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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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endlich Aryal und Cameron. Sie trieben die Menge zurück auf die Tanzfläche, während die Leute sie mit verschiedenen Variationen von Neugier, Gelächter und Beunruhigung anstarrten. An der Bar brüllte Duncan jemanden an, er solle die Musik wieder einschalten.
    Niniane stutzte, als Aryal ihnen hinterhersah. Die Augen der Harpyie waren seltsam zusammengezogen, ihr kantiges Gesicht weiß vor Anspannung. Niniane konnte sich geirrt haben. Wenn man kopfüber hing, sah alles verkehrt aus. Die Leute bewegten sich seltsam, ihr Lächeln war falsch herum, und Flüssigkeit aus verschütteten Drinks fiel nach oben. Es sah aus, als wäre sie im Traum in ein Spiegelkabinett auf einem Jahrmarkt geraten.
    Tiago schritt den Gang entlang. Büro zur Rechten. Es war ein kleines, unordentliches Kämmerchen, in dem sich vergilbtes Papier stapelte. Toiletten. Er hörte, wie sich jemand darin bewegte, dann ertönte das leise Heulen des Gebläsemotors, als der Handtrockner anging. Niniane wand sich auf seiner Schulter und wäre fast hinuntergerutscht. Er schob ihren kleinen, leichten Körper mit einem Ruck wieder zurecht und ging weiter. Dort, vor dem Notausgang, stand eine Tür offen.
    Er bog scharf ab und trat in einen abgedunkelten Raum voller Metallregale und Kisten. Eine Ecke des Lagerraums war zum Pausenbereich umfunktioniert worden, dort standen eine abgenutzte, bequem aussehende Couch, ein durchhängender Sessel und ein zerschrammter Couchtisch mit einem Stapel alter Zeitschriften darauf. Eine gefaltete, bunt gemusterte Decke lag über der Couchlehne, und an einer Wand stand ein klobiger 13-Zoll-Fernseher mit Antenne und Digitalreceiver. Auf einem Regal stand eine Mikrowelle.
    Er blieb mitten im Zimmer stehen. Sie wartete einen Augenblick, doch nichts geschah. Tiagos gewaltiger Körper stand steif da. Sie ließ sein Ohr los, und vielleicht strichen ihre Finger zufällig über seinen Hals.
    »Ich sehe hübsch aus«, flüsterte sie und legte die Wange an seinen breiten, muskulösen Rücken.
    Er nahm einen Atemzug, und sie spürte, wie er durch seinen ganzen Körper vibrierte. Dann legte er eine Hand auf die Rückseite ihrer Oberschenkel und streichelte ihr Bein. Das leichte Kratzen der Schwielen seiner breiten Handfläche hinterließ eine Gänsehaut auf ihrer empfindlichen, nackten Haut.
    Schließlich bückte er sich. Mit äußerster Vorsicht stellte er sie auf die Füße und ließ seine Hände auf ihrer schmalen Taille liegen, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Sie sahen einander an, ihr Gesicht angehoben, seines gesenkt. Wann immer sie in seiner Nähe war, fühlte sie sich auf absurde Weise winzig und auf eine Art gewärmt, die nichts mit ihren Körpern zu tun hatte.
    »Ich bin so gottverdammt alt«, sagte er. Seine Stimme war so leise, dass sie ihn kaum hören konnte. »Und du bist das Schönste, was ich je gesehen habe.«
    Sie legte die Finger auf seinen Unterarm, um die Hitze seiner Haut zu genießen, und blickte hinauf in sein Gesicht, das hinter der Sonnenbrille wie das eines Fremden wirkte. Die Aggression hatte sich aufgelöst, und zurück blieb ein erschütterter – undverwundbarer – Ausdruck. Dabei war er wie eine abgeschottete Festung. In all den Jahren ihrer Bekanntschaft hatte sie noch nie einen solchen Ausdruck an ihm gesehen. Sie hob die Hand, um ihm die Sonnenbrille abzunehmen. Seine Obsidianaugen glitzerten in der Dunkelheit des Zimmers.
    »Wenn du mich schön findest, warum hast du das nicht gesagt?«, fragte sie. Ihre Stimme wackelte. »Warum bist du so wütend auf mich?«
    Hör sich das einer an! Sie würde die Königin sein, die mit dem Fuß aufstampfte und weinte, weil jemand ihre Gefühle verletzt hatte. Ganze Nationen würden vor Angst erzittern.
    Er wiegte ihr Gesicht in den Händen, die so groß waren, dass sie die grazile Rundung ihres Schädels umspannten. Er knurrte: »Du bringst mich um den Verstand. Du machst mich so verflucht wahnsinnig, dass ich nicht mehr geradeaus denken kann. Hast du es überhaupt bemerkt? Alle Männer dort draußen und auch einige der Frauen haben dich mit Blicken ausgezogen – und dabei hatten sie nicht viel zu tun. Du kannst dich nicht so in der Öffentlichkeit zeigen. Ich meine, Niniane. Was. Zum. Teufel.«
    Er regte sich wieder auf. Sein Gesicht und Körper spannten sich. Sie blinzelte zu ihm empor. Licht dämmerte auf.
    Er war so eifersüchtig und besitzergreifend, er verbrannte förmlich daran.
    Das konnte nur eines bedeuten. Er wollte sie noch immer.
    Sie

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