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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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das Feuer in die Zelte und Baracken, ohne daß die Besoffenen etwas davon spürten.
    Als er nun aus den Verhauen heraus war, schrie er so mörderlich, als wären alle Teufel der Hölle los, und von dem Schrei erwachte der Feind, aber so hundsdämlich verkatert wie beim Morgengrauen.
    Mittlerweil fing Pantagruel an, das Salz, das er in seinem Schiff mit sich führte, auszusäen, und weil den Feinden im Schlaf die Mäuler weit offen standen, so versalzte er ihnen die Hälse bis oben herauf. Da schluckten und druckten die armen Wichte und schrien: »Ach Pantagruel! Pantagruel! machst du uns die Dursthöll so heiß?« Aber plötzlich kam Pantagruelen das Brunzen an, und er brunzte so überschwenglich in ihr Lager, daß er sie alle zusammenschwemmte und auf neun Meilen in die Runde eine richtige Sintflut entstand. Als sich die Feinde nun ermuntert hatten und einerseits ihr Lager in Flammen und sie andrerseits das Harnmeer sahen, wußten sie weder, was sie raten noch denken sollten. Etliche meinten, daß der Welt Ende und Jüngstes Gericht erschienen wär; die andern glaubten, des Meeres Götter verfolgten sie, zumal das Wasser in Wahrheit einen salzigen Beigeschmack hatte. Um aber jetzt den Kampf Pantagruels mit den 300 Riesen erzählen zu können, mußte ich einen Becher vom besten Wein vor mir haben, den je einer derjenigen gekostet hat, die diese wahrhaftige Geschichte lesen werden.

Siebzehntes Kapitel
Wie Pantagruel die dreihundert Riesen in Werksteinrüstung, nebst Wärwolf, ihrem Hauptmann, erschlug
    Als nun die Riesen ihr ganzes Lager ersoffen sahen, trugen sie ihren König Anarchos, so gut sie konnten, auf ihren Schultern aus dem Verhau. Kaum sah Panurg das, so sprach er zum Pantagruel: »Schauet, Herr, da ziehn die Riesen! Nun schlagt mal ritterlich drunter mit Eurem Mastbaum, denn nun ist's Zeit, sich wacker zu zeigen. Wir an unserm Teil wolln Euch auch nicht im Stiche lassen. Nur Herz gefaßt und dreingeschlagen auf Hieb und Stoß!« – »Ei«, sprach Pantagruel, »was Herz? Herz hab ich für mehr denn fünfzig Franken. Aber mit zwei auf einmal hat's Herkules selbst wohl bleiben lassen.« – »Scheiße!« sprach Panurg. »Wie? Ihr vergleicht Euch dem Herkules? Und habt doch bei Gott mehr Stärke in den Zähnen und mehr Verstand im Hintern als Herkules in Leib und Seel zusammengenommen! Der Mann ist das wert, wofür er sich hält!«
    Während sie noch so sprachen, siehe! da kam Wärwolf mit allen seinen Riesen herbei, und als er sah, wie Pantagruel so allein war, ward er ganz übermütig und tolldreist, denn er hoffte, das arme Männlein stracks zu erlegen. Er sprach also zu seinen Gesellen, den Riesen: »Holla, ihr Bankertbande, wenn einer von euch mit diesem da sich anzubinden untersteht, so seid ihr bei meinem Bart des blassen Todes. Den werd' ich schon unterkriegen! Ihr könnt meinetwegen zuschauen.« Flugs retirierten alle Riesen nebst ihrem König auf die Seite, wo die Flaschenbatterie stand, und ihnen folgte mit seinen Gesellen Panurg, der sich anstellte, wie wenn er erst vor kurzem von der Franzosenkrankheit genesen wär; denn er verdrehte den Hals und verkrümmte die Finger und sprach mit heiserer Stimme: »Kam'raden, Kott verfluck mir, wenn wir Kriegsleut sind! Wir schlagen uns nit. Gebt uns bei euch zu essen, und laßt unsre Herren sich ruhig das Leder gerben.« – Der König und die Riesen waren des wohl zufrieden und ließen sie mit ihnen trinken.
    Währenddessen schwang Wärwolf gegen Pantagruel eine massive stählerne Keule, 9700 Zentner und zwei Viertelpfund schwer, mit dreizehn Diamantspitzen beschlagen, deren kleinste so dick wie die größte Glocke auf Notre Dame zu Paris war. Dieselbe war gefeit, so daß sie niemals entzweibrechen konnt', sondern daß alles, was sie berührte, kurz und klein brach. Wie er so daherschritt, schlug Pantagruel seine Augen gen Himmel auf, befahl sich Gott aus ehrlichem Herzen und tat das Gelübde, daß er in seinen Landen immer den lauteren Glauben lehren und predigen lassen wolle.
    Hierauf erscholl vom Himmel eine Stimme und sprach: »Hoc fac et vinces!« das heißt: ›Tu es, und du wirst siegen.‹ – Jetzt, wie Pantagruel den Wärwolf mit offenem Schlund anrennen sah, ging er ihm kühn entgegen und schrie, so laut er konnt': »Stirb, Unhold! stirb!« und warf ihm über 18 Pfund Salz aus seinem Schiff ins Gesicht, verschüttete ihm damit den ganzen Mund, Schlund, Gaumen und Gurgel, Nas und Augen. Ergrimmt holte Wärwolf zum Schlag aus, aber Pantagruel,

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