Gebieter des Sturms (German Edition)
sagte: »Also gefällt dir das Kleid.«
Er starrte sie an, der Inbegriff verdutzten Ärgers. » Das ist kein Kleid. «
Ihre Freude schmeckte wie Honigwein und machte sie betrunken. Sie lächelte. »Was ist es dann?«
»Es ist … es ist … « Sein Blick wanderte zwanghaft an ihrem Körper entlang und nahm einen heißhungrigen Ausdruck an. Er musste schlucken, bevor er sprechen konnte. Mit heiserer Stimme sagte er: »Junge Lady, dieses Ding, das kaum deinen Körper bedeckt, könnte einen Aufruhr auf der Straße auslösen.«
Ihr Lächeln wurde breiter, mit beiden Händen ergriff sie eine von seinen. Sie war riesig und voll tödlicher Stärke. Adern maserten seinen breiten Handrücken und zogen sich über schwielige Finger. Sie führte seine Hand über die Pailletten, die ihr Kleid bedeckten. »Es fühlt sich gut an, nicht wahr?«, murmelte sie.
Im Laufe seines langen Lebens hatte er unzählige Geliebte gehabt, und sie alle waren kräftig gebaute Kriegerinnen gewesen, die eine ordentliche Abreibung vertragen konnten. Danach hatten sie nichts weiter erwartet, als wieder zu gehen. Niniane mit ihrer Liebe zu weiblichem Firlefanz und der kostbaren Zartheit ihres Körpers war für ihn ein so exotisches Geschöpf. Vor der Kulisse des schäbigen Lagerraums wirkte sie aufregend und glamourös, wie ein abgedunkelter Blitzstrahl, und die glänzenden, winzigen, bammelnden Dinger fühlten sich unter seinen Fingern kühl und fest an, wie Scherben aus Eis. Gebannt befühlte er eine der Pailletten und hauchte: »Zur Hölle, ja.«
Ihr Lächeln verblasste, und in ihren riesigen Augen sammelten sich die Schatten des Zimmers. »Es tut mir leid, wie ich dich weggeschickt habe«, sagte sie.
Er drehte die Hand um und drückte ihre Finger. »Mir tut es auch leid, Fee«, sagte er. »Ich weiß von deiner Vergangenheit. Ich hätte vorsichtiger sein sollen, aber ich war es nicht. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich war gedankenlos und habe es versaut.«
Sie hob die Hand und legte ihre Finger auf die warme, gemeißelte Kontur seiner Lippen. Für jemanden, der so brutal aussehen konnte, hatte sein Mund eine ernste Eleganz, die sowohl von Zorn als auch von Sinnlichkeit geprägt war. »Ich dachte, du wärst nach New York zurückgegangen«, sagte sie. »Ich habe dich schon so sehr vermisst.«
Er öffnete den Mund, nahm ihren Zeigefinger zwischen die Zähne und knabberte mit solch sinnlichem Genuss daran, dass Wellen der Lust durch ihren Körper jagten. »Ich habe es dir bereits gesagt.« Seine Stimme war tiefer und rauer geworden. »Ich gehe nicht.«
Er sprach die Lüge mit solcher Überzeugung aus, dass ihr Wahrheitssinn sie dazu bringen wollte, ihm zu glauben. Sie schloss die Augen und erkundete sein Gesicht mit den Händen, las die starken, schweren Formen seines Knochenbaus wie Braille-Schrift. Sanft wie eine Feder bewegten sich seine Lippen über ihre Handfläche. Sie hatte das Gefühl, jemand würde mit langsam steigendem Druck Steine auf ihre Brust fallen lassen, einen nach dem anderen. Das Atmen fiel ihr schwer. Bald wäre das Gewicht unerträglich, und ihre Rippen würden brechen.
Im Hauptraum drehte endlich jemand die Musik wieder auf. Als sie plötzlich losdröhnte, riss Niniane die Augen auf. Sie sah so überrascht aus, wie sie auf ihren Zehn-Zentimeter-Absätzen schwankte, dass Tiago sie lachend an seine Brust zog. Die Black Eyed Peas drangen aus den Lautsprechern und rockten ab. Die Wände des Gebäudes vibrierten, während die Textzeilen durch die Luft brausten.
Noch immer lachend, hob er sie in die Höhe, drehte sie herum und lehnte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Er hob sie so hoch, dass sie auf Augenhöhe waren. Völlig mühelos, wie es schien, stützte er sie mit einem Arm unter der Hüfte ab. Sein loderndes Gesicht und die funkelnden schwarzen Augen verliehen ihm eine barbarische Schönheit, die ihr den Atem nahm.
Dann hüllte seine magische Energie sie ein, und sie verspürte so heftiges Verlangen nach ihm, das sie unwillkürlich die Knie anziehen ließ und sich tief in ihre DNS grub. In diesem Moment wusste sie, dass sie nie wieder frei davon sein würde, nie wieder frei von ihm. Er prägte sich an den tiefsten, geheimsten Stellen in ihr ein, und sie spürte, wie sie sich daraufhin neu formte. Sie war Galatea, eine Statue aus Elfenbein, die unter seinen Händen zum Leben erwachte.
Er schob seine Hüften zwischen ihre Knie, ergriff ihren Knöchel und legte ihr Bein um seine Taille. Sie schlang das andere
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