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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Ruder hart steuerbord, alle Tanks lenzen!«
    »Krachmacher ist im Wasser!«
    »Beide Torpedos halten angegebenen Kurs«, meldete Matchless. »Sie gehen auf den Köder.«
    »Ruder, zwei Drittel voraus, weiter steuerbord auf Kurs eins-acht-null. Feuerleitung, für Schnappschuß bereithalten.«
    »Kehre abgeschlossen, Käptn!«
    »Matchless, ich brauche Entfernung und Ortung der Robespierre,«
    »Pingen läuft, Käptn ... Robespierre ist auf eins-neun-zwo Grad, Entfernung siebentausend Meter.«
    »Rohr eins und drei fluten! Außenluken öffnen!«
    »Außenluken geöffnet!«
    »Nach Peilung ausrichten und Schuß!«
    »Eins abgefeuert... drei abgefeuert. Störung bei eins, Käptn! Der Motor ist nicht angesprungen! Drei ist ab und läuft normal.«
    »Scheiß-Chanticleers! Außenluken schließen und nachladen.«
    »Käptn, Chandelles sauvages sind Schleife gefahren und versuchen, wieder aufzuholen!« meldete Gwynhefar Matchless. »Chandelles sauvages jetzt auf null-null-sechs!«
    »Zweiten Krachmacher abschießen! MacAlpine, hart back-bord!«
»Mitterrand Sierra«
    Seraphina kraxelte einen der Träger hoch, auf denen das Lemu-renhabitat ruhte. Das Habitat, ein würfelförmiger Plexiglasverschlag von drei Metern Kantenlänge, hatte eine quadratische Tür, die mit zwei Riegeln gesichert war; Heuschrecken beiseite wischend, fummelte Seraphina die Riegel auf und öffnete die Klappe. Ein Lemur streckte den Kopf heraus. Es war ein kleines Tier, etwa von der Größe einer Hauskatze, der sonstigen Erscheinung nach allerdings eher einem waschbärengesichtigen Affen mit großen gelben Augen vergleichbar. Sein buschiger schwarz-weiß geringelter Schwanz war länger als der Rest des Körpers.
    Der Lemur hatte gerade Baobabblätter geknuspert. Jetzt versuchte er, Seraphina zur Begrüßung eines ins Ohr zu stecken. Sie zog den Kopf lachend zurück, und die Mörderkugel sauste zwei Zentimeter vor ihrem Hals vorbei, anstatt mitten durch selbigen hindurch.
    Seraphina hörte den Schuß und fühlte den Vorbeiflug der Kugel, aber es war der Lemur, strenggenommen der weniger intelligente Primat von ihnen beiden, der die Gefahr als erster erkannte. Nur indem sie dem Blick des Lemuren folgte, machte Seraphina den Heckenschützen aus, der hoch oben auf der Brücke zum zweiten Schuß anlegte. Er hatte eine merkwürdige Schutzbrille auf, und sein Mund schien voll Blut zu sein; Heuschrecken krabbelten ihm durch das Haar und tropften ihm von den Schultern.
    Der Lemur bewies einen für eine vom Aussterben bedrohte Spezies bemerkenswerten Uberlebensinstinkt: Er schwuppte in seinen Verschlag zurück und zog die Tür zu. Seraphina brauchte noch drei Sekunden zum Reagieren, und Penzias hätte sie mit Sicherheit getötet, wenn ihm nicht eine Heuschrecke vor das Zielsuchgerät geflogen wäre und ihm den Schuß vermasselt hätte.
    »Fang mich doch!« rief Seraphina, als die zweite Kugel an ihrem Ohr vorbeizischte. Sie ließ den Träger los und fiel rücklings ins Leere; Neunundzwanzig-Wörter-für-Schnee, der wirklich dabei war, sich zu einem exzellenten Guten Bekannten zu entwickeln, sprintete los und fing sie auf, bevor sie aufs Deck schlug. Ohne aus dem Tritt zu kommen, trug er sie weiter, bis die Achterschiffaufbauten sie vor dem Fleckenschützen deckten. Frustriert gab Penzias noch einen Schuß ab; die Kugel prallte an dem schußsicheren Plexiglashabitat ab und sirrte davon. Die Lemuren drängten sich aneinander und sahen sich gegenseitig an, als fragten sie sich, was sie getan haben mochten, um solche Hostilitäten auf sich zu ziehen.
    »Ich denk, wir verstecken uns besser«, sagte Neunundzwan-zig-Wörter und setzte Seraphina ab.
    Sie küßte ihn auf den Mund und sagte: »Ich denk, du hast recht. Wo?«
    Das war keine leicht zu beantwortende Frage. Unter den Wasserbombenträgern war Platz, aber dort würde man sie mit Sicherheit finden. Uber Bord springen klang auch nicht wie eine besonders gescheite Idee. Damit blieben drei Möglichkeiten offen: an der Backbordseite entlang zum Vorschiff laufen, an der Steuerbordseite entlang zum Vorschiff laufen oder durch die Luke rechts von da, wo sie standen, in die Aufbauten gehen. Sie waren noch am Uberlegen, als die Luke aufflog; Neunundzwanzig-Wörter straffte sich zum Kampf, aber es war nur ein Weißer Neger, der herauskam, um das Deck zu wischen.
    »Ach, Verzeihung«, sagte Seraphina. Der Weiße Neger stellte Mop und Eimer ab und sah sie erwartungsvoll an. Seraphina deutete auf das Steuerbordschanzkleid.

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