Geboren in Atlantis
Spiegel nicht mehr zu kümmern brauchte. Er hatte diesem verfluchten Kosmos den Weg in die Vergangenheit versperrt.
Das wusste auch dieser selbst!
An der Tür stand er und wirkte dabei wie ein zitterndes Gebilde. Fehlte nur noch, dass sich die Haare aufgerichtet hätten. So lächerlich, wie er den Anschein gab, war er nicht. Mit irren Bewegungen schüttelte er den Kopf, dann schrie er seinen Leuten zu, die bisher noch nicht eingegriffen hatten.
»Mach sie tot! Mach sie tot, die Nutte! Mach sie tot!«
Der Befehl galt Jorge! Der hätte die Schlinge nur mit einem Ruck zuzuziehen brauchen, und alles wäre vorbei gewesen. Er hatte es nicht getan, gezögert, das kam Suko zugute.
Der Inspektor wurde zum fliegenden Panther. Mit einem Sprung jagte er quer durch den Raum, und Jorge sah ihn vor sich.
Suko erwischte ihn mit den Füßen und in der Luft liegend. Er hatte bei dieser Attacke alles riskieren müssen, auch Lulus Leben, weil der andere in einer Reflexbewegung noch hätte zuziehen können. Jorge flog gegen die Wand.
Erst schrie er, dann heulte er. Seine Nase war deformiert. Blut klebte am dunklen Stoff, seine Knie zitterten. Das Kabelende hielt er noch fest, locker allerdings, und es rutschte ihm aus der Hand, als Suko sich um das Mädchen kümmerte.
Lulu war für ihn am wichtigsten. Zu oft hatte er den kürzeren gezogen, wenn es darum gegangen war, Menschenleben zu retten. Hier schwebte auch wieder eine Person zwischen Leben und Tod, und Suko zerrte die Würgeschlinge von ihrem Hals weg, was nicht so einfach war, denn das Kabel hatte sich bereits in die Haut hineingedrückt. Er bekam sie frei, fühlte nach Herz-und Pulsschlag, wobei Erleichterung sein Gesicht zeichnete, weil Lulu noch lebte. Sie war nur bewusstlos geworden.
Jorge gab sich nicht geschlagen. Plötzlich griff er an. Blutbefleckt das Gesicht, das Weiße leuchtete in seinen Augen. Er sah aus wie ein Gespenst, und er wollte Sukos Hals umklammern.
Der Inspektor schnellte hoch. Dann kreiste sein rechter Arm wie ein Schwerthieb.
Jorge bekam den Treffer in der Körpermitte. Er selbst musste das Gefühl haben, geteilt zu werden. Verkrümmt stolperte er zur Seite und fiel hin. Als er wieder hochkommen wollte, schaffte er nicht einmal die Hälfte, dann fiel er wieder zusammen, blieb liegen und rührte nicht einmal den kleinen Finger.
Geschafft!
Wo steckten die anderen? Suko konnte kaum fassen, dass sie ihn nicht angegriffen hatten. Er konnte es sich nur so erklären, dass ihr Anführer sie bei sich haben wollte, denn irgendwo war Kosmos auch feige, besonders jetzt, wo der Weg in die Vergangenheit versperrt worden war. Die Tür stand einladend weit offen, und Suko lief hinaus auf die Galerie. Noch immer hatte sich kein Bewohner getraut, seine Wohnung zu verlassen. Der Inspektor hielt sich allein auf der breiten Galerie auf, konnte in den Innenhof blicken und blieb nur kurz stehen, denn im Flammenschein zeichnete sich seine Gestalt zu deutlich ab. Er flankte geschickt über das Gitter, landete auf dem Hof und sah seine Gegner.
Einige von ihnen hatten nach den Kabeln und Stricken gegriffen, um sich in die Höhe zu schwingen. Sie würden von oben her angreifen, auf Suko niederfallen wie Raubvögel, um ihn zu vernichten. Seine Beretta hatte er abgeben müssen. Vergeblich suchte er den dunklen Boden ab, um die Waffe zu finden.
Sie war nicht da! Hatte Kosmos sie an sich genommen? Wenn ja, wo steckte der Mann überhaupt?
Sehr langsam ging Suko vor. Rechts von ihm bewegten sich tänzelnde Schatten. Zwei Verdammte huschten von einer Seite zur anderen. Wenn die Revolver oder Pistolen besaßen, konnten sie Suko leicht abschießen, bot er doch ein gutes Ziel.
Sie blieben verborgen.
Ein Pfiff ertönte, dann die kreischende Stimme des Anführers. »Wir werden ihn uns holen, Freunde. Wir werden eine Hetzjagd auf ihn machen. Los, wir werden…«
Was Kosmos noch alles erzählte, kümmerte den Inspektor nicht. Er ging zum Angriff über.
Bevor sich jemand auf seine Position hätte einrichten können, rannte er geduckt auf die Hofmitte zu, sah aus dem Dunkel etwas Blitzendes heranfliegen, tauchte aus vollem Lauf zu Boden, so dass die Messerklinge ihn überflog.
Suko demonstrierte die perfekte Art des Kampfsports und vor allen Dingen deren tänzerische Bewegungen, die so glatt und sicher bei ihm abliefen, dass ein Zuschauer nur hätte staunen können. Die Verdammten der Großstadt wollten nicht staunen, sondern Sukos Leben.
Von der linken Seite wischte der Schatten
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