Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
Thema – »Gruppengelage« – hatte in einer Welt des Römischen Reiches begonnen, wo sie in Wildschweinbraten und Hummerragout geschwelgt hatten. Dann waren sie weitergezogen zu einer Minotaurischen Speisung in einer Mythologischen Welt. »Ich bin nur froh, dass wir noch vor den Piranhas abgehauen sind«, fügte sie hinzu.
    Dank ihres Smarteyes war Aria in der Lage, täglich ein paar Worte mit ihrer Mutter zu wechseln. Lumina forschte mittlerweile in Bliss, einer weiteren, Hunderte von Meilen entfernten Biosphäre. Die Entfernung hatte nie eine Rolle gespielt – bis vor fünf Tagen, als die Verbindung mit Bliss abgebrochen war.
    »Wie lange wollen wir denn da draußen bleiben?«, fragte Aria nun in die Runde. Ihr genügten ein paar Minuten allein mit Soren – nur so lange, wie es dauerte, ihn über Bliss auszufragen.
    Bane grinste. »Lange genug, um in der Realität Party zu machen!«
    Echo schob sich eine Strähne aus der Stirn. »Lange genug, um wirklich Party zu machen!« Echo hieß eigentlich Theo, aber die wenigsten erinnerten sich daran – sein Spitzname passte einfach zu gut zu ihm.
    »Wir können uns eine Stunde lang ausklinken«, erklärte Soren und zwinkerte ihr anzüglich zu. »Aber keine Sorge, später mach ich dich dann wieder an.«
    Aria zwang sich zu einem rauchigen, koketten Lachen: »Das will ich auch hoffen.«
    Paisley warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Aria hatte sie nicht in ihren Plan eingeweiht. Irgendetwas war in Bliss passiert, und Aria wusste, dass Soren über seinen Vater an Informationen kommen konnte.
    Soren lockerte seine massiven Schultern wie ein Boxer kurz vor dem Kampf. »Na, dann mal los, ihr kleinen Funkstörungen. Haltet euch fest. Wir schalten ab in drei, zwei …«
    Erschrocken zuckte Aria zusammen, als ein lautes Klirren tief in ihren Ohren schrillte. Eine rote Woge ergoss sich über ihr Sichtfeld, und ein heftiger Schmerz wie von heißen Nadeln stach ihr ins linke Auge und breitete sich dann über ihre Kopfhaut aus. Der Schmerz konzentrierte sich an ihrer Schädelbasis, schoss an ihrem Rückgrat hinab und flammte schließlich in ­ihren Gliedern auf. Einen Moment später hörte sie, wie einer der Jungen erleichtert fluchte, und dann verschwand die rote Woge wieder, so schnell, wie sie gekommen war.
    Verwirrt blinzelte Aria mehrere Male. Die Icons für ihre Lieblingswelten waren verschwunden. Auch die ungelesenen E-Mails und der Nachrichtenticker im unteren Bereich ihres Smartscreens waren weg. Nur die Schleusentür war noch zu sehen; allerdings wirkte sie stumpf, wie durch eine matte Folie betrachtet. Aria schaute auf ihre grauen Stiefel. Mittelgrau. Ein Farbton, der fast alle Oberflächen in Reverie überzog. Wie konnte Grau auf einmal noch langweiliger wirken?
    Obwohl sie mit den anderen zusammengepfercht in der engen Luftschleuse stand, überkam sie plötzlich ein Gefühl der Einsamkeit. Sie konnte nicht glauben, dass Menschen einmal auf diese Weise gelebt hatten, mit nichts außer der Realität. Die Barbaren jenseits von Reverie lebten heute noch so.
    »Es hat geklappt«, bestätigte Soren. »Wir sind abgeschaltet! Wir sind draußen!«
    Bane hüpfte von einem Bein auf das andere. »Wir sind jetzt wie die Barbaren!«
    »Wir sind Barbaren!«, schrie Echo. »Wir sind Außenseiter!«
    Paisley blinzelte und blinzelte, und Aria wollte sie eigentlich beruhigen, konnte sich aber nicht konzentrieren, solange Bane und Echo in dem kleinen Raum herumlärmten.
    Soren betätigte eine Handkurbel an der Tür, woraufhin der Druck in der Schleuse mit einem Zischen entwich und kühle Luft ins Innere drang. Aria schaute an sich herab und stellte verblüfft fest, dass Paisley ihre Hand umklammerte. Ihr blieb nur eine Sekunde, um sich bewusst zu machen, dass sie seit Monaten – praktisch seitdem ihre Mutter fort war – niemanden mehr berührt hatte; dann drückte Soren auch schon die Tür auf.
    »Endlich frei!«, verkündete er und trat in die Dunkelheit hinaus.
    Im Lichtstrahl, der aus der Luftschleuse fiel, konnte Aria den gleichen glatten Boden erkennen, den auch sämtliche Räume in Reverie hatten. Doch dieser hier war mit einer Staubschicht bedeckt. Und Sorens Fußabdrücke hatten eine Spur hinterlassen, die sich in der Finsternis fortsetzte.
    Was wäre, wenn die Kuppel nicht sicher war? Was, wenn es in Ag 6 vor Gefahren nur so wimmelte? Eine Million Todesarten lauerten in der Todeszone. Eine Million Krankheitskeime in der Luft, die über ihre Wangen strich. Plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher