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Gears of War - Aspho Fields

Titel: Gears of War - Aspho Fields Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
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hatte Dom eigentlich erwartet, sie würde zusammenbrechen. Sie war sowieso ein stilles Mädchen – soweit er das anhand ihrer gelegentlichen Kontakte beurteilen konnte. Aber irgendetwas in ihr hatte sich verändert.
    »Nein, Sir«, sagte sie mit fester Stimme. »Sie ist alles, was mir von ihr geblieben ist, und ich will nicht, dass Fremde sie anstarren. Ich habe genug von öffentlicher Trauer.«
    Das war tatsächlich eine völlig neue Anya. Selbst Marcus schien überrascht. Langsam und vorsichtig warf er ihr einen Blick zu, so wie er es tat, wenn er glaubte, niemand würde es bemerken, und Dom wünschte sich, die beiden könnten einfach nur wie alle anderen sein und zusammen ausgehen oder so.
    »Ich verstehe«, erwiderte der Professor. »Entschuldigen Sie die Unhöflichkeit.«
    Es war alles so steif und formell. Eduardo Santiago hätte ihr eine tröstliche Umarmung geschenkt, die Umarmung eines Vaters, den sie nie gehabt hatte. Major Stroud hatte sie allein großgezogen. Kein Wunder, dass Marcus sie anzog, sie beide trugen das einsame, schlaue Kind in ihren Genen.
    Scheiße, der alte Fenix kann nicht mal mit Marcus über seine Mom reden. Und da erwarte ich von ihm, dass sich Anya an seiner Schulter ausheulen darf?
    Dom versuchte, wieder über Carlos nachzudenken, ohne dabei in den endlosen Wiederholungen der letzten paar Tage zu versinken. Das Letzte, was er zu ihm gesagt hatte, das letzte Mal, an dem sie tatsächlich miteinander gesprochen hatten, statt sich nur Nachrichten zukommen zu lassen – Dom konnte sich nicht mehr daran erinnern.
    Trauerfälle waren ein doppelter Schlag. Da war der Schmerz des Verlusts, der einen nie allein ließ, nicht einmal, wenn man träumte, und dann drehte einem dieser Schmerz auch noch das Messer in der Wunde herum, indem er einem ins Ohr flüsterte, dass er einen schon das ganze Leben lang gewarnt hatte, aber man hatte nicht zuhören wollen – du wirst mich vermissen, wenn ich nicht mehr bin, mach das Beste aus jedem Tag, denn es könnte der letzte sein, du würdest alles für einen letzten Augenblick geben, um ihnen zu sagen, was du gefühlt hast …
    Es war die reine Wahrheit. Niemand konnte behaupten, nicht zu wissen, was auf einen wartete. Aber alle dachten, es würde niemals ihnen zustoßen oder dass es, wenn es soweit wäre, irgendwie anders sei.
    Das war es nicht.
    Maria ergriff unter dem Tisch Doms Hand. Alles, was er in diesem Augenblick wollte, war, nach Hause zu gehen, die Tür abzuschließen und – nach Hause. Ihm fiel ein, dass es das Haus seiner Eltern war. Ja, dort musste er jetzt hin, mit Maria und den Kindern, nur für ein paar Nächte bei der ganzen Familie, bei jenen, die er liebte. Das Bedürfnis löste Schuldgefühle in ihm aus. Denn Marcus brauchte ihn auch, obwohl er es niemals zugegeben hätte.
    »Möchte noch jemand einen Kaffee?«, fragte Professor Fenix schließlich. »Maria? Anya?« Auf dem Tisch stand eine unübersichtliche Ansammlung von Gläsern, alle halb voll -Wasser, unterschiedliche Weine, auch Brandy –, aber eigentlich trank niemand. Anya hatte zwei Gläser Wein geschafft, Marcus drei. Dom meinte, das sei für beide recht viel.
    »Ich glaube, ich muss jetzt zurück«, sagte Anya. »Vielen Dank, Professor. Dieses Beisammensein war sehr tröstlich.«
    Wir müssen hier raus. Ich halte es nicht mehr aus.
    Dom ertappte sich bei dem Wunsch, Anya wäre die Richtige für Marcus, denn einen Verlust ertrug man leichter, wenn man sich auf jemanden stützen konnte, der einen liebte. Vor Aspho hatte sie sich definitiv für ihn interessiert und Marcus starrte ein bisschen zu lange auf ihre Beine, wenn sie nicht hinsah.
    Jetzt schienen sie nur noch verbunden durch eine Art Erleichterung darüber, sich nicht gegenseitig erklären zu müssen, wie schlecht es ihnen ging. Vielleicht waren besonders begabte Kinder, die im Schatten ihrer überlebensgroßen Eltern aufwuchsen, dazu verdammt, die alltäglichen intimen Momente, die Normalsterbliche als gegeben hinnahmen, niemals unbeschwert erleben zu können.
    Sie stand auf. »Wirst du zurechtkommen?«, fragte Dom, der sie am Ellbogen nahm. Sie schien immer Schwierigkeiten zu haben, in hochhackigen Schuhen herumzustaksen, und jetzt, da sie ein, zwei Drinks genommen hatte, war sie etwas wackelig auf den Beinen. »Marcus, ich werde Anya ein Taxi rufen und sie zurück in die Offiziersmesse begleiten.«
    »Danke, es geht schon«, sagte sie. »Ich muss sowieso noch in Moms Wohnung vorbeischauen.« Sie wandte sich an

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