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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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Imperium gegenüber,
sein resolutes Eintreten für die primären Gebote und die mitreißende Wildheit
seiner Ansprachen an die Truppe. Aber er glaubte, dass der Krieg eine einfache
Sache war, wo man mit Vorsicht und Zurückhaltung für einen geringeren Preis
mehr gewinnen konnte. Das Gegenteil hatte er schon zu oft erlebt. Die
Stabsoffiziere glaubten ganz allgemein an die Theorie der Zermürbung, wenn es
um die Imperiale Armee ging. Jeder Feind konnte zermalmt werden, wenn man ihm
genug entgegenwarf, und für sie war die Armee ein grenzenloser Vorrat an
Kanonenfutter für genau diesen Zweck.
    Das war nicht Oktars
Sichtweise. Er hatte auch den Offizierskader der Hyrkaner zu seinen Ansichten
bekehrt. Er hatte General Caernavar und dessen Stab gelehrt, jeden einzelnen
Mann zu schätzen, und kannte die Mehrheit der sechstausend Hyrkaner, viele von
ihnen sogar namentlich. Oktar war von Anfang an bei ihnen gewesen, von der
Ersten Aushebung auf dem Hochplateau von Hyrkan, jenen ausgedehnten, von
Stürmen heimgesuchten Industriewüsten aus Granit und Grasland. Sechs Regimenter
hatten sie dort ausgehoben, sechs stolze Regimenter und nur die ersten einer,
wie Oktar hoffte, sehr bald langen Reihe hyrkanischer Soldaten, die den Namen
ihres Planeten von Aushebung zu Aushebung ganz hoch oben in die Ehrenliste der
Imperialen Armee einritzen würden.
    Sie waren tapfere Jungs. Er
würde sie nicht vergeuden und auch nicht zulassen, dass die Offiziere sie
vergeudeten. Er schaute von seinem Halbkettenfahrzeug zur Baumlinie, wo die
Geschütztrupps ihre kolossalen Protzen warteten. Die Hyrkaner waren ein starker
Menschenschlag, hager und blass, mit fast farblosen, meist kurz geschnittenen
Haaren. Sie trugen eine dunkelgraue Uniform mit beigefarbenem Gurt und
Feldmützen mit kurzem Schirm in demselben blassen Farbton. In dieser kalten
Umgebung trugen sie außerdem Wollhandschuhe und lange Mäntel. Jene, die an den
Geschützen arbeiteten, hatten den Oberkörper jedoch bis auf das beige Unterhemd
entblößt, und das Koppel hing locker um die Hüften, da sie sich umgeben von der
Hitze der feuernden Geschütze beständig bückten und Granaten schleppten. In
dieser Schneewüste, wo der Atem Dampfwölkchen vor dem Mund bildete, war es
seltsam, Männer zu sehen, die sich in dünnen Hemden durch den Pulverdampf
bewegten und deren Haut gerötet und schweißüberströmt war.
    Er kannte die Stärken und
Schwächen jedes Mannes und wusste ganz genau, wen man am besten auf Erkundung
schickte, als Scharfschütze einsetzte, mit der Durchführung eines Sturmangriffs
betraute und nach Minen suchen, Stolperdrähte durchschneiden und Gefangene
verhören ließ. Er schätzte jeden Mann für dessen Fähigkeiten auf dem breiten
Feld des Kriegs. Er würde sie nicht vergeuden. Er und General Caernavar würden
sie benutzen, jeden auf seine ganz besondere Art, und sie würden siegen, siegen
und nochmals siegen, hundertmal öfter als jemand, der seine Regimenter als
Kugelfang in vorderster Linie einsetzte.
    Jemand wie Dravere. Oktar
mochte gar nicht daran denken, was diese Bestie anrichten konnte, wenn man ihm
endlich den Oberbefehl über ein Unternehmen wie dieses gab. Sollte der
Giftzwerg mit seinem gestärkten Kragen doch vor den hohen Tieren über sie
herziehen. Sollte er sich ruhig zum Narren machen.
    Diesen Sieg zu erringen, das
war nicht seine Aufgabe.
    Oktar sprang von der Ladefläche
des Fahrzeugs und reichte seinem Sergeanten den Feldstecher. »Wo ist der
Junge ?«, fragte er in seinem weichen, durchdringenden Ton.
    Der Sergeant lächelte in sich
hinein, weil er wusste, dass der Junge es hasste, so genannt zu werden.
    »Befehligt die Batterien auf
der Anhöhe, Kommissar-General«, sagte er in fehlerlosem Niedergothisch mit der
abgehackten, gutturalen Aussprache, wie sie auf seiner hyrkanischen Heimatwelt
üblich war.
    »Schicken Sie ihn zu mir«,
sagte Oktar, indem er sich leicht die Hände rieb, um die Durchblutung zu
fördern. »Ich glaube, es ist an der Zeit, ihm Gelegenheit zu geben
voranzukommen.«
    Der Sergeant machte Anstalten
zu gehen, hielt dann aber noch einmal inne. »Im übertragenen Sinne, Kommissar —
oder im wörtlichen?«
    Oktar grinste wie ein Wolf.
»Beides natürlich.«
     
    Der hyrkanische Sergeant eilte
die Anhöhe zu den Feldgeschützen auf dem Kamm empor, wo ein Luftangriff der
Abtrünnigen eine Woche zuvor sämtliche Bäume entlaubt hatte. Die geborstenen
Stämme waren teilweise ihrer blassen Rinde beraubt, und der Boden unter

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