geben ein Fest
dir die Schule den Stoff. Nur bei ausgefallenen und kostspieligen Wünschen müsst ihr selber zahlen.“
Katrin war nicht die Einzige, die bei dieser Auskunft erleichtert aufatmete. Ein paar andere hatten ebenfalls schon überlegt, ob ihr Taschengeld noch ausreichen würde.
„Überlegt also, und gebt mir morgen Bescheid“, sagte Frau Heil am Ende der Stunde.
Es war ein trister, grauer Regentag, und die Vierte saß während der Freizeit vollzählig im Gemeinschaftsraum. Einige schmökerten, andere strickten oder schrieben Briefe. Jemand hatte das Radio angestellt, und es war eigentlich ganz gemütlich. Trotzdem gähnten ein paar und maulten: „Grässlich langweilig ist es heute. Was kann man nur unternehmen?“
„Ich weiß etwas“, sagte Hilda, als wieder eine stöhnte. „Wir können gemeinsam überlegen, was wir nähen wollen.“
„Gemeinsam? Meinst du, dass wir alle das Gleiche arbeiten sollen?“
„Eine Uniformbluse“, spottete Jenny, die immer eine bissige Antwort bereithatte.
„Du übertreibst wieder mal“, wehrte Hilda Jennys Spott ab. „Aber wir können tatsächlich etwas Gleiches nähen – gleiche Blusen oder sogar gleiche Kleider.“
Die Mädchen horchten auf. Nanni, Suse und Katrin hatten ihre Bücher beiseitegelegt, obwohl jede gerade an einer besonders spannenden Stelle angekommen war.
„Ein Klassenkleid also“, rief Hanni, „du, das ist ein großartiger Einfall, Hilda“, und die anderen stimmten ihr zu.
Die lahme Stimmung war im Nu verflogen. Sie hatten wieder etwas zu planen.
„Ein Dirndl“, rief Katrin, „und alle aus dem gleichen Stoff.“
„Katrin hat recht“, sagte Bobby. „Ein Dirndl kann man immer gebrauchen.“
„Außerdem ist es wahrscheinlich einfach zu nähen“, überlegte Hanni, der allzu viel Handarbeit ein Gräuel war. „Den Stoff suchen wir uns aber selber aus.“
„Wer fährt in die Stadt und kauft ein?“, fragte Doris.
„Wir alle!“, riefen ein paar. „Dann kann sich hinterher niemand beklagen.“
„Und zum Schluss gehen wir ins Café“, meinten ein paar Schleckermäuler.
Frau Heil war am anderen Morgen mit dem Plan einverstanden. Sie konnten einkaufen.
Am Nachmittag machten sie sich für die Fahrt in die Stadt fertig. „Was ist bloß in euch gefahren?“, fragte die Hausmutter misstrauisch, als immer mehr Mädchen aus der Vierten sich abmeldeten. „Sechs waren schon hier und sagten, dass sie in die Stadt fahren wollen. Was wollt ihr denn alle dort?“
„Einkaufen ...“, und da kamen schon die nächsten: „Hausmutter, wir möchten heute während der Freizeit in die Stadt radeln.“
Sie schüttelte den Kopf, aber sie hatte keinen vernünftigen Grund, ihnen die Erlaubnis zu verweigern. Draußen warteten die anderen, und geschlossen fuhr die Vierte unter lustigem Geklingel ab.
Es gab nur ein einziges großes Stoffgeschäft. Das gehörte der alten Frau Huber. Frau Huber kannte die Lindenhof-Mädchen recht gut. Aber heute fuhr ihr doch ein gewaltiger Schreck in die Knochen. Immer mehr Mädchen drängten sich in ihren engen schmalen Laden, in dem bunt und wirr alles herumlag, was es zu kaufen gab: Strümpfe, Unterwäsche, Blusen und Röcke, Spitzen, Schnittmuster, Knöpfe, Nadeln, Taschentücher - von allem lagen Proben auf den Ladentischen. Es blieb für jeden Käufer immer ein Geheimnis, wie die alte Dame sich in dem Durcheinander zurechtfand.
Ein Lehrmädchen gab es auch, aber das war – nach allgemeinem Urteil - eine lahme Ente. Wenn die anfing aufzuräumen (was sie ja eigentlich tun sollte), dann erschienen neue Kunden, bevor sie nur die Hälfte von den Tischen weggebracht hatte, und die Berge auf dem Tisch wuchsen. Diese Hermi stand mit offenem Mund neben ihrer Chefin, als die Vierte den Laden förmlich überrannte.
„Bitte, wir suchen Stoff für Dirndlkleider“, begann Hilda höflich.
„Wie viel braucht ihr denn?“, fragte die alte Frau zaghaft.
„Drei Meter pro Kleid, aber für jede von uns ein Kleid und alle aus dem gleichen Stoff.“
„Du liebe Zeit - so viel habe ich bestimmt nicht vorrätig.“
„Und wie lange dauert es, wenn Sie uns einen Stoff besorgen, den wir uns vorher aussuchen?“
„Das schaffe ich in vier, fünf Tagen.“
Ein enttäuschter Seufzer war die Antwort. „Können wir wenigstens ein paar Muster sehen?“, fragte eine.
„Freilich“, sagte Frau Huber. „Hermi, hole diese Ballen dort herunter.“
Umständlich kletterte Hermi, die Langweilige, auf eine kleine Treppe und legte drei Ballen
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