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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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im Licht betrachten. Ihre blasse Haut war teigig, die sonst schimmernden Feenaugen waren stumpf und von dunkelvioletten Schatten umgeben. Ihre Lippen zitterten.
    Sein Kiefer spannte sich. Er wusste, dass ihre Verletzung nicht lebensbedrohlich war. Seit Langem war er mit den schrecklichen Auswirkungen des Kriegs vertraut, und bei seiner Lebensweise hätte eine Stichwunde wie die ihre nicht einmal eine E-Mail nach New York gerechtfertigt. Er wusste, dass sie wieder in Ordnung kommen würde. Doch nichts davon konnte seine Empfindungen lindern, als er ihr hilfloses Leiden mitansehen musste.
    Er blaffte einen Befehl. »Decke!«
    Dann streckte er die Hand aus, und im selben Moment schob ihm Hughes etwas Weiches, Schweres und Warmes hinein. Er schüttelte die Decke aus, steckte sie um Niniane fest und legte eine Hand auf ihre bebende Schulter, während er sie stirnrunzelnd betrachtete. »Warum ist dein Schüttelfrost plötzlich schlimmer geworden?«
    »Deine Körperwärme hat geholfen«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.
    Er zögerte, dann hob er sie mit unendlicher Vorsicht wieder hoch, setzte sich aufs Sofa und legte sie auf seinen Schoß, die Decke fest um sie gewickelt. Sie lehnte sich an ihn und bettete den Kopf an seine Schulter; bis auf das Zittern, das ihre schmale Gestalt schüttelte, war ihr Körper völlig kraftlos. Als er die Glock auf der Armlehne des Sofas ablegte, kam Hughes mit einer gekühlten Flasche Wasser aus der Küche.
    »Hier«, sagte er, indem er sie Tiago anbot. »Sie ist noch versiegelt.«
    Tiago nickte, stützte die Flasche auf seinem Bein ab und schraubte den Deckel auf, während er Niniane in seinem anderen Arm wiegte. Er nahm einen Schluck Wasser, wälzte ihn über seine Zunge und entschied, dass es sicher genug war, es zu trinken. Er hielt Niniane die Flasche hin.
    Sie starrte zu ihm hinauf. »Tu das bloß nie wieder«, sagte sie. Was ihrer dünnen Stimme an Kraft fehlte, machte sie durch Zorn wieder wett. »Bring dich nicht in Gefahr, indem du versuchst, Gift herauszuschmecken! Es ist schwierig genug zu ertragen, dass du dich als Bodyguard für mich in die Schusslinie stellst.«
    Er sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an und hielt die Flasche schräg; so war sie zum Trinken gezwungen, wenn sie nicht wollte, dass ihr das Wasser übers Kinn lief. Sie gurgelte und schluckte. Er sagte: »Das ist nicht Eure Entscheidung, Eure Schnippischkeit.«
    »Tiago«, sagte sie und klang, als wäre ihre Geduld äußerst strapaziert. »Wer von uns wird Königin? Ich nämlich und nicht du. Du hast hier nichts zu sagen. Kannst du gar nicht. Komm damit klar oder geh nach Hause!«
    »Das wird wohl kaum passieren«, erklärte er ihr und neigte die Wasserflasche wieder in ihre Richtung. »Du hast mich um Hilfe gebeten, und du bekommst sie. Komm damit klar und halt den Rand!«
    Sie reckte das Kinn und drehte den Mund von der Flasche weg; er hinderte sie nicht. Sie schnaubte: »Dein Umgang mit Kranken ist soziopathisch.«
    »Ich versuche, mich zu bessern«, sagte er. Er legte den Kopf schief und riss die Augen auf. »Huch! Ich glaub, ich schaff’s nicht.«
    Sarkastischer Hurensohn. »Danke für alles, was du heute Abend getan hast! Ich weiß das wirklich zu schätzen. Ich habe meine Meinung über deinen Aufenthalt hier geändert. Du bist gefeuert.«
    »Als ich nach Chicago gekommen bin, hat es mich auch nicht interessiert, ob du das wolltest oder nicht. Und das jetzt kümmert mich genauso wenig«, erklärte er. Er hielt die Flasche hoch, sie wand sich und schlug schützend die Hand vor ihren Mund. »Kommen Sie, Eure Aufsässigkeit, trinken Sie die Flasche leer! Du hast nicht nur eine infizierte Wunde, sondern auch viel zu viel Wodka intus. Du brauchst die Flüssigkeit.«
    »Was ich übrigens nicht verstehe«, sagte sie halblaut. Da sie ohnehin durstig war, griff sie nach der Wasserflasche, und er überließ sie ihr. »Bei so viel Alkohol, wie ich intus habe, müsste mein ganzer Körper eine sterile Zone sein.«
    »Das Leben ist nicht logisch.«
    Unter seiner Körperwärme und der Decke hatte der Schüttelfrost nachgelassen, und nun sah sie trotzig und aufmüpfig aus. Die Unterlippe ihres üppigen, kleinen, nicht jugendfreien Munds schob sich ein Stück vor. Allmählich löste sich die Verkrampfung in seinem Bauch, bis er sich beinahe fröhlich fühlte.
    Aus dem Augenwinkel konnte er Hughes’ Miene sehen. Der üblicherweise würdevolle Gesichtsausdruck des Direktors war purer Faszination und einem offen

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