Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)
Mütter nach dem Krieg positiv für ihn aussagen würden. Das war kein Einzelfall. In diesem Zusammenhang beleuchten die Autoren auch mit der gebotenen Kritik die Rolle der katholischen Kirche.
Es ist zwar Aufgabe der Kirchen, Sündern zu vergeben. Aber ich bin der Meinung, dass die Absolution bei der Schwere dieser Sünden nicht so leichtfertig hätte erteilt werden dürfen, wie das geschehen ist. Bedauerlicherweise kennt die katholische Kirche keinen Unterschied bei der Absolution betreffend Mörder oder andere Sünder. Möglicherweise wird das die Kirche in der Zukunft überdenken.
Dieses Werk reduziert Zeitzeugen nicht, was so häufig geschieht, auf die Jahre ihrer Getto- und KZ-Haft. Es entrollt in detaillierter, kundiger und liebevoller Beschreibung das ganze Panorama ihres Lebens als tschechoslowakische und nach der Annexion ihrer Heimatstädte als Juden ungarischer Staatsbürgerschaft in dem gewalttätigen 20. Jahrhundert. Eva Fleischmannová und Miriam Rosenthal verbrachten ihre Kindheit und Jugend wie ich in der ersten Tschechoslowakischen Republik. Manches aus ihrem Alltag vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht ist auch für mich vertraute Erinnerung. Dem ersten Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik, T. G. Masaryk, Philosoph und Humanist, ist es nur teilweise gelungen, dem kirchlichen Antisemitismus Einhalt zu gebieten. Masaryk wurde wegen seiner Freundschaft zu Palästina von den Juden in aller Welt hoch geachtet. Eine Siedlung in Israel trägt seinen Namen, desgleichen Straßen und Plätze. In der dokumentarischen Erzählung der beiden Autoren wird noch einmal an das mitteleuropäische Judentum erinnert, dessen reiche Kultur durch die Nationalsozialisten zerstört worden ist.
Mit den Autoren bin ich seit vielen Jahren befreundet. Helmut Zeller verleiht den Stimmen der ehedem Verfolgten in einer ganz besonderen Weise Ausdruck. Wir, die Überlebenden, sind ihm dafür dankbar, dass durch seine journalistischen Veröffentlichungen das Bewusstsein der nachfolgenden Generationen für die Shoah und die Gefahren, die der Demokratie durch Antisemitismus und Rassismus drohen, geschärft wird. Meine Hoffnung ist, dass auch nach unserem Ableben die Demokratie so stark sein wird, dass eine Wiederholung dieser Verbrechen ausgeschlossen ist. Eva Gruberová hat in bewundernswerter Weise schon 2007 die schwierige Aufgabe der Recherchen zu dieser Geschichte auf sich genommen, ohne die Gewissheit zu haben, dass später daraus ein Film, eine Ausstellung und jetzt ein Buch werden würden. Eva Fleischmannová hatte bis zur Begegnung mit Eva Gruberová niemandem jemals von ihrem Schicksal erzählt. Eva Gruberovás Persönlichkeit schaffte es, das Vertrauen der Mütter und Kinder zu gewinnen. Ich bewundere Eva. Sie und ihr Mann haben ein aufklärendes Buch geschrieben, auch ein traurig und wehmütig stimmendes, eines, das nicht nur dem jüdischen Leser Hoffnung gibt und die Stimme der Überlebenden für die Nachwelt aufbewahrt.
Danksagung
Für die freundliche Aufgeschlossenheit, mit uns über die Geschichte ihrer Mütter und auch über sich selbst zu sprechen, danken wir ganz herzlich sechs der sieben «Kinder von Kaufering I», die heute schon Eltern und die meisten sogar Großeltern sind: Prof. Georg Legmann (Brasilien), Hana Klein (Israel), Marika Nováková (Slowakei), Dr. Leslie Rosenthal (Kanada), Judit Kálmán und Agnes R., deren Wunsch wir respektieren, nicht mit vollem Namen genannt zu werden (beide aus Ungarn).
Unser Dank gilt auch den vielen Überlebenden, die uns in ausführlichen Gesprächen ihr Vertrauen schenkten und ihre bewegenden Geschichten erzählten:
Prof. Livia Bitton-Jackson, Cecilia Fleischmann, Oliver Lustig, Solly Ganor, Waldemar Ginsburg, Bill Glid, Eta Goz, Margita Horáková (geb. Lustig), Uri Chanoch, Erna Klein, Abba Naor, Alžbeta Reiszová (geb. Politzer) und Elisabeth Samuel.
Janka Feldmárová, Ibolya Ginsburg, Rezsö Steckler, Silvia Veselá und Jolana Weiss erlebten das Erscheinen dieses Buches leider nicht mehr.
Für Rat und Hilfe danken wir:
Dr. Verena Buser, Dr. Barbara Distel, Eugen Frey, Charlotte Keller, Jörg Klinger, Tibor Kornfeld, Dipl. Ing. Tomáš Lang, der den ersten Kontakt zu Eva Fleischmannová herstellte, Birgit Matuscheck-Labitzke, Dipl. Ing. Tomáš Paszternák, Dr. Dirk Riedel, Dipl.-Ing. Gerhard Rohtschuh sowie den Mitarbeiter/innen von Archiven und Forschungsinstitutionen, insbesondere Kathrin Flor vom ITS in Bad Arolsen, Helena Kubica
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