Gebieter der Träume
wie die Welt durch ihre Augen aussah. Wie die Welt schmeckte und sich anfühlte. Doch Megearas Fähigkeit, sich von ihm zurückzuziehen, fing allmählich an, ihm ernsthaft auf die Nerven zu gehen.
Aber was konnte er dagegen tun? Selbst wenn er auf die Erde gehen würde, um ihr nahe zu sein, konnte er weder sie noch ihre Umgebung wirklich erleben.
Er wollte ihre Leidenschaft, ihre Lebenskraft.
Es gab vielleicht einen Weg, um sie zu berühren …
Bei diesem Gedanken hielt Arik inne. Es stimmte, dass sowohl die Oneroi als auch die Skoti in der Sphäre der Sterblichen menschliche Gestalt annehmen konnten, aber wegen ihres Fluches fehlten ihnen auch auf der Erde noch immer die Gefühle. Was hätten sie also davon? Sie waren in menschlicher Gestalt genauso kalt und steril und unfähig, Gefühle zu empfinden, wie in ihrer eigentlichen göttlichen Gestalt.
Das war nicht das, was er wollte.
Nein, er wollte ein wirklicher Mensch sein. Er wollte Empfindungen und Gefühle spüren können, sodass er Megeara voll und ganz erkunden konnte.
Das ist unmöglich.
Oder doch nicht? Sie waren schließlich Götter und hatten göttliche Kräfte. Warum sollte eine solche Sache also unerreichbar sein?
Deine Kräfte reichen dafür nicht aus. Zeus hatte das sichergestellt, als er sie dafür bestrafte, dass sie in seinen Träumen herumgepfuscht hatten.
Andererseits: Ariks Kräfte reichten nicht aus. Aber es gab ja noch andere Götter, die Kräfte besaßen, gegen die seine eigenen verblassten. Götter, die ihn zum Menschen machen konnten, wenn sie es wollten.
Zeus würde das niemals erlauben – er hasste die Traumgötter viel zu sehr. Und seine Kinder hätten zu viel Angst vor ihm, um es zu versuchen. Aber seine Brüder … das war eine ganz andere Sache.
Und Arik wusste, wen er für einen solchen Tauschhandel ansprechen musste.
Hades . Der Gott der Unterwelt fürchtete nichts und niemanden. Seine Kräfte waren denen der anderen mindestens ebenbürtig, und, das war das Beste von allem, er hasste die anderen Götter genauso sehr, wie sie ihn hassten. Deshalb war Hades für einen guten Handel immer offen, ganz besonders, wenn ein solcher Handel Zeus ärgern würde.
Es war zumindest einen Versuch wert.
Während Megearas quälende Emotionen sich von ihm zurückzogen, flog Arik von der Verschwindenden Insel, wo die meisten Traumgötter residierten, direkt ins Herz von Hades’ Reich. Dort war es dunkel wie die Nacht. Trist und bedrückend. Es gab keine Hallen aus Elfenbein oder Gold, wie man sie auf dem Olymp vorfand. Zumindest nicht, bis man die Elysischen Felder besuchte, wo die guten Seelen hingesandt wurden, um für alle Ewigkeit im Paradies zu leben. Diejenigen, die so glücklich waren, dort zu residieren, hatten absolut alles, was sich denken ließ. Sie konnten sogar wiedergeboren werden, wenn sie es sich wünschten.
Aber die Elysischen Felder waren nur ein Teil eines wesentlich größeren Reiches. Eines, in dem es für die Verdammten nur Elend gab. Besonders zu dieser Jahreszeit. Vor drei Monaten war Persephone, die geliebte Ehefrau des Gottes, auf die Erde geschickt worden, wo sie mit ihrer Mutter lebte. Bis zu Persephones Rückkehr würde Hades höllisch im Umgang sein, und das war wörtlich zu verstehen. Von dem Augenblick an, als Persephone verschwand, bis zu ihrer Rückkehr, verbrachte er seine Zeit damit, alle um ihn herum zu quälen.
Ein Gott mit mehr Verstand hätte gewartet und sich erst nach Persephones Rückkehr an Hades gewandt, wenn man wieder vernünftig mit ihm reden konnte, aber Arik war verzweifelt. Das Letzte, was er wollte, war, dass ein anderer Skotos die Gelegenheit bekam, Megeara zu finden.
Es hieß eindeutig: Jetzt oder nie.
Außerdem war Arik nie ein Feigling gewesen. Er hatte sich niemals aus einem Kampf oder einem Konflikt zurückgezogen. Das hatte ihn zu einem der besten Oneroi gemacht, und es hatte ihn zu einem der tödlichsten Skoti gemacht.
Er nahm sich stets das, was er wollte, und die Konsequenzen waren ihm völlig egal. Er hatte eine Ewigkeit Zeit, um damit fertig zu werden. Aber es war die Gegenwart, die zählte, und darauf konzentrierte er sich. Und zwar immer.
Als Arik an Kerberos vorbeiflog, stand der dreiköpfige Hund auf und bellte ihn an. Er ignorierte ihn und tauchte hinab in die Katakomben, die aus den Schädeln und Knochen der Feinde von Hades gemacht waren. Viele von ihnen waren Titanen gewesen und solche, die das Pech hatten, den düsteren Gott zu ärgern. Es war nicht
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