Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
Vom Netzwerk:
des Hauses, daß aus dem Harn ein Bach entstand, darin hätten die Enten schwimmen können. Ja helf mir Gott!

Dreizehntes Kapitel
Wie Pantagruel, auf Botschaft vom Einfall der Dipsoden ins Amaurorenland, von Paris aufbrach, und warum die Meilen in Frankreich so kurz sind
    Bald darauf kam dem Pantagruel Botschaft, daß die Dipsoden aus ihrer Gemarkung ausgefallen seien, ein großes Stück des Utopierlandes verwüstet hätten und jetzt die große Stadt der Amauroten belagert hielten. Er also, ohn auch nur einem Menschen »Behüt dich Gott« zu sagen, brach von Paris auf, denn die Sache eilte, und kam gen Rouen. Unterwegs nun, als Pantagruel bemerkte, daß die französischen Meilen gegen die der anderen Länder allzukurz wären, frug er Panurg nach Grund und Ursach dieser Erscheinung. Da erzählte ihm dieser eine Geschichte aus dem Buch von den Kanarischen Königstaten, wonach vor alters die Länder weder nach Meilen noch Stadien eingeteilet gewesen wären, bis König Pharamund sie in folgender Weise vermaß: er sammelte zu Paris einhundert junge schmucke Bürschlein, leistungsfähig und resolut, und dazu hundert artige Dirnlein aus der Picardie, ließ sie acht Tage lang aufs beste verpflegen und alimentieren, gab dann einem jeden Burschen sein Dirnlein und ein tüchtiges Zehrgeld und hieß sie wandern nach allen Straßen, hiehin und dahin. Und an jedem Ort, wo einer sein Schätzel auf den Rücken legen würd', da sollt' er einen Meilenstein hinsetzen. So zogen also die lieben Brüder fröhlich von dannen, und weil sie fein munter und ausgeruht waren, so probierten sie's auf jedem Feldrain – und daher kommt es, daß die französischen Meilen so kurz sind.
    »Als sie nun aber ein ordentliches Stück Wegs zurückgelegt und sich müd und matt wie die armen Teufel gelaufen hatten und ihnen das Oel im Krügel schier ausging, da kriegten sie's nicht mehr so oft fertig, und nahmen (ich mein die Burschen) mit einem einzigen, lumpigen Mal des Tags vorlieb. Und daher kommt es, daß die Meilen in Bretannien, Deutschland und andern mehr entlegnen Ländern so lang sind. Andre geben zwar noch andre Gründe dafür an, doch dieser scheint mir der beste.« – Dies ließ sich dann Pantagruel auch wohl gefallen.
    Von Rouen weiter kamen sie gen Hommefleur, wo sie sich bei gutem Wind einschifften und in wenigen Tagen im Hafen von Utopien einliefen, drei Meilen weit von der Hauptstadt der Amauroten.

Vierzehntes Kapitel
Wie des Pantagruels Gefährten Panurg, Karpalim, Eusthenes und Epistemon 660 Reitern sauber den Garaus machten
    Während sie da nun an Land steigen wollten, sahen sie an 660 leichte Reiter auf schnellen Gäulen des Weges kommen, dem Hafen zu, um das Schiff in Augenschein zu nehmen, so eben angelandet war; sie rannten mit verhängten Zügeln daher, um es wenn möglich abzufangen. Jetzt sprach Pantagruel: »Kinder, geht ins Schiff, dort kommen welche von unsern Feinden; aber ich will sie euch erschlagen wie das Vieh, und wären ihrer zehnmal soviel; inzwischen geht und habet euere Kurzweil dran.« – Darauf antwortete ihm Panurg: »Herr, nicht doch! Es wär ja nicht recht, daß Ihr so tätet, sondern geht vielmehr Ihr und die andern ins Schiff; denn ganz allein will ich sie hie abfangen. Aber es gilt kein Zaudern. Eilet!« – »Wohlgesprochen!« riefen die andern. »Herr, entfernet Euch, wir wollen Panurg helfen, und Ihr sollt sehn, ob wir was können!« – Panurg nahm nun zwei große Schiffstaue, band sie an die Winde auf dem Deck und warf sie in einem großen Kreis aufs Land, das eine weiter, das andere weniger weit innerhalb des ersten, und sprach zum Epistemon: »Lauft aufs Schiff, und wenn ich Euch zuruf, so drehet die Winde auf dem Deck fleißig um, und immer die beiden Taue nach dem Schiff zu.« – Eusthenes und Karpalim aber befahl er: »Kinder, bleibt hier, haltet dem Feind gutwillig stand, gehorchet ihm und tut, als ob ihr euch ergäbet; aber hütet euch wohl, daß ihr nicht in den Ring der Taue hier kommt, sondern haltet euch immer draußen.« – Damit sprang er plötzlich auf das Schiff, nahm eine Last Stroh und eine Tonne Kanonenpulver, streute es in den Kreis der Taue und stellte sich mit einer Lunte dicht dabei. Wie nun die Reiter im vollen Schuß daherkamen, schrie Panurg: »Ihr Herrn! Wir ergeben uns euch zu Gnaden.« – So riefen auch seine beiden Gefährten und Epistemon vom Verdeck. Derweil machte sich Panurg davon, und als er sie nun alle mitten im Kreis der Taue und seine beiden Gesellen weit zur

Weitere Kostenlose Bücher