Geburtstag in Florenz
erleuchtete Fenster, als ich meine Läden schloß, und dachte: Celia nimmt ihr Bad – sie hat das gern, so gemütlich, mit einem Glas neben sich, in der Wanne zu liegen. Trotzdem habe ich, als sie Viertel vor sieben noch nicht da war, die Läden wieder aufgemacht und nachgesehen – man badet doch nicht über eine Stunde lang. Darum hab ich dann versucht, drüben anzurufen. Eigenartig ist das schon, das können Sie nicht bestreiten.«
Der Maresciallo hatte die Erfahrung gemacht, daß die Menschen oft eigenartig sind, aber das behielt er für sich. Statt dessen sagte er, in erster Linie, um ihre Ängste zu beschwichtigen: »Es könnte auch sein, daß sie eingeschlafen sind und das Licht haben brennen lassen.«
»Ich weiß, was Sie wirklich meinen.« Bei diesen Worten drehte er sich erstaunt nach ihr um. »Aber in der Hinsicht spielt sich schon seit geraumer Zeit nichts mehr ab zwischen den beiden. Celia erzählt mir allerhand, und ich bin eine gute Zuhörerin. Giorgio kann sagen, was er will, wenn einem jemand zuhört, kann das schon eine Hilfe sein.«
»Ja. Ja, durchaus.«
»Schauen Sie, ich möchte Ihnen um alles in der Welt nicht die Zeit stehlen, aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn sich herausstellen sollte, daß etwas passiert ist.«
»Keine Sorge, Signora. Sie haben sich ganz richtig verhalten. Und jetzt bleiben Sie schön ruhig hier sitzen und trinken Ihr Glas aus, während ich rübergehe und nachsehe, was mit Ihren Nachbarn ist.«
»Moment …« Mühsam rappelte sie sich hoch. »Ich hab hier irgendwo die Schlüssel zur Scheune … Celia sagt immer, für den Notfall, wissen Sie, oder wenn sie ihre eigenen womöglich mal verliert, und ich finde sie auch ganz bestimmt …«
Wie nicht anders zu erwarten, dauerte es geraume Zeit.
Der Maresciallo nahm die Schlüssel in Empfang, verzieh ihr die lange Suche und ging hinaus.
Als der Fahrer ihn kommen sah, ließ er den Motor an.
»Nein, nein … Kommen Sie mit. In der Scheune da drüben ist irgendwas nicht in Ordnung.«
Auch wenn er das bis jetzt nicht zugegeben hatte, war der Maresciallo genauso überzeugt, daß drüben etwas nicht stimmte, wie die Signora Torrini. Zunächst einmal war es zu still. In der Wohnung einer Schriftstellerin sollte man hin und wieder eine Buchseite rascheln hören oder zumindest ab und an eine Bemerkung, die die Eheleute sich von Zimmer zu Zimmer zuriefen. Und dann dieses Badezimmerfenster. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Es war erleuchtet, aber nicht beschlagen. Trotzdem, nichts Eindeutiges.
»Läuten Sie mal.«
Nach zwei-, dreimal Klingeln wechselten sie einen Blick. Der Fahrer, ein junger Rekrut aus Sardinien mit großen Augen, der auf den Namen Giuseppe Fara hörte, erbot sich: »Soll ich die Tür aufbrechen, Maresciallo?«
Der Maresciallo zog den Schlüssel aus der Tasche und sperrte auf. Sobald sie drin waren, hämmerte er von innen gegen die Türfüllung und rief: »Carabinieri! Ist jemand da?«
Keine Antwort.
»Suchen Sie mal nach ’nem Lichtschalter.«
Nach einigem Umhertasten hatte Fara ihn gefunden. Es war ein hübsches Zimmer, quadratisch geschnitten, mit farbenfrohem Terrakotta-Fußboden. In der einen Hälfte war die Küche untergebracht, in der anderen standen Korbsessel auf hellen Teppichen gruppiert. In einem riesigen Krug steckten Schilfrohrkolben und hohe gefiederte Gräser. Der große rustikale Kamin stammte zweifellos aus einem Bauernhaus. Der Maresciallo trat näher. Die Scheite waren heruntergebrannt, glühten aber noch schwach in der Asche. Es war warm im Zimmer.
»Sollen wir mal oben nachsehen, Maresciallo?« Fara deutete auf die Wendeltreppe, eine Holz- und Stahl-Konstruktion in der Ecke.
»Sie warten hier.« Er las Enttäuschung und Erleichterung zugleich im Gesicht des Jungen, als er den Aufstieg begann. Die Treppe war nicht für jemanden mit seiner massigen Statur gebaut, und der Maresciallo ging wohlweislich langsam. Im Obergeschoß war der quadratische Raum unterteilt in ein kleines Bad zur Linken, in dem Licht brannte und dessen Tür einen Spaltbreit offenstand, und ein Schlafzimmer auf der rechten Seite. Auch hier war die Tür nur angelehnt, doch der Raum lag im Dunkeln. Der Maresciallo stieß die Badezimmertür auf.
Keine Dampfschwaden, kein Dunst. Es war kalt im Raum, und auch das rote Wasser mit der blaßrosa Schaumschicht drauf war offenbar längst abgekühlt. Es roch nicht nach Tod, sondern nach einem blumigen Parfüm, wahrscheinlich der Badezusatz. Die Frau in der Wanne
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