geben ein Fest
auf den Tisch.
„Die anderen auch!“
„Was? Noch mehr?“, fragte Hermi entsetzt.
„Freilich, zeige alles, was wir an Dirndlstoffen dahaben.“
„Das sind aber mindestens zehn Stück.“
„Dann bringst du eben zehn Stück herunter!“ Kopfschüttelnd stieg Hermi wieder auf ihr Treppchen.
Nanni ging hin: „Reich mir die Ballen zu, dann geht es schneller.“
„Los, los, beeil dich!“, rief ihre Chefin, als Nanni den Ballen längst abgelegt hatte und auf den nächsten wartete. Brummelnd zog Hermi den nächsten heraus.
Da öffnete sich die Tür, und ein Herr erschien. Verwundert musterte er das Gedränge und spähte nach der Chefin aus. „Hallo, Frau Huber, was ist denn bei Ihnen los?“
„Ach, Herr Schuster, Sie kommen mir wie gerufen.“ Es war ein Vertreter, das merkten die Mädchen bald. „Ich brauche schnell eine größere Stoffmenge für diese jungen Mädchen. Sie können mir gewiss helfen.“
„Hoffentlich! Was wünschen die jungen Damen denn?“
Die kicherten. Aber sie sagten nichts vom Dirndlstoff, sondern Hanni flötete zum Erstaunen der anderen: „Ein Theaterkleid hätte ich gern ...“
„... und ich ein Kostüm für meine nächste Weltreise“, rief Jenny.
„... und ich ein Abendkleid aus Seidenbrokat“, krähte Katrin, die an Frau Heils Bemerkung dachte.
Die alte Dame ging sofort auf den Spaß ein: „So viele ausgefallene Wünsche - sehen Sie, Herr Schuster, wie soll ich das schaffen?“
Hermi stand, einen Ballen in der Hand, mit offenem Mund auf ihrer Treppe. Waren die alle verrückt geworden?
Da fing Doris an, eine Schau abzuziehen. Sie ergriff das lange lose Ende vom goldfarbenen Gardinenstoff (den Hermi längst hätte zusammenlegen und wegräumen müssen) und drapierte ihn malerisch über eine Schulter. „So denke ich mir das Gewand (sie sagte wirklich: Gewand) für mein erstes öffentliches Auftreten“, und sie drehte sich nach allen Seiten und schwenkte den freien Arm dramatisch wie eine Schauspielerin aus Großmutters Zeiten. „Und du, Andrea Harrach, du brauchst für den Spitzentanz ein besonders luftiges Gewebe, nicht wahr?“
„Richtig!“ Andrea schlug sich vor den Kopf. „Meinen Tanzabend hätte ich fast vergessen.“
Den Namen Harrach schien der Vertreter zu kennen. Schließlich war Andreas Schwester Bettina schon eine bekannte Tänzerin. Verwirrt sah er sich um. Steckte hinter dem Unsinn doch ein bisschen Ernst?
Frau Huber lachte herzlich. Aber dann raffte sie sich auf. „Kinder, wir dürfen Herrn Schuster nicht zu lange aufhalten. Er muss sicher bald weiter.“
Der Vertreter lachte ebenfalls. „Mal etwas anderes“, sagte er. „Die jungen Damen sind begabte Schauspielerinnen. Worum geht es nun wirklich?“
Sie erzählten es ihm und sahen dabei die Stoffe durch, die vor ihnen auf dem Tisch lagen. Er hatte selber auch noch ein Musterbuch dabei, und darin fanden sie ein Halbleinen, das allen gefiel und zu blonden wie zu dunklen Haaren passte. Die Grundfarbe war ein kräftiges Moosgrün mit einem hübschen weißen Muster drauf.
„Sehr gut gewählt“, lobte Herr Schuster. „Das ist ein echter Handdruck.“ Er versprach, die nötige Menge schon in drei Tagen zu liefern. „Ist es recht, wenn ich die Sachen gleich ins Internat liefere?“, fragte er. „Die Rechnung geht natürlich über Frau Huber.“
„Oh, das ist furchtbar nett von Ihnen. Vielen Dank!“
„Und nun Schürzenstoff“, erinnerte Hilda. „Die Schürzen können wir fertig haben, bis der Stoff da ist.“
„Garn und Knöpfe braucht ihr auch.“
„Ja, Frau Huber, das nehmen wir alles gleich mit.“
Mit lautem Hallo verabschiedeten sie sich von der alten Dame und riefen auch dem Vertreter noch einen Gruß und ein Dankeschön zu.
Als es im Laden wieder still wurde, sank Frau Huber auf einen Schemel und wischte sich lachend den Schweiß von der Stirn.
„Schlimm, solch ein Überfall!“, sagte das Lehrmädchen mitleidig.
Aber da fuhr ihre Chefin auf: „Du hast es nötig! Nimm dir lieber ein Beispiel an den jungen Mädchen. Die sind nicht halb so transusig wie du. Räum jetzt endlich auf. Und zwar ein bisschen plötzlich!“
Beleidigt machte sich Hermi an die Arbeit, und Frau Huber besprach mit dem Vertreter neue Bestellungen.
Jede aus der Vierten wäre am liebsten noch am gleichen Abend an die Arbeit gegangen. Doch sie mussten die Handarbeitsstunde abwarten. Dann schnitten sie die Schürzen zu, steckten die Fältchen ab und zogen Fäden für den Hohlsaum. Anschließend
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