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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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…«
    »So sollten Sie nicht sprechen, wo Sie noch Ihr ganzes Leben vor sich haben.«
    »Was denn für ein Leben? Wo soll ich hin? Was soll ich denn anfangen? Ich hab doch niemanden!« Sie brach neuerlich in Tränen aus, machte aber keine Anstalten, ihr Gesicht zu verbergen. Speichel tröpfelte ihr aus dem Mund und vermischte sich mit den jetzt rascher fließenden Tränen. Ihre Nase lief. Der Maresciallohieltihreinzusammengefaltetesweißes Taschentuch hin, doch sie warf nur wütend den Kopf zurück.
    »Was soll ich bloß machen? Ich bin ihm scheißegal!«
    Der Maresciallo setzte sich auf einen Stuhl mit runder Lehne, über die achtlos ein Nachthemd und Unterwäsche geworfen waren.
    »Das wissen Sie aber doch schon lange, nicht wahr? Er muß schon vor Weihnachten Schluß gemacht haben, denn er wollte ja verhindern, daß Sie zu Weihnachten nach Hause kommen. Ist es nicht so?«
    »Aber bloß, weil er Angst hatte, daß sie’s rauskriegt! Nur weil ihr das ganze Geld gehörte, weil sie …«
    »Nein, nein … Und was war denn mit den anderen?«
    »Welche anderen?« Ihre geschwollenen Augen blitzten eifersüchtig auf.
    »Ja, haben Sie das nicht gewußt? Daß er in seiner Wut darüber, sich Ihrer Mutter so unterlegen zu fühlen, der Reihe nach mit jeder ihrer Freundinnen ins Bett gehen wollte?«
    »Das glaub ich Ihnen nicht.«
    »Dann fragen Sie ihn selber. Die haben ihn natürlich alle zurückgewiesen. Sie hielten nämlich sehr viel von Ihrer Mutter. Und dann hat er sich vermutlich entschlossen, es bei Ihnen zu probieren. Für ihn waren Sie bloß etwas, das ihr gehörte und das er sich trotzdem nehmen konnte, eine schwächere Ausgabe ihrer selbst, die er zu beherrschen vermochte. Wann hat es angefangen?«
    Sie antwortete ihm nicht gleich, und es sah aus, als versuche sie immer noch zu begreifen, was sie da eben gehört hatte. Ihre Hände schlossen sich auf den Knien zu fest geballten Fäusten, und ihr Atem ging stoßweise.
    »Ich bring ihn um …«
    »Weshalb? Hatten Sie denn nicht das gleiche im Sinn? Etwas zu stehlen, das ihr gehörte? Dabei hätten Sie doch an der Universität Freunde haben können, so viele Sie wollten. Also – wann hat es angefangen?«
    »Ich ging noch zur Schule.« Sie sah ihn nicht an.
    Obgleich die Raserei des Mädchens ihn entsetzte, überkamen auch den Maresciallo beim Gedanken an Forbes Mordgelüste. Schließlich war Jenny damals nur ein naives Schulmädchen gewesen.
    »Ich hab gehört, er habe Ihnen bei Ihren Prüfungen geholfen?«
    Sie nickte.
    »Aber später können Sie sich doch nicht mehr oft gesehen haben, als Sie auf die Universität gingen und die beiden hier in Italien lebten.«
    »Er kam öfter nach London. Um über Aufträge für Reportagen zu verhandeln und so. Wir haben uns dann dort in unsrem Haus getroffen.«
    »Im Haus Ihrer Mutter. Und wenn Sie hierher kamen?«
    »Sie war durch ihre Arbeit oft weg, Recherchen für ihre Bücher und lauter so ’n Zeug.«
    Zeug, das die beiden ernährt, gekleidet und ihnen ein Dach über dem Kopf gesichert hatte, während sie … »Ich wollte es ihr sagen, und dann hätte ich mit ihm fortgehen können.«
    »Und wovon hätten Sie leben wollen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wir wären schon irgendwie durchgekommen.«
    »Aber er wollte nicht?«
    »Nein …« Ihr Gesicht verzerrte sich kläglich: ein Bild des Jammers. »Ich dachte, er sei mich leid geworden, weil ich nicht so klug und so interessant war wie sie. Und als ich dann nach Hause kam, mußte ich auf einmal hier schlafen! Keiner mag mich! Keiner! Warum verhaften Sie ihn nicht? Er hat sie umgebracht! Am Ende hat er sie umgebracht, um mich zu bekommen!«
    »Nein …« Der Maresciallo wagte kaum zu atmen. Wenn sie sich weiter aufs Lügen versteifte, dann wäre ihre Aussage gegen Forbes keinen Pfifferling wert, wäre nichts als eine hysterische Anschuldigung, die sein Verteidiger vor Gericht in der Luft zerfetzen würde. Er mußte sie dazu bringen, die Wahrheit zu sagen, aber er wußte nicht, wie.
    »Dieser Mann«, begann er behutsam, »dieser Mann hat Ihnen schon Ihre Mutter genommen, die Sie aufrichtig liebte, er hat Ihnen Ihren Seelenfrieden geraubt und Ihre Jugend. Wenn er ungeschoren davonkommt mit seiner Tat, dann wird er obendrein noch eine Menge Geld einstreichen, das von Rechts wegen Ihnen gehört und ursprünglich von Ihrem Vater stammt. Erinnern Sie sich an Ihren Vater?«
    »Ich … ja …« Das schien sie zu beruhigen.
    »Er hat sichergestellt, daß Sie versorgt sind – durch Ihre

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