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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Bacchus Sturm und Angriff auf die Indier geschildert war
    Weiter war der Sturm und Angriff des guten Bacchus auf die Indier geschildert. Da sah ich den Hauptmann der Vorhut Silen dicke Tropfen schwitzen und seinen Esel scharf spornen. Der Esel riß gleichfalls das Maul furchtbar weit auf, schmiß, biß, scharmützelte mörderlich, als wenn er eine Horniß im After hätte.
    Die Satyrn, Hauptleute, Obersten, Feldwebel, Korporäle, auf langen Hörnern zum Angriff blasend, sprangen mit Ziegensprüngen toll und wild im Kurz-, im Sturz-, im Furzgalopp, schäumend und bäumend durch das Heer und ermutigten die Ihrigen zu tapferm Streit. Evoë! schrie das ganze Bild. Den ersten Anlauf auf die Indier machten die Mänaden unter wildem Geschrei und gräßlichem Lärm ihrer Schilde und Pauken, daß rings der Himmel davon erdröhnte.
    Hierauf kam das Heer der Indier, als hätten sie jetzt erst erfahren, wie ihr Land vom Bacchus gebrandschatzt werde; die Elefanten mit ihren Türmen an der Spitze, dabei unzähliges Kriegsvolk. Aber die ganze Schar war schon zerstreut, und wider sie und auf sie rannten und stürzten ihre Elefanten, scheu vor dem fürchterlichen Lärm und panischen Schrecken der Bacchanten, der sie der Sinne beraubte. Da hätt' ihr sollen den Silen erst seinen Esel bitterlich spornen und mit dem Stecken fechten sehn nach der alten Parade, und wie der Esel mit offnem Maul, als ob er yahnte, den Elefanten nachhopste und mit seinem martialischen Yahnen gleichsam zum Sturm und Angriff blies.
    Da hättet ihr den Krummbein Pan um die Mänaden sollen springen und sie mit seiner Bauernflöte zu tapferm Streit ermuntern sehn; dahinter einen jungen Satyr siebzehn gefangene Könige führen; eine Bacchantin in ihren Schlangen zweiundvierzig Hauptleute schleifen; einen kleinen Faun zwölf von dem Feind erbeutete Fahnen tragen sehn; und Bacchus, den getreuen Mann, auf seinem Wagen immerzu getrost im Feld umherkutschieren, lachend, schäkernd, auf jedermanns Gesundheit trinkend. Schließlich waren der Triumph und das Siegesmahl des guten Bacchus abgebildet.
    Sein Triumphatorwagen war mit Efeu ganz bedeckt.
    Zu den Seiten des Wagens gingen die gefangenen Indierkönige an schwere güldene Ketten gebunden. Der ganze Zug schritt mit göttlichem Siegesgepräng von unaussprechlicher Wonne und Lust, unzählige Trophäen, Götterbilder und Beutestücke tragend, unter kleinen ländlichen Jubelliedern und schallenden Dithyramben einher.

Achtunddreissigstes Kapitel
Wie uns die Priesterin Bakbuk im Tempel einen phantastischen Brunnen zeigte, und wie des Brunnens Wasser den Trinkern in ihrer Einbildung nach Wein schmeckte
    Während wir diesen Wundertempel noch entzückt beschauten, siehe, da trat uns die würdige Priesterin Bakbuk, heiter lächelnden Angesichts, mit ihrer Dienerschar entgegen und führte uns unschwer, weil sie uns beschriebenermaßen ausstaffiert sah, in des Tempels mittleren Raum, wo der schöne phantastische Brunnen war; sie ließ uns Humpen, Schalen, Becher von Gold, Kristall und Silber reichen, und wir wurden höflich eingeladen, vom Wasser, das dem Brunnen entquoll, zu trinken. Das taten wir auch gerne, denn in Form eines Säulenflusses fanden wir einen phantastischen Brunnen von rarer, herrlicher, wunderbarer Arbeit. – Hierauf befahl Bakbuk, daß man uns zu trinken brächte.
    Denn frei heraus euch zu gestehn, wir sind nicht von dem Kalbsgelichter wie die Spatzen, die nicht fressen, bis man ihnen die Schwänzlein streicht, auch weder essen noch trinken mögen, es sei denn, man treibt's ihnen mit Keulen ein; nie geben wir einer Seele den Korb, die uns zum Trinken höflich einlädt. – Darauf befrug uns Bakbuk, was uns dazu bedünke. Wir gaben ihr zur Antwort, es bedünkte uns wie gutes frisches Brunnenwasser. – »Ha ha!« rief Bakbuk, »nun dies heiß ich schlecht Achtung geben; ei wie wenig merkt ihr auf die Bewegungen der Zungenmuskeln, wenn das Trinken darüber in den Magen rinnt! Sagt, habt ihr fremden Leutlein denn verpichte Gaumen, tragt ihr sie verfuttert und verpelzt, daß ihr den wahren Würzgeschmack und Duft von diesem Göttersaft nicht spürt noch anerkennt? Jetzt bringt mir gleich«, sprach sie zu ihrer Zofenschar, »mein Striegelzeug her, damit wir ihnen die Schlünde ausfegen und bürsten können!« – Alsobald erschienen schöne, feiste, stolze Schinken, schöne, feiste, stolze Rauchzungen, gute stattliche Speckseiten, Hirn- und Haderwürste, gute herrliche Wildbret-Pasteten und solcher

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