Garstige Gnome
Hosentaschen zu dem Gasfeuerzeug, das er gar nicht hätte besitzen dürfen.
PJ ließ sich auf den Schreibtischstuhl seines Vaters fallen, stieß sich ein Stück vom Tisch ab und drehte sich mit dem Stuhl ein paar Mal im Kreis, bis er, zu Sam gewandt, anhielt und sich mit dem Gummiknüppel in die Handfläche schlug. »Hey, Kleiner, wann holt dein Dad dich ab?«
»Vermutlich wenn die Happy Hour vorbei ist.«
»Oh, super Familienleben.«
»Genau wie bei euch«, entgegnete Sam.
»Du kannst den Kopf schon mal unter die Guillotine legen, Verurteilter.«
»Ich bin noch nicht verurteilt«, sagte Sam. »Nicht wegen dieser Sache.«
»Ach ja? Wofür hat er dich denn eingebuchtet?«, fragte PJ, während er in die Schreibtischschublade seines Vaters schaute.
»Wegen gestohlener Feuerwerkskörper.«
»Mein Dad hat dich wegen ein paar Knallern verknackt? Mann, der Kerl ist wirklich krass drauf.«
»Es waren die Großen, und einige davon sind irgendwie in meinen Rucksack gelangt.« Sam deutete durch die Gitterstäbe auf den Mülleimer, aus dem mehrere Raketen ragten.
PJ folgte seinem Blick. »Wow! Nett. Die würde ich selbst gern abschießen.« PJ fischte die Raketen aus dem Eimer und stopfte sie wieder in Sams Rucksack. »Irgendwas sagt mir übrigens, dass du nicht zum ersten Mal im Knast sitzt, hab ich recht?«
Sam nickte. »Ja, aber es ist das letzte Mal. Dein Dad sagt, nach den Ferien würde er mir helfen, wieder auf die Schule zurückzukommen, von der ich geflogen bin, und wenn ich alt genug bin, will er mir einen Job besorgen.«
»Dafür hat er dir aber ein paar Versprechen abgenommen, stimmt’s?«, grinste PJ.
»Ja. Ich werde mich von Grund auf ändern«, verkündete Sam.
»Ich bin ja ungern der Überbringer schlechter Nachrichten, Kleiner, aber Menschen ändern sich nicht von Grund auf. Du hast mit zwölf schon ein Strafregister, und in ein paar Jahren wirst du dein Geld wahrscheinlich an der Tankstelle verdienen.«
»Wo du dann auch arbeitest«, konterte Sam.
»Lass mich in Ruhe«, sagte PJ. »Ich bin ein viel beschäftigter Mann.« Er setzte seine Karussellfahrt auf dem Schreibtischstuhl fort.
PIEP-PIEP-PIEP! Ein Alarmsignal ertönte, und PJ fiel zu Boden. Entgeistert blickte er auf und hielt den Gummiknüppel hoch wie ein Kreuz gegen das Böse.
»Hey, Verbrecher, was ist das für ein Piepen?«, fragte er.
»Ein Grenzsensor.«
»Ein was?«
»Ein Bewegungsmelder der Polizei an der amerika nisch-kanadischen Grenze. Ich habe einmal mitgehört, wie dein Dad jemandem am Telefon erklärt hat, dass das Ding losgeht, wenn Schmuggler rüberschleichen und irgendwelches Zeug im Wald deponieren.«
»Was für Zeug denn?«, fragte PJ mit wachsendem Interesse.
»Sachen, die sie nicht im Auto durch den Zoll bringen möchten – unter Einfuhrverbot stehende Waren, unversteuerte Zigaretten … bündelweise Banknoten in kleinen Scheinen.«
PJs Augenbrauen schossen in die Höhe, und Sam hoffte, dass PJ nicht das dachte, was er annahm, das PJ dachte. Für einen einzigen Tag hatte er sich schon genug Ärger eingehandelt.
4
Schmuggler
P J fuhr den Streifenwagen seines Vaters. Sein Dad hatte den Polizei-Pick-up genommen und den Streifenwagen mit dem Zündschlüssel unter der Sonnenblende stehen gelassen. Die Sonne ging unter, und Sam saß auf der Rückbank in der Sicherheitszelle.
»Also, fassen wir das Ganze noch mal zusammen, Sommersprosse«, sagte PJ zu Sam. »Die Schmuggler kommen zu Fuß über die Grenze und verstecken an irgendeinem Waldweg auf unserer Seite Taschen voller Bargeld …?«
Sam nickte. »Anschließend marschieren sie nach Kanada zurück, fahren zum Kontrollpunkt und reisen legal in die USA ein, ohne etwas im Auto zu haben, das der Zoll finden könnte.«
PJ grinste. »Und dann kommen sie zu uns rübergedüst und sammeln ihr Geld ein. Genial! «
»Falls dein Dad uns erwischt, sage ich ihm, du hast mich gezwungen mitzukommen«, verkündete Sam, » und dass du meine Feuerwerkskörper mitgenommen hast.«
»Bleib locker«, rief PJ in die Sprechanlage des Polizeiautos. »Ich habe dir schließlich nicht den Arm verdreht, oder? Außerdem sind es bloß zehn Minuten bis zu dem Bewegungsmelder, stimmt’s? Wir krallen uns die Taschen, und zehn Minuten später sind wir zurück. Falls die Schmuggler auftauchen, sehen sie den Streifenwagen und verduften. Im schlimmsten Fall steht bei unserer Rückkehr mein Dad mit seinem Was-habt-ihr-jetzt-schon-wieder-angestellt?-Blick auf dem Parkplatz, und dann
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