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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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musterte das Top und hängte es zurück. Chelsea wäre wenig überrascht gewesen, wenn Lulu es, obwohl sie sich alles leisten konnte, einfach eingesteckt hätte. Lulu hatte eine Kreditkarte, und ihre Eltern beglichen die Rechnungen, ohne mit der Wimper zu zucken. Trotzdem ließ sie immer wieder das eine oder andere Teil mitgehen … ein T-Shirt, einen Lippenstift, ein Plüschtier aus dem Geschenkeladen. Warum tust du das?, hatte Chelsea gefragt. Lulu hatte sie verständnislos angesehen, so als fände sie die Frage absurd. Keine Ahnung .
    »Ich habe ihn in der Today Show gesehen«, sagte Lulu und beobachtete Chelsea über einen Ständer mit Yoga-Hosen hinweg. Aus den Lautsprechern dröhnte Rihanna. »I love the way you lie«, trällerte sie.
    »Oh«, sagte Chelsea.
    Sie mochte es nicht, wenn ihr Vater im Fernsehen auftrat. Der Mann auf dem Bildschirm war ein müder Abklatsch des Menschen, den sie kannte, jede Geste wirkte falsch und einstudiert. Jeder band es Chelsea auf die Nase, wenn er Sebastian im Fernsehen oder sein Buch im Laden gesehen hatte. Die Leute waren beeindruckt und schauten Chelsea ehrfürchtig an, manchmal meinte sie Mitleid in ihren Blicken zu erkennen. Chelsea hasste das. Niemand kannte ihn wirklich, alle sahen nur, was er in der Öffentlichkeit von sich preisgab. Die ganze Wahrheit kannten nur sie und ihre Mutter. Ein Bestseller und ein Auftritt im Fernsehen konnten das Erlittene nicht ansatzweise aufwiegen. Auf der anderen Seite gönnte sie ihm seinen Erfolg. Chelsea beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Heute hat mir ein süßer Typ eine Freundschaftsanfrage geschickt. Adam McKee. Kennst du ihn?«
    Lulu ging zum Ausgang.
    »Kann sein, wie sieht er denn aus?«
    »Schwarze, hochfrisierte Haare, braune Augen. Er wohnt in Brighton.«
    Lulu zog übertrieben die Schultern hoch und spielte die Unwissende.
    »Keine Ahnung. Zeig mal.«
    Führte sie etwas im Schilde? Bei Lulu konnte man nie wissen. Obwohl sie die besten Freundinnen waren, traute Chelsea Lulu manchmal nicht über den Weg. Manchmal verschwieg Lulu ihr das Entscheidende, wenn auch nicht für lange. Zum Beispiel ihre Entjungferung im vergangenen Jahr. Oder dass sie neulich zum ersten Mal gekifft hatte. Chelsea hatte nichts davon jemals ausprobiert.
    »Er ist dein Facebook-Freund«, sagte sie.
    »Schätzchen«, Lulu seufzte mit gespielter Nachsicht. Sie hatten das Forever 21 verlassen und gingen zu den Imbissständen in der Rotunde. »Ich habe fünfhundert Facebook-Freunde. Wie soll ich mir die alle merken?«
    Chelsea holte ihr Handy heraus und zeigte Lulu das Bild.
    »Er ist tatsächlich süß!«, rief Lulu und riss Chelsea das Handy aus der Hand. »Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Du freundest dich mit Leuten an, die du nicht einmal kennst? Das darf man doch nicht«, sagte Chelsea.
    Lulu verdrehte genervt die Augen. Sie fand Chelsea zu brav und zu spießig.
    »Ist das nicht der Sinn von Facebook?«, fragte Lulu. »Sich anzufreunden?«
    »Ich fasse es nicht«, entgegnete Chelsea. »Hast du noch nie von Internetstalkern gehört? So nach dem Motto: Hey, ich bin sechzehn und echt cool, wollen wir uns bei Starbucks treffen? Und dann: Huch, Pech gehabt, ich bin ein dreißigjähriger Serienmörder! Komm, ich bringe dich nach Hause … in meinem Kofferraum !«
    »Mein Gott, Chelsea.« Lulu kicherte und legte der Freundin eine Hand auf die Schulter. »Komm runter.« Sie tippte auf Annehmen und lächelte Chelsea schief an.
    »Lulu!«
    »Du hast einen neuen Freund!«, sagte Lulu. »Frag ihn, ob er herkommt.«
    »Auf keinen Fall.«
    Lulu rannte mit Chelseas iPhone davon. Währenddessen tippte sie weiter.
    »Was tust du da?«, rief Chelsea und holte Lulu im Sitzbereich zwischen Coach und Tiffany ein.
    Lulu ließ sich auf ein Ledersofa sinken, legte die Beine hoch und gab Chelsea das iPhone zurück.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll uns vor dem Panda Express treffen.«
    »Du machst Witze!« Chelsea war entsetzt – und aufgeregt. Hatte sie ihrer Mutter nicht eben noch erklärt, wie unwahrscheinlich es war, einem Verbrechen zum Opfer zu fallen? »Das ist doch verrückt. Wie konntest du nur.«
    »Dann ruf doch deine Mom an«, sagte Lulu herausfordernd. »Soll sie doch kommen und dich abholen. Ich werde auf ihn warten.«
    Lulu und Chelsea kannten sich seit dem Kindergarten. Chelsea war die Schlaue, Lulu die Hübsche. Chelsea war vorsichtig, Lulu war wild. Chelsea war verantwortungsbewusst und fleißig, Lulu mogelte sich durch. So sah die Rollenverteilung

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