Gebieter der Dunkelheit
wie eine hingebungsvolle Liebhaberin.
Doch Sam forderte ihre Aufmerksamkeit, fasste ihr Kinn und hob es an. Dann machte er einen Schritt auf sie zu, so dass sie nach hinten ausweichen musste. »Ich werde dir heute, da wir das erste Mal richtig miteinander spielen, ein Safeword geben.« Erneut kam er näher, und Naomi wich aus. »Es lautet Gnade und ist zu deinem Schutz.« Inzwischen standen sie im Gang, der ins Wohnzimmer führte. Dort endlich blieb er stehen. »Solltest du es aussprechen, werde ich die Session sofort abbrechen.«
Aufmüpfigkeit wallte in ihr auf, obwohl seine Aura einschüchternd wirkte. Oder gerade deshalb. Sie wollte kein um Erbarmen winselndes Weibchen sein. Wenngleich die Aussicht, von ihm unterworfen zu werden, sie erregte. Vielleicht war sie deshalb plötzlich wütend auf ihn. Er hatte sie bereits an der Angel, das Spiel hatte noch nicht einmal begonnen. Butterweich kam das Wort über ihre Lippen: »Gnade.«
Zornig kniff er die Augen zusammen, aber seine Stimme blieb ruhig: »Ich durchschaue dich, meine kleine Sub. Du hast das Safeword nicht ausgesprochen, um zu sehen, ob ich Wort halte, sondern um herauszufinden, wie weit du gehen kannst. Nun lerne, dass du deinen Herrn nicht reizen kannst, ohne die Konsequenzen zu tragen.«
Wie gut er aussah, wenn er verärgert war! In dieser Nacht umgab er sich mit einer verführerisch finsteren Aura. Das erste Mal, seit sie ihn kannte, trug er schwarz. Kräftige, sonnengebräunte Arme kamen unter seiner dunklen Weste zum Vorschein, und unter der Hose zeichnete sich ein Knackpo ab. Was soll er schon machen, dachte sie gerade noch, als er plötzlich ein Seil löste, das um einen schmiedeeisernen Haken an der Wand gewickelt war.
Blitzschnell packte er Naomis Handgelenke, wickelte es geschickt und fest um beide Gelenke und zog am Ende, so dass ihre Arme nach oben gerissen wurden. Erst jetzt erkannte sie, dass das Seil zu einem Seilzug gehörte, der an der Decke des Korridors angebracht war und normalerweise dazu diente, ein dekoratives Holzrad zu halten, wie Naomi wusste. Sam hatte es umfunktioniert, denn das Rad stand neben dem Treppenaufgang.
Aber er war noch nicht fertig mit ihr. Er öffnete die oberste Schublade des Sideboards und entnahm eine zirka fünfundsiebzig Zentimeter lange Eisenstange, an deren Enden jeweils eine Lederfessel angebracht war. Ohne ein Wort der Erklärung hockte er sich hinter Naomi und hatte auch schon die rechte Schlaufe um Naomis rechtes Fußgelenk gezurrt. Damit er nicht dasselbe mit ihrem linken Bein machen konnte, tänzelte Naomi und zerrte gleichzeitig an ihren Fesseln, um ihre Hände frei zu bekommen. Doch alle Mühe war vergeblich. Unnachgiebig packte Samuel ihr freies Fußgelenk und schlang die zweite Schlaufe darum. Naomi fluchte undamenhaft, denn die Stange spreizte ihre Beine weit auseinander. Nun war sie Sam hilflos ausgeliefert.
Mit finsterer Miene schlang er den Arm um ihre Hüften und zog sie an seinen Körper. Seine harte Wölbung drückte in Naomis Bauch, stimmte sie für einen Moment versöhnlich und erinnerte sie daran, dass dies ein Lustspiel war. Doch schon Samuels nächste Worte jagten ihr Schauer über den Leib.
»Ich warne dich«, knurrte er und kam nah an ihr Gesicht heran. »Sprich das Safeword nie wieder leichtfertig aus, um mich zu ärgern. Hast du das verstanden?«
»Ja«, rasch fügte sie ein atemloses »Herr« an. Hatte sie Herr gesagt? Ihr Herz begann zu wummern.
»Es soll dich schützen, falls ich versehentlich zu weit gehe oder etwas mache, das dir absolut nicht gefällt. Auch wenn man aus Spaß spielt, das Safeword ist und bleibt eine ernste Sache, denn bei BDSM geht es auch darum, Grenzen auszuloten und zu erweitern. Sicherheit und Vernunft müssen neben einvernehmlichem Handeln bei einer Session stets garantiert sein – von beiden Seiten.«
Neben der Verärgerung hörte Naomi auch Besorgnis heraus.
»Du kannst mir vollkommen vertrauen«, sagte er sanft und strich mit den Fingerknöcheln seitlich über ihren Hals, aber dann gewann seine Stimme wieder an Schärfe, und er legte seine Hand an ihre Kehle: »Allerdings merke ich, wenn du lügst oder versuchst mich zu manipulieren, und Herausforderungen, wie die eben, kommen dich teuer zu stehen. Ich bin dir überlegen. Fordere mich niemals heraus, Naomi.«
Sie zitterte leicht, weil Sam ihr Angst einflößte und er durch die Fesselung und die Spreizstange alles mit ihr machen konnte, was er wollte. Haargenau diese Aussicht machte sie
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