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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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ersten Klavierakkorde zu «Hello» von Lionel Ritchie hörte.
    Er. Ich. Auf dem Laufsteg!
    Dann setzte Maries Stimme ein, und ich hatte das Gefühl, das Universum halte den Atem an.
And in my dreams I’ve kissed your lips a thousand times
I sometimes see you pass outside my door
Hello, is it me you’re looking for?
    Langsam, wie in Trance, gingen wir auf dem Laufsteg aufeinander zu. Christian und ich.
I can see it in your eyes, I can see it in your smile
    Als hätten wir eine Choreographie einstudiert, zögerten wir immer wieder, bevor wir einen weiteren Schritt machten.
’Cause you know just what to say
    Gleich würden meine Knie nachgeben…
And I want to tell you so much, I love you.
    Christian hatte mein Schwanken bemerkt. Er griff um meine Taille und zog mich langsam zu sich heran. Ich wollte etwas sagen, bewegte meinen Mund, brachte aber keinen Ton heraus.
    «So, Heckel’sche.» Christians tiefe, warme Stimme war nicht mehr als ein Flüstern: «Jetzt musst du dich entscheiden. Willst du den Gustl Beck oder den Gustnbeck?»
    Statt zu antworten, legte ich ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. Für einen Moment waren wir vollkommen allein auf Erden, die Welt blieb stehen.

    Bis die verdammten Elfen uns mit einer aufheulenden E-Gitarre und den rockigen Klängen von «Everybody Needs Somebody» in die Wirklichkeit zurückholten.
    Auf der Bühne gingen die Lichter wieder an. Gundi schoss aus dem Kabuff. Sie steckte in der Schlussattraktion einer jeden Modenschau, dem Brautkleid. Von einem Ohr zum anderen grinsend, stapfte sie über den Laufsteg.
    Die Zuschauer tobten.
    Vor Walters Stuhl blieb Gundi stehen.
    «I need you, you, you!», sang Marie, und Gundi deutete auf den alten Mann. Walter schien bei jedem «you» ein Stück mehr in sich zusammenzusacken.
    Gundi lachte und drohte ihm mit dem Zeigefinger. «Ich griech dich scho noch!»
    Sie stolzierte hüftwackelnd zurück auf die Bühne, drehte sich kokett um und warf ihren Strauß genau beim Schlussakkord des Songs in die Menge.

    «Das ist wirklich die Idee», rief eine perfekt durchgestylte Mittfünfzigerin. «Was habe ich mich mit diesen verdammten Hitzewallungen abgeplagt!» Sie drückte mir eine Großbestellung in die Hand. «Sie werden sehen, das Konzept schlägt ein wie eine Bombe!»
    «So eine originelle Modenschau habe ich noch nie erlebt», schwärmte ein Einkäufer aus Hamburg. «Tolle Ware und die Darbietung – großartig!» Auch er ging mit seiner Bestellung in die Vollen.
    «Die Kollektion ist zum Niederknien!», bestätigte eine weitere Kundin, als sie mich entdeckte. «Und das hat alles so echt gewirkt! Mir sind fast die Tränen vor Rührung gekommen. Das haben Sie sicher lange geübt, oder?»
    «Oh ja, monatelang», sagte ich. Jede Nacht. Im Traum.
    «Und wo ist Ihr Held jetzt?»
    Gute Frage. Nach unserem Auftritt war Christian sofort verschwunden. Einerseits vermisste ich ihn schmerzlich, andererseits hatte ich so die Gelegenheit, eine Frage zu klären. Die Frage, die mich seit unserer Begegnung im Supermarkt umtrieb.

    Doch die Begeisterung der Kunden war so ansteckend, dass ich zunächst noch eine ganze Weile damit beschäftigt war, mit allen ein paar persönliche Worte zu wechseln. Ich badete in dem Gefühl, etwas richtig Gutes auf die Beine gestellt und durchgezogen zu haben.
    Als endlich etwas Ruhe einkehrte und die Leute sich im Garten bewirten ließen, schnappte ich mir Leni und stellte sie zur Rede.
    «Jetzt erklär mir bitte noch eine Sache», sagte ich. «Was hat es mit Christians Frau und Sohn auf sich?»
    Leni sah mich an, als hätte ich sie nach der Adresse vom Weihnachtsmann gefragt. «Bidde?»
    «Die gibt es doch, oder?»
    «Na glaar», sagte sie. «Aber die beiden sinn längst geschieden. Sei Ex wohnt seit Jahren in München, und der Julian kommt regelmäßig bei seinem Babba zu Besuch.»
    So einfach. So trivial. So alltäglich.
    «Auf dem Land lässt man sich fei auch schon mal scheiden.» Leni grinste breit. «Da staunst, gell?»
    Allerdings.
    Verblüfft, dass ich diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht gezogen hatte, sortierte ich die ausgefüllten Bestellformulare. Bis mein Handy klingelte.
    Ich hatte das Telefon noch nicht am Ohr, als Volker auch schon losbrüllte.
    «Was fällt dir eigentlich ein?»
    Sofort meldete sich standardgemäß mein schlechtes Gewissen, das ich in den letzten Wochen erfolgreich in die Schranken verwiesen hatte. Auch jetzt verpasste ich ihm sofort einen gezielten Tritt. Denn diese Zeiten

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