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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Kößling
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gras- bewachsenem Hügelland und common land zu wandern. Allerdings müssen diese Gegenden auf einer Landkarte ausgewiesen werden. Für dieses Recht aufs uneingeschränkte Wandern jenseits ausgetretener Wege kämpfte die Ramblers Association, eine seit 1884 bestehende Wandererlobby, mit ihren 130.000 Mitgliedern seit Jahren.
    Kein Land der Welt hat so viele öffentliche Fußwege wie England. Sie fuhren querfeldein über Wiesen und Weiden, vorbei an Kühen und Schafen, aber auch schon einmal mitten durch private Anwesen. Diese oft Jahrhunderte alten Wege- rechte sind unumstößlich festgeschrieben: Ein Hausbesitzer kann in der Regel nur hilflos zusehen, wenn Nachbarn eine Abkürzung durch seinen Garten direkt vor seinen Wohnzimmer- fenstern nehmen. Verbarrikadieren darf er den Zugang nicht. Vorausgesetzt natürlich, besagte Abkürzung ist ein offiziell verzeichneter öffentlicher Fußweg. Der leidgeprüfte Hausbesitzer kann höchstens einen Antrag beim zuständigen Council stellen, wenn er seinen Frühstückstee gerne wieder unbeobachtet im Morgenrock zu sich nehmen will. Er könnte anbieten, den Weg ans Ende des Grundstücks zu verlegen. Aber eine Garantie, daß der Council diesem Unterfangen zustimmt, gibt es nicht.
    Wenn man es recht betrachtet, haben Fußgänger in England eine entschieden bessere Lobby als Autofahrer. Manch automobil- und PS-begeisterter Engländer spricht voller Andacht von Deutschlands Autobahnen, wo dem freien Bürger freie Fahrt gewährt wird. Auf englischen motorways lautet das Tempolimit 120 km. Daran hält sich zwar nicht jeder, aber die Zahl der Raser, die mit 200 km pro Stunde auf der Überholspur tieffliegen, ist nicht groß. Außerdem gibt es in England herzlich wenige Autobahnen. Schauen wir uns Südengland näher an: Da gibt es mit der M25 den Ring um London, der trotz permanenten Ausbaus auf noch mehr Spuren auch Englands größter Parkplatz genannt wird. Von diesem Ring reichen vier magere Ärmchen zur Küste, doch nur zwei kommen wirklich dort an: Die M20 ist die Verbindung nach Dover und die M3 führt nach Southampton und Portsmouth. Die M21 verendet irgendwo hinter Canterbury auf dem Weg nach Ramsgate, und die M23 schafft es Richtung Brighton immerhin noch am Flughafen Gatwick vorbei. Das war’s schon im Südosten. Auf der Höhe von Heathrow trifft die M25 auf die nach Westen gehende M4, die bereits als Grenze Südenglands erwähnt wurde. Es bleibt nur noch die M5 zwischen Bristol und Exeter. Dann ist Schluß. Wer von dort aus weiter will nach Plymouth oder vielleicht sogar bis Land’s End, dem bleibt nur, sich über endlos hinziehende Landstraßen zu quälen, die wenigstens ab und an für ein paar Kilometer zu ausgebauten dual carriageways (zumindest in einer Richtung zweispurige Schnellstraßen) werden. Landschaftlich durchaus ansprechend – nur eilig haben darf man’s nicht. Nun ist das allerdings eine Maxime, die für das Leben in England ohnehin gilt und nicht nur auf Verkehrswege und Transportmittel wie Auto, Bus und Bahn zu beziehen ist.
    Immerhin gibt es inzwischen an den Autobahnen in regelmäßigen Abständen Raststätten. Noch vor etwa zehn Jahren mußte man, in Dover angekommen, bis Reading durchhalten, immerhin 190 Kilometer. Dazwischen lagen zwar einige euphe- mistisch cafés genannte Buden, die aber eher Lastwagenfahrern als gewöhnlichen Englandtouristen als Anlaufstelle dienten.
    Heute kündigen Hinweisschilder auf der Autobahn die Entfernung zu gleich zwei bis drei Raststätten an. Der Reisende kann sich entscheiden, ob er lieber eine der Gruppe »First« oder »Granada« angehörenden Versorgungsstation anfährt oder sich doch lieber »Welcome Break« anvertraut. Die Raststätten entlang der motorways haben mit ihren Verwandten auf dem Kontinent nur wenig gemeinsam. Natürlich geht es auch hier im wesentlichen darum, die Autos aufzutanken und hungrigen Reisenden eine Pause und Proviant zu bieten. Aber die Dimensionen sind doch andere. Erinnern viele doch eher an Vorhöfe großer Kinokomplexe oder Teile von Vergnügungsparks.
    Zum Beispiel Reading: Von der Autobahn führen verschlungene, aber mit Zeichnungen plakativ ausgeschilderte Wege alternativ direkt zur Tankstelle oder auf den ziemlich großen Parkplatz für Autos und Motorräder. Brummis finden Sie dort nicht. Die Reihen sind sorgfältig markiert, der Verkehr kanalisiert, und dazwischen wachsen Bäume und Büsche. Für Hunde und ihre Besitzer gibt es eine Wiese zum Toben und Picknicken. Daneben steht

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