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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Angst vor dir.«
    Tiago sah sie an, und sein Kinn senkte sich auf seine Brust, was den abwärts gerichteten Winkel seiner Augenbrauen stärker betonte. Die Straßenlaterne über ihnen warf schwarze Schatten auf seine wie mit einem Beil gehauenen Züge.
    Die Haut in ihrem Nacken kribbelte. Sie wisperte: »Du kannst mich nicht über die ganze Entfernung flüstern hören, oder doch?«
    Er neigte in stummer Bestätigung den Kopf. Adrenalin wurde ausgeschüttet. Ihr Körper war weiser und vernünftiger als ihr dummes Gehirn und erinnerte sie daran, dass sein wütendes Gesicht das Letzte war, was viele Lebewesen vor ihrem Tod sahen.
    Pfui! Als sie mit zitternden Fingern den Motor abstellte, klapperten die Schlüssel. Es war ein schwacher Adrenalinstoß gewesen, und als er sich verflüchtigte, schienen sich ihre Muskeln in Glibber zu verwandeln. Sie sackte in ihrem Sitz zusammen. Das Atmen schmerzte, und an der Scheibe erklang ein leichtes Klopfen. Sie zwang sich, aufzusehen. Wieder stand Tiago am Fenster der Fahrerseite. Sein Irrer-Attentäter-Gesichtsausdruck war ernster Besorgnis gewichen. Er legte die Hand flach auf die Scheibe. Sie sah so groß aus wie ein Teller. »Fee«, sagte er. »Niniane. Bitte mach die Tür auf!«
    Als sie den Entriegelungsknopf drückte, fühlte sich ihr Arm an, als wäre er fünfzig Pfund schwer. Tiago riss die Tür auf und beugte sich mit zusammengezogenen Brauen über sie. Er legte die Hand auf ihre Stirn und atmete scharf ein.
    »Alle wollen sie Niniane Lorelle«, sagte sie. Ihre Stimme klang blechern und seltsam und hallte in ihren eigenen Ohren wider. »Aber wem will ich etwas vormachen? Dieses Mädchen ist vor langer Zeit gestorben. Tricks wird wohl in eine Rolle schlüpfen müssen.«
    Hätte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, wie sanft seine Miene mit einem Mal wurde, sie hätte es nicht für möglich gehalten. Aus dem diabolischen Killer wurde ein gut aussehender, besorgter Mann. »Niniane ist nicht gestorben«, sagte er. Er strich ihr übers Haar. »Sie ist nur für sehr lange Zeit untergetaucht. Sie ist eine mutige, wunderschöne Frau, die jetzt medizinische Behandlung braucht.«
    »Die Wunde ist entzündet, ich weiß«, sagte sie. Sie sah, dass ein Mann aus der Menge sie entdeckt hatte und zu ihnen herüberkam. Ein paar andere folgten ihm, dann noch mehr. Ein Beben fuhr durch ihre Glieder, ihr Atem ging abgehackt. Sie packte Tiagos breites, starkes Handgelenk, ihr Blick hing an seinem. »Bitte, lass mich nicht allein, bis es mir besser geht. Allein und krank schaffe ich das nicht. Außer dir kenne ich niemanden, dem ich vertrauen kann.«
    Er starrte wütend auf die herannahende Menge, und der Tod zeigte sich wieder auf seinem Gesicht. »Selbst wenn du es versuchst, kannst du mich nicht dazu bringen, dich allein zu lassen«, sagte er. »Und falls du dich erinnerst, Fee, du hast es versucht. Entspann dich einfach! Ich kümmere mich um alles.«
    Sie nickte. Er drückte ihr schnell einen Kuss auf die Stirn und zog den Kopf aus dem SUV . Dann nahm er die Glock aus seinem Hosenbund und richtete sie auf die Menge. Die Leute schrien auf und blieben ruckartig stehen. Mit seiner tiefen, schlachtfelderprobten Stimme sagte Tiago: »Ihre Hoheit hat in weniger als sechsunddreißig Stunden zwei Anschlagsversuche überlebt. Machen Sie nicht den Fehler zu glauben, ich würde nicht auf Sie schießen, denn ich werde es tun. Zurück mit Ihnen, verdammte Scheiße!«
    Rückwärtsstolpernd, starrten die Leute Tiago an. Auch Niniane starrte ihn an. Alles an ihm war pure Aggression, sein kraftvoller, muskulöser Körper, sein gemeißeltes Gesicht, das schwarze, vom Regen glänzende Haar und die harten, funkelnden Augen. Sie entspannte sich, und das letzte bisschen Kraft wich aus ihrem Körper. Er würde sich wirklich um alles kümmern.
    »Danke«, flüsterte sie.
    Ein Zwinkern in seinen Augen, ein kleines, kurzes Zucken der Mundwinkel. Zur Menge gewandt sagte er: »Sie alle – gehen Sie auf die andere Straßenseite! Jetzt!«
    Sie musste für kurze Zeit die Augen geschlossen haben, denn plötzlich war alles voller uniformierter Polizisten. Sie erschrak heftig, als ihr überlasteter Körper den nächsten Alarmzustand auslöste, doch irgendetwas musste geschehen sein, während sie nicht hingesehen hatte. Die Polizisten hatte Tiago erkannt und unterstützten ihn, anstatt sich gegen ihn zu stellen. Sie räumten den Weg zum Hotel.
    Tiago beugte sich erneut in den SUV und schob die Arme unter ihre Schultern und

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