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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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anerkannte. Er behauptete, man müsse ihm noch ein halbes Dutzend weitere Male die Nase brechen, bevor sie so krumm und schief sei wie Perrys.
    Sämtliche Witterer, die Perry bisher gekannt hatte, waren Mitglieder seiner Familie gewesen. Liv. Vale. Talon. Doch Reef veränderte alles, was er über seinen extremen Sinn wusste. Sie redeten zwar nur wenig, verstanden einander aber blind. Perry versuchte, nicht daran zu denken, wie sich so eine Verbundenheit mit einem Mädchen anfühlen würde. Jedes Mal, wenn seine Gedanken in diese Richtung gingen, erschien es ihm wie Verrat.
    Eines Abends, als sie unter Bäumen das Ende eines Platzregens abwarteten, meinte Reef beiläufig: »Ohne den Äther wäre das Leben anders.«
    Seine Stimmung war ruhig und beständig. Nachdenklich.
    Die anderen Männer verstummten und richteten ihre Blicke auf Perry, warteten darauf, dass er etwas erwiderte.
    Das war der Moment, in dem er ihnen von der Blauen Stille erzählte. Als er geendet hatte, blieben Reef und er noch eine Weile stehen, schauten zu, wie der Regen auf ein verkohltes Feld herabprasselte, und lauschten dem Zischen auf der verbrannten Erde. Perry wusste, dass Roar und er diesen Ort finden konnten. Reef und seine Leute würden ihnen helfen, Marron und Cinder ebenfalls. Sie würden herausfinden, wo sich dieser Ort befand, und dann würde er mit den Tiden dorthin ziehen.
    »Wir werden die Blaue Stille finden«, verkündete Perry. »Wenn der Ort existiert, dann bringe ich uns dorthin.«
    Seine Worte klangen genau so, wie er sie gemeint hatte – wie ein Versprechen gegenüber seinen Männern.
    Nachdem sie eine Woche lang den Stürmen ausgewichen waren, näherten sie sich unter einem vom Äther hell erleuchteten Nachthimmel dem Dorf der Tiden. Perry ging über ein knochentrockenes Feld, das unter seinen Füßen wie Zunder knirschte, während er die vertrauten Gerüche von Salz und Erde einatmete. Das hier war der Ort, wo er sein musste – bei seinem Stamm. Allerdings machte er sich keine Illusionen darüber, wie man ihn empfangen würde. Die Tiden würden ihm für Talons und Vales Schicksal die Schuld geben. Doch Perry hoffte, sie davon überzeugen zu können, dass er helfen konnte. Der Stamm brauchte ihn jetzt.
    Am Rande des Dorfes flackerte eine Fackel auf, und schon hörte er besorgte Rufe, die ihm verrieten, dass die Wachposten sie entdeckt hatten. Binnen weniger Augenblicke tauchten weitere Fackeln auf, lodernde Punkte in der blauen Nacht. Perry wusste, dass die Tiden von einem Überfall ausgehen würden. Er selbst hatte schon Dutzende Male eine solche Situation miterlebt. Damals war er der Bogenschütze auf dem Dach des Kochhauses gewesen – genau dort, wo er nun Brooke erblickte.
    Perry wartete darauf, dass ihm ein Pfeil das Herz durchbohrte, doch Brooke brüllte von oben herab. Er hörte seinen Namen wieder und wieder, von einer Stimme zur nächsten weitergegeben. Er hörte sie rufen: »Peregrine. Peregrine ist wieder da«, und geriet ins Stolpern. Sekunden später strömten die Leute aus ihren Behausungen und bildeten Gruppen, die sich am Rand des Dorfs versammelten. In den flüchtigen Brisen wirbelten Stimmungen umher. Angst und Erregung erfüllten die Luft mit kräftigen, unmissverständlichen Gerüchen.
    »Geh einfach weiter, Perry«, sagte Reef leise.
    Perry betete um die richtigen Worte – nun, da er sie brauchte, da es so viel zu erklären und richtigzustellen gab.
    Als er den letzten Abschnitt seines Wegs zurückgelegt hatte, erstarb das hektische Geflüster der Menschenmenge. Er suchte die Gesichter vor ihm ab. Alle waren da. Sogar die Kinder, völlig verschlafen und verwirrt. Und dann sah Perry Vale aus der Menge hervortreten, wobei die silbernen Glieder der Kriegsherrnkette auf seinem dunklen Hemd funkelten.
    Einen kurzen Moment überwältigte ihn Erleichterung. Vale war frei, kein Gefangener in der Siedler-Biosphäre. Doch dann erinnerte er sich an Vales letzte Worte: Er hatte ihm damals gesagt, dass er alles kaputt gemacht habe und verflucht sei.
    Perrys Beine zuckten, drohten ihm den Dienst zu versagen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Das hatte er nicht erwartet. Er erkannte, dass Vale genauso schockiert war wie er selbst. Vale, sonst immer konzentriert und kühl, wirkte blass und mitgenommen; sein Mund war zu einer dünnen, grimmigen Linie zusammengepresst.
    Schließlich fasste Vale sich. »Wieder zurück, kleiner Bruder?«, sagte er. »Du weißt, was das bedeutet, oder?«
    Perry suchte im Gesicht

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