Garantiert wechselhaft
mir das Gesprächsthema diktieren zu lassen. Ich sah mich um, aber nachdem er mich seit Tagen zu den unmöglichsten Zeiten mit seinem Gesprächsbedürfnis behelligt hatte, war Gustl nun nirgends zu entdecken.
«Ja, Herr Beck ist Deutscher.» Ich räusperte mich. «Wir haben das Label Zwiebellook getauft, weil es sich ganz an den Bedürfnissen von …»
«Und wissen Sie, wo er studiert hat? Und bei wem?» Frau Doktor sah mich über den Rand ihrer Brille an. «Dieser Stil ist mir ganz neu. Und glauben Sie mir, ich komme viel herum!»
Jetzt reichte es aber! Ich wollte schon sagen, dass Gustl lediglich bei Gundi die Schulbank gedrückt hatte, aber dann fiel mir etwas Besseres ein.
«Herr Beck gehörte zuerst der Hopf’schen Schule an», warf ich meine Phantasie an. «Dort fühlte er sich jedoch häufig missverstanden und verließ seine Professorin bereits früh.»
«Ah …!» Frau Hofmann zog einen Block aus der Tasche und machte sich Notizen.
«Dann schloss er sich für einige Jahre der Fremdenlegion an.» Das klang wesentlich interessanter als Bundeswehr. Allmählich begann mir die Sache Spaß zu machen.
«Nach diesen tiefgreifenden Erfahrungen kehrte er der Gewalt den Rücken und begann, mit verschiedenen Materialien zu experimentieren.»
«Und dann?» Jetzt hingen beide an meinen Lippen.
«Danach, äh … begann eine enge Zusammenarbeit mit dem Amerikaner Robert Ross, die großen Einfluss auf seine heutige künstlerische Ausrichtung hat.» Ich sah mir das Gemälde an, das hinter der Hofmann an der Wand hing: ein Bergpanorama mit schneebedeckten Gipfeln. «Zuerst kam die Snow-Phase, die allmählich von der … Mountain- und dann von der Sundown-Phase abgelöst wurde.»
«Sensationell …» Die Galeristin war entzückt.
«Aber Sie haben sicher selber schon entdeckt, dass Becks Werk voller Widersprüche und, äh, eklektischer Kollisionen steckt, durch die er die …»
In diesem Augenblick zupfte Leni mich am Ärmel. «Du, Nina, wir bräuchten dich fei amol.»
Für diese Unterbrechung hätte ich sie knutschen können. «Bitte entschuldigen Sie mich», sagte ich liebenswürdig. «Ich denke, Sie als Experten können sich nun selbst einen weiteren Eindruck von seinen Werken verschaffen, nicht wahr? Getränke finden Sie im Garten, bitte bedienen Sie sich doch.» Ich drückte dem Journalisten die Pressemappe in die Hand und machte mich mit Leni auf den Weg in die Umkleide.
«Was hamm denn die?», fragte sie.
«Die wollen Gustl groß herausbringen.»
Leni schüttelte den Kopf. «Wennst mich fragst, hamm die Städter alle an Hau!»
Gegen eins stieg die Spannung, und ich versammelte alle Beteiligten zu einer letzten Besprechung in der Küche.
«Bei euch ist alles klar?», fragte ich Ernst und Gundi. «Alle Aushilfen wissen, was zu tun ist?»
«Logisch», sagte Gundi. «Ich war ned umsonst Lehrerin. Wer ned spurt, muss nachsitzen.»
Ich wandte mich an die Modenschaufraktion. «Stehen die Stühle jetzt alle richtig um den Catwalk?»
«Jawoll», sagte Elke. «Und am Ende des Laufstegs haben wir Plätze für die Presse reserviert.»
«Licht, Mikro und Band sind auch einsatzbereit?»
Mario, Marie und die restlichen Elfen nickten.
«Okay. Wir machen nachher alles wie geprobt: Zuerst gehe ich auf die Bühne und begrüße die Zuschauer. Dann setzt das Medley ein. Leni und Bärbel kommen jeweils in ihrem ersten Outfit auf die Bühne und laufen den Catwalk hinunter. Sobald sie zurückgehen, erscheinen Claudia, Rosi und ich immer abwechselnd. Gleiches Spiel, während wir die nächste Kombi anziehen, und so weiter. Und denkt bitte daran: Immer lächeln. Auch wenn ihr Muffensausen habt, immer lächeln!» Ich sah zu Jeanette und den beiden Helferinnen, die Leni für den heutigen Tag engagiert hatte. «Ihr habt die Reihenfolge der Outfits griffbereit hängen?»
«Alles im Griff», sagte Jeanette. «Keine Sorge.»
Die beiden Mädchen aus dem Dorf hatten schon rote Wangen vor Aufregung, und ich hoffte inständig, sie würden nachher die Nerven behalten.
«Super. Denkt unbedingt daran, die Teile nach der Präsentation sofort wieder auf die Bügel zu hängen, damit wir sie in den Showroom mitnehmen können.»
Ich sah zu Mandy hinüber, die mit ihrem bandagierten Knöchel auf der Eckbank saß. «Ich will nicht allzu optimistisch sein, aber kannst du zur Not noch für Nachschub an Bestellformularen sorgen?»
Doch Mandy hielt den Daumen nach oben. «Alles vorbereitet.»
«Dann bitte ich die Models jetzt nach oben zum
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