiere noch Menschen; dem Gerücht nach sollten sie das Ergebnis irgendeines Experiments sein, das vor Zeitaltern einmal von den Alten durchgeführt wurde.
    Nachdem sie Garins Schulter gestreichelt hatte, berührte die Ana staunend die Haare des Fliegers und verglich die bronzefarbenen Locken mit ihrem eigenen weißen Fell. Da das Echsenvolk haarlos war, mußten Haare in den Höhlen ein ungewohnter Anblick sein. Mit einem zufriedenen Schnurren rieb die Ana ihren Kopf an seiner Hand.
    Mit einem plötzlichen Klicken öffnete sich eine Tür in der Wand. Die Ana richtete sich auf und lief den Neuankömmlingen entgegen. Der Anführer, der als erster Garin gefunden hatte, trat ein, gefolgt von mehreren seiner Gefährten.
    Garin setzte sich in den Kissen auf. Nicht nur, daß die Schmerzen fort waren – er fühlte sich auch jünger und kräftiger, als er sich seit Monaten gefühlt hatte. Überschwenglich breitete er weit seine Arme aus und lächelte dem Echsenmann entgegen, der erfreut eine Erwiderung murmelte.
    Die anderen Echsenmänner machten sich beflissen um Garin zu schaffen und legten ihm den kurzen Kilt und den juwelenbesetzten Gürtel an – offenbar die einzige Kleidung, die innerhalb der Höhlen getragen wurde.
    Als Garin fertig angekleidet war, nahm der Anführer ihn bei der Hand und zog ihn zur Tür. Sie durchquerten eine Halle, deren Wände gemeißelt und mit glitzernden Steinen und Metallarbeiten versehen waren, und schließlich gelangten sie in eine riesige Höhle, die so groß war, daß die äußeren Wände in den Schatten verborgen lagen. Auf einem Podium standen drei hohe Throne, und vor diese Throne wurde Garin geführt.
    Der höchste Thron war aus rosigem Kristall. Der Thron zu seiner Rechten war aus grüner Jade, von Jahrhunderten glattpoliert. Der Thron zur Linken war aus einem einzigen Block pechschwarzen Jetts gemeißelt. Der rosenfarbene und der schwarze Thron waren unbesetzt, auf dem Jadethron dagegen saß ein Angehöriger des Echsenvolkes. Er war größer als seine Gefährten, und in seinen Augen lag Weisheit – und eine tiefe Traurigkeit.
    »Es ist gut so!« tönten die Worte in Garins Kopf. »Wir haben weise gewählt. Dieser junge Mensch ist

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