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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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sein dürfen. Dass ich am Morgen Corbec belauscht hatte, war mir peinlich
gewesen, doch dies war ein weitaus stärkerer Eingriff in die Privatsphäre.
    Trotzdem konnte ich mich nicht
losreißen.
    Ich lauschte.
    »Wag es nicht zu sterben«,
murmelte Rawne Gaunt zu. »Wag es nicht, mir einfach wegzusterben, du verdammtes
Arschloch. Wenn du jetzt stirbst, werde ich dir das nie verzeihen. So darf es
nicht enden. Das lasse ich nicht zu.«
    Ich wich langsam zurück, da mir
aufging, dass ich bereits zu viel gehört hatte.
    »Wenn du stirbst, muss ich es
sein, der dich umgelegt. Ich, hast du gehört, du Schweinehund? Ich. Alles
andere wäre ungerecht. Ich muss derjenige sein, ich. Nicht irgendeine
Chaos-Kugel. Also leb weiter, du Arschloch. Wach schon auf und leb weiter,
damit ich dich anständig umlegen kann.«
    Plötzlich merkte er auf und sah
mich. Er stand auf und walzte auf mich zu. »Was machen Sie hier?«
    Ich wich zurück. Er hatte die
Fäuste geballt, und in seinem Gesicht stand trotz der schlechten Beleuchtung
deutlich erkennbare Wut. Er würde mir wehtun.
    »Wer zur Hölle sind Sie?«,
fauchte er und knallte mich vor die Wand.
    »Großer Gott-Imperator!«,
stammelte ich. »Sehen Sie doch ...«
    Er drehte sich um. Er sah, was
ich sah. Ibram Gaunts Augen waren offen.
     
    Ich kam nie dazu, mit Gaunt zu
reden. Als er wieder transportfähig war, wurde er auf ein Lazarettschiff
verlegt. Und danach sah ich auch kaum noch etwas von den Tanithern. Meine
Rückkehr ins KolNord war arrangiert worden, und eine Botschaft von Haus Chass
drängte mich, meine Arbeit zu beginnen.
    Ich verpasste drei
Abgabetermine und riskierte den Zorn von Lady Chass. Ich verschrottete drei Arbeitsmodelle
und zerstörte zwei Werke im letzten Stadium. Sie waren nicht richtig.
    Schließlich wurde die Skulptur
in Stahl gegossen. Auch damit war ich nicht sonderlich zufrieden. Für mich
enthielt sie keine Wahrheit, keine echte Wahrheit. Doch ich konnte Haus Chass
nicht länger hinhalten.
    Heute steht sie im Zentrum
dessen, was einmal die Commercia der Vervunmakropole war. Die Makropole ist dem
Erdboden gleichgemacht worden, und ein Großteil des Landes ist jetzt wieder
Wiese und Weide. Steinbrocken, Knochensplitter und leere Patronenhülsen können auf
den windigen Hängen im Gras immer noch gefunden werden.
    Sie ist mein berühmtestes Werk
geworden. Das ist schon ironisch.
    Wenn ich sagte, ich sei
wirklich und wahrhaftig zufrieden damit, müsste ich eine Hand heben, wie
Feygor. Seitdem habe ich so viel gemacht, das mir wichtiger erscheint. Aber man
kann sich nicht aussuchen, was man hinterlässt.
    Ein einzelner Imperialer
Gardist, in Stahl gegossen, gewonnen aus den defekten Waffen, die in den Ruinen
der Makropole gefunden wurden. Es ist nicht einmal speziell ein Geist von
Tanith, und die Skulptur sieht auch niemandem ähnlich. Eine Faust ist erhoben,
nicht siegreich, sondern entschlossen, eine Geste wie die von Baffels. Die
Schultern ähneln Oberst Corbecs entspannter Haltung, und der Kopf erinnert mich
immer an Soldat Braggs beruhigenden Blick nach hinten. Milos Ehrlichkeit ist
darin verewigt, möchte ich meinen, und auch Rawnes Gift. Wie alle Statuen hat
sie auch Mktags furchtbare Reglosigkeit.
    Sie wird das Chass-Denkmal
genannt, und auf dem Sockel heißt es in großen gemeißelten Buchstaben, dass Haus
Chass es zum Gedenken an die Gefallenen der Vervunmakropole in Auftrag gegeben
und bezahlt hat. In sehr viel kleineren Buchstaben kann man lesen, dass es ein
Werk von Thuro aus dem KolNord ist. Es steht auf einem mit Gras bewachsenen
Hang und bewacht die Nekropole, die früher einmal Vervunmakropole hieß.
Vielleicht wird es ewig dort stehen.
    Von Gaunt selbst hat die Statue
nichts, weil ich ihn nie kennengelernt habe. Wie ich schon sagte, eigentlich
kannte ich keinen von ihnen, nicht wirklich. Aber seine Männer sind darin
verewigt, also nehme ich an, er ist es auch.
     
     
     
     
     
     
     
    —   Ende   —

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