Garan - Der Ewige
denen jeder Kreuzpunkt mit einem kleinen Stein besetzt war, so daß sie in glitzernde Schuppen gehüllt zu sein schienen.
Es waren nicht viele – vielleicht hundert; und einige hielten kleinere Ausgaben ihrer selbst an der Hand, die Garin mit runden, gelben Augen anstarrten.
Die Frauen waren mit den feinsten Edelsteinarbeiten betraut, und voller Stolz zeigten sie dem Fremden ihre Arbeit. In einer Ecke der Halle wurde ein wunderbares, herrliches Gebilde fabriziert. Eines der Silbernetze, aus denen ihre Roben gearbeitet wurden, war dort befestigt, und drei der Frauen setzten kleine rosafarbene Edelsteine in jede winzige Fassung an den Knotenpunkten. Hier und dort hatten sie das Muster mit kleinen Smaragden oder flammenden Opalen verändert, so daß das fertige Netz in Regenbogenfarben schimmerte.
Eine der Frauen glättete das Gewebe und blickte zu Garin auf.
»Dies ist für die Tochter, wenn sie zu ihrem Thron zurückkommt«, erklärte sie mit sanftem Lächeln.
Die Tochter? Was hatte der Herr des Volkes gesagt? »Dieser junge Mann ist geeignet, sich mit der Tochter zu vermählen.« Aber Urg hatte ihm erzählt, daß die Alten von Tav gegangen waren.
»Wer ist die Tochter?« fragte er.
»Thrala des Lichtes.«
»Wo ist sie?«
Die Frau erschauerte, und in ihren Augen stand Angst. »Thrala lebt in den Höhlen der Dunkelheit.«
»In den Höhlen der Dunkelheit!«
Meinte sie damit, daß Thrala tot war? Hatte man ihn, Garin Featherstone, zum Opfer irgendeines Rituals ausersehen, das dazu dienen sollte, ihn mit der Toten zu vereinigen?
Urg berührte seinen Arm. »Nein, so ist es nicht. Thrala hat den Ort ihrer Vorfahren noch nicht betreten.«
»Du kennst meine Gedanken?«
Urg lachte. »Gedanken sind leicht zu lesen. Thrala lebt. Sera diente der Tochter als Zofe, als sie noch unter uns lebte. Sera, zeige uns bitte Thrala, wie sie war!«
Die Frau ging zur Wand, wo sich ein ebensolcher Metallspiegel befand wie jener, den Urg für Garins Sprachunterricht benutzt hatte. Sie starrte in den Spiegel und winkte dann Garin, sich neben sie zu stellen.
Der Spiegel beschlug, und dann blickte Garin plötzlich – wie durch ein Fenster – in einen Raum mit Wänden und einer Decke aus Rosenquarz. Auf dem Boden lagen dicke Teppiche aus silbrig-rosafarbenem Gewebe. Im Mittelpunkt des Raumes bildete eine Ansammlung von Kissen eine niedrige Couch.
»Das innere Gemach der Tochter«, verkündete Sera.
Eine runde Täfelung in der Wand öffnete sich, und eine junge Frau trat heraus. Sie war noch sehr jung, kaum mehr als ein Mädchen. Auf ihren vollen, roten Lippen lag ein glückliches Lächeln, Lichter funkelten in ihren veilchenblauen Augen. Ihre Haut erinnerte Garin an Perlmutt. Blauschwarzes Haar hüllte sie ein wie eine Wolke und reichte ihr bis unter die Knie. Ihr Gewand aus Silbernetz wurde oberhalb der Taille von einem mit rosenfarbenen Juwelen besetzten Gurt gehalten.
»Das war Thrala, bevor die Finsteren sie mitnahmen«, erklärte Sera.
Urg lachte über Garins enttäuschten Ausruf, als das Bild verschwand. »Was kümmern dich Schatten, wenn die Tochter selbst auf dich wartet. Du brauchst sie nur aus den Höhlen der Dunkelheit zu holen.«
»Wo sind diese Höhlen?«
Garins Frage wurde von dem Läuten des Gongs verschluckt.
»Die Finsteren!« rief Sera erschrocken.
Urg hob die Schultern. »Wenn sie schon die Alten nicht schonten, wie können wir hoffen, zu entkommen? Folge mir! Wir müssen in die Thronhalle gehen.«
Vor dem Jadethron des Herrn des Echsenvolkes stand eine kleine Gruppe von Echsenmännern neben zwei Bahren.
Als Garin den Saal betrag, sagte der Gebieter: »Laßt den Ausländer vortreten, damit er das Werk der Finsteren sehen kann!«
Widerstrebend ging Garin vor und blieb neben den sich windenden Geschöpfen auf den Bahren stehen, die zwischen Stöhnen und Schmerzensschreien ihre Botschaft hervorkeuchten. Es waren Männer des Volkes, aber ihre schwarze Haut war grün.
Der Herrscher beugte sich vor auf seinem Thron.
»Es ist gut«, sagte er. »Ihr dürft gehen.«
Und als ob sie seinem Befehl gehorchten, lösten sich die gequälten Geschöpfe vom Leben, an das sie sich geklammert hatten, bis ihre Botschaft überbracht war, und lagen still.
»Sieh dir das Werk der Finsteren an!« sagte der Herrscher zu Garin. »Jiv und Betv wurden gefangengenommen, als sie auf dem Weg zu den Gibis auf den Klippen waren. Es scheint, daß die Finsteren Material für ihre Laboratorien brauchten. Sie beabsichtigen
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