Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder
glücklich zwischen den Brötchenhälften von McDonald’s oder in den Gläsern vom Babykosthersteller Hipp . So viel Ökorind und neuerdings auch Ökoschwein liefert kein anderes Bundesland. Mecklenburg-Vorpommerns Rindviecher und Schweine stehen für Fortschritt und Qualität.
Trotz der großen Anzahl an Biohöfen kauft der Einheimische seine Milch und sein Schweinekotelett bei Lidl und Netto . Das romantische Bild des Hofverkaufs in ländlicher Umgebung bleibt in Mecklenburg-Vorpommern leider nur allzu oft ein Klischee.
Glas
1786 schreibt Christoph Baron von Langermann: Das Salz nebst dem Glase sind vorizt die beyden einzigen künstlichen Produkte von einiger Wichtigkeit, deren wir uns rühmen können, man mag dabey auf einländischen oder auswärtigen Absatz sehen. Alles übrige, was durch Kunstfleiß im Lande hervorgebracht wird, ist nicht von dem Belang, daß es den Reichthum vermehren, oder in der Bilanz des Handels einen Ausschlag geben könnte.
Im 17. und 18. Jahrhundert gehörte Mecklenburg – heute unbekannterweise – zu den bedeutendsten Glashüttenlandschaften des Landes. Die beiden wichtigen Rohstoffe zur Glasherstellung Kies und Holz waren in Unmengen vorhanden.
Exportiert wurde das berühmte Mecklenburger Waldglas , das aufgrund eisenhaltigen Sandes (Quarzsand) beim Schmelzen grün wurde, nach Holland, England, Skandinavien und nach Nordamerika.
Import
Touristen
Ich versteh die Leute da auch nicht – die haben doch nix als tourismusgeeignete Natur und deshalb müssten sie sich über jeden Deppen scheckig freuen
… (Henny, Internetblog)
Wie bitte? Wo wir doch in der tourismusgeeigneten Natur auch überaus tourismusgeeignete Unterkünfte anzubieten haben. Das Kurhaus Binz wurde 2005 von einer halben Million
TUI
-Urlaubern von zehntausend Ferienhotels zum weltweit besten (in Zahlen: Platz 1) Urlaubshotels gewählt. Wir haben Heiligendamm. Wir haben die Jachthafenresidenz Hohe Düne in Warnemünde. Wir haben!
Aber es ist dennoch fatal für ein Land wie MVP, für das Tourismus so wichtig ist, wenn es trotz Weite der Landschaft so klaustrophobisch eng wirkt. (Kid37, gleiches Internetblog)
Klaustrophobisch eng? Wenn es pathologische Probleme im Bereich Raum gibt, dann haben wir es in Mecklenburg-Vorpommern anstatt mit Klaustrophobie wohl eher mit Agoraphobie zu tun. Zwei Beispiele:
Land Fleesensee ( am Fleesensee ) :
Deutschlands größte Ferien- und Freizeitanlage, in der neben dem Radisson SAS Resort Schloss Fleesensee , dem Dorfhotel Fleesensee und dem einzigen Robinson Club auch Europas größtes Golfressort zu finden ist.
Weiße Wiek ( in Boltenhagen ) :
150
000 Quadratmeter gehören Ihnen. Das Ferienressort Weiße Wiek ( Wiek ist das norddeutsche Wort für Bucht) ist laut
TUI
eines der ehrgeizigsten Tourismusprojekte Deutschlands . 100 Millionen Euro stecken in der Anlage, die aus zwei Hotels und einem Jachthafen besteht. Das familienfreundliche Dorfhotel und das luxuriöse Iberotel stehen dort, wo sich zu anderer Zeit ein Fliegerhorst der Wehrmacht und Stützpunkt der Nationalen Volksarmee befand. Kein Billigurlaub, aber auch keine abgehobene Luxusklasse – so umschreibt
TUI
die Preisgestaltung ihrer beiden neuen Häuser.
Segen und zugleich Fluch des Landes: der gemeine Tourist. Er hinterlässt Geld da, wo er die Preise so hochtreibt, dass für die Einheimischen der außerhäusliche Kaffee zu preisintensiv geworden ist, um ihn zu genießen, und der Tourist hinterlässt Fußspuren in Vogelschutzgebieten und überall sonst, wo er nichts zu suchen hat. Touristen in Mecklenburg-Vorpommern sind in etwa das, was in anderen Haushalten die Verwandtschaft ist. Wenn die Verwandten wieder weg sind, denkt man, so schlimm sind sie ja doch nicht, und die können gerne mal wiederkommen – mit ihrer Kohle. Man hat sie auch irgendwie lieb und fühlt sich ihnen verpflichtet, und man möchte auch, dass sie nicht bei den anderen übernachten, sondern bei einem selbst, sonst ist man beleidigt. Sobald sie da sind, gehen sie einem auf die Nerven, und man fragt sich, ob man eigentlich auch so ist wie sie.
Auffällig ist, dass der Tourist, hier als Urlauber bezeichnet, nahezu ausschließlich an Ostseeküste und Seenplatte zu finden ist. Ansonsten hält er sich zurück, was die Erschließung und Entdeckung der Zwischen zone betrifft. Laut einer Gästebefragung des Tourismusverbandes aus dem Jahr 2003 lässt sich der typische Mecklenburg-Vorpommern-Tourist wie folgt skizzieren: Ein im Auto
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